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Nach 40 Jahren verabschiedete sich DI Christian Jochum (2.v.r.) in den Ruhestand. Ing. Wolfgang Praskac, Ulrike Jezik-Osterbauer und DI Karin Lorenzi (v. l. n. r.) bedankten sich im Namen der Branche © Renate Stoiber

Buga 2023

Als Einheit auftreten

Ein Artikel von Renate Stoiber | 01.11.2023 - 11:28

Beim Budget des Blumenmarketing Austria für 2024 sieht sich die Geschäftsführerin DI Karin Lorenzi einigen Ungewissheiten gegenüber und gestaltete es daher eher vage, basierend auf den Förderungen im gleichen Umfang wie bisher. Es gäbe nämlich (zum Tagungszeitpunkt) z.B. noch keine Förderrichtlinie für die jährlich beantragte Förderung und auch keine Formulare. Auch beim Ministerium selbst lag noch keine Richtlinie vor, mit den bekannten Themen sollte es aber kein Problem darstellen, die entsprechenden Förderungen erneut zu beantragen. Die Antragstellung sollte dann bis Ende des Jahres anstatt Ende Oktober möglich sein. Bei der Auszahlung kommt es voraussichtlich zu Veränderungen und es werde nur ein Teilbetrag bis Mitte des Jahre ausgezahlt. Der Restbetrag kommt erst mit Fertigstellung des Endberichts übermittelt zur Auszahlung.

Auch bezüglich Pelargonium for Europe gebe es noch keine Kommunikation, eine Förderung sei derzeit noch fraglich. Das mache ihre Planung schwierig. Der Großteil der Ausgaben ist erneut für Werbemaßnahmen eingeplant. Der Tag der offenen Gärtnerei ist wie immer der letzte Samstag im April, das ist der 27. April 2024.

Diskussion um Gemüse des Jahres

Heuer stand die Zitronengurke Bella Limonella als Gemüse des Jahres zur Verfügung. Die Bestellungen bezeichnete Lorenzi als überschaubar und auch zusätzliche Werbemittel wurden im kleineren Umfang bestellt. Die Bewerbung erfolgte über Rundfunk Privatsender (mit Hinweis auf den Tag der offenen Gärtnerei), Social Media, Beetgeflüster (Frühlings und Sommerausgabe), Presse und über die AMA Infos und Tipps.

Obmann Ing. Wolfgang Praskac berichtete über einen ganz guten Verkauf im Geschäft, man präsentiere das Gemüse immer recht prominent. Es werde so einfach mitgenommen. Er sieht den Erfolg des Gemüse des Jahres v.a. darin, dass deshalb Kunden ins Geschäft kommen, auch wenn sie dann etwas anderes mitnehmen (bei dem der Deckungsbeitrag vielleicht sogar besser ist) und nicht gerade diese Pflanzen. Deshalb fände er es gut wenn das Angebot in Österreich auch deckend verfügbar wäre und Werbung gemacht wird. Es müsse die Pflanzen dann aber wie bei anderen Ketten auch in jedem Geschäft geben und nicht nur in jedem zweiten. Das würde jedem einzelnen Gärtner finanziell etwas bringen. Diese Pflanzen sind etwas, das es eben nicht überall gibt. Er bat alle Anwesenden, darüber nachzudenken und diese Tatsache im Hinterkopf zu behalten.

In der Steiermark ist es bis Mitte Mai gut gelaufen – vielleicht auch werbebedingt – danach ist der Verkauf abgeflacht. Dazu kam die kalte Witterung von Ende April bis Mitte Mai, was kein typisches Wetter für Gurkenpflanzen sei. Generell waren die steirischen Gärtner nicht sehr zufrieden, auch das Feedback der Kunden war verhalten. Die Pflanzen schauen zwar lustig aus, tragen aber zu wenig Früchte. Man müsse aber vom Gedankengut weg, dass die Pflanze ein zusätzlicher Umsatzbringer sei, sondern sie als Werbeträger sehen.

Auch aus Vorarlberg kam die Meldung, dass die Pflanzen nicht so gut gingen. Es war nicht etwas Neues, das sich gut von selbst verkauft, sondern das Angebot musste aktiv beworben werden. Die Pflanzen wurden zum Ende hin sogar verschenkt. Die Rückmeldungen aus den Gärtnereien waren verhalten. Es stelle sich dabei in der Vorbereitung immer die Frage, ob das Gemüse gut verkaufbar sein solle oder etwas Besonderes, damit man im Gespräch bleibt. Es war hier eben der zweite Weg und nicht der Umsatzbringer. Dazu merkte Praskac an, dass es ja bei der Idee eben darum gehe, Aufmerksamkeit zu erregen.

Von Marketingseite her merkte DI Wendelin Juen, Fachbereichsleiter in der LK Tirol, an, das Gemüse des Jahres biete eben eine Möglichkeit, dass sich die Einzelbetriebe als Einheit im Gleichklang zeigen. Dafür braucht man etwas, das es sonst nicht gibt. Die Leute kommen dann und gehen eben nicht zum Obi und kaufen dort ihre Tomatenpflanzen, sondern nehmen sie gleich hier mit.

Gerhard Six (LK Niederösterreich) sieht das Problem darin, die Gärtner zu überzeugen diesen Gedanken ernst zu nehmen. Es kämen dann Rückmeldungen, dass Probleme wie z.B. Mehltau aufgetreten seien. Wenn man aber die 1.000ste Tomatensorte als Neuheit präsentiere, sei die Branche austauschbar.

In Salzburg wurde sogar vom branchenfremden Handel angefragt wo diese Pflanzen erhältlich wäre. Da konnte man dann die Rückmeldung geben, dass dies eine Sache des Fachverbandes ist und nur in Fachgeschäften erhältlich. Das sei ja auch der Plan bzw. die Idee dahinter. Daran sehe man, dass die Werbung wirkt und es sei eigentlich bezeichnend, dass sich die Branchenfremden darum bemühen und nicht die Gärtner, für die die Werbung gemacht wird.

2024 wird das Jahr der Kletterzucchini, entsprechendes Material ist natürlich wieder bestellbar und auch die Werbungsmaßnahmen finden wie gehabt statt. Zusätzlich sind auch die Etiketten für die Pflanzen der Vorjahre wieder beim BMA bestellbar, um die Pflanzen müsse man sich selbst kümmern. Praskac wies darauf hin, dass er z.B. die Pflanzen nicht selbst produziere, sondern sie vom Produzenten der Sommerblumen mitbezieht. Wenn es für manche Betriebe ein Problem sei, die doch kleinen Mengen selbst zu produzieren, dann wäre es ein Vorschlag, dass in jedem Bundesland einer oder zwei die Produktion übernehmen, die sowieso an andere liefert. Dann täten sich diese leichter bei der Produktion und viele Gärtnereien, die nur wenige abnehmen, hätten die Pflanzen dann auch.

Das Problem dabei sei aber, dass die Gärtnerkollegen ihre Bestellungen nur sehr vorsichtig vornehmen und wenn ein Produzent dann auf dem Produkt sitzen bleibe, überlege er es sich das nächste Mal oder lasse es ganz, für andere zu produzieren. Das kam in den vergangenen Jahren schon vor, zudem sei das Produkt ja auch nicht billig mit dem ganzen Paket dazu. Zusätzlich kann es passieren, dass die Pflanzen dann beim branchenfremden Handel landen, weil die Fachgeschäfte sie nicht abnehmen und der Produzent sie dort regional absetzen kann. Die Frage sei, wie man mehr Betriebe dazu bringt, das Gemüse des Jahres anzubieten, die Begeisterung des ersten Jahres habe deutlich nachgelassen.

Die exklusive Gartenpflanze des Jahres

Die heurige Gartenpflanze des Jahres war eine rote Ribisel – der Rote Reinhard. Sie wurde zwar von vielen Gärtnereien und Baumschulen bestellt, aber nur in sehr kleinen Mengen, woraus sich ein eher schlechter Absatz ergab. Auch hier waren Werbemittel bestellbar und die Bewerbung erfolgte über Radiowerbung, Presse, Social Media, Beetgeflüster (Frühlings- und Sommerausgabe) und AMA Infos und Tipps.
Lorenzi hat bereits die Rückmeldung erhalten, dass die Unzufriedenheit hoch war, da das Produkt auch preislich übers Ziel hinausgeschossen ist. Praskac merkte an, dass man da eben vor dem besprochenen Problem stehe, dass eine rote Ribisel nichts Außergewöhnliches sei. Da waren die zweifärbigen Erdbeeren schon etwas anderes obwohl auch deren Preis nicht niedrig war – das war aber eben etwas Hervorstechendes.

Da, wie Praskac anmerkte „eine rote Ribisel eben eine rote Ribisel sei“, habe man sich für 2024 etwas Interessanteres überlegt, scherzte Lorenzi: Einen Säulenapfel mit kleinen rotfleischigen Früchten und attraktiver rosa Blüte. Er ist mit einer Breite von 60 cm und Höhe von 250 cm geeignet für kleine Gärten und Balkone. Werbemittel sind erhältlich. Der Preis von 20,–/Stk. bzw. 39 Euro Verkaufspreis liegt wieder eher im gewohnten Bereich. Die Bewerbung erfolgt wie im heurigen Jahr, die Radiowerbung wird sich aber nicht konkret auf das Produkt beziehen, da es nur in geringer Menge produziert wird und nicht flächendeckend im Angebot sein wird. Man wird im Frühling eher generell auf die Pflanzzeit von Gehölzen hinweisen und auf Obstgehölze.

Kein Tag des Nützlings

Der heurige Tag des Nützlings fand im Juni statt und war laut Lorenzi „eine schwere Geburt“. Teilgenommen haben 29 Betriebe, die auch Material bestellten. Die Kooperation mit Biohelp funktionierte gut. Da die Resonanz aber nicht so groß war – es sei aufwändig, man brauche eigenes Personal, das sich im Betrieb wirklich gut auskennt – hat der Fachbeirat beschlossen, 2024 nur noch Pressearbeit (Anfang Juni) zu leisten. Dort wird das Thema sehr gut angenommen und wenn ein Betrieb selbst etwas machen möchte ist das natürlich möglich. Aber es gibt kommendes Jahr keinen direkten, beworbenen Tag.

Geburtstag für Beetgeflüster

Heuer war das zehnte Jahr des Kundenmagazins, für das kommende Jahr sind die Inhalte bereits fixiert. Da es für die Redaktion noch nie eine Erhöhung gab, beschloss man eine Erhöhung der Kosten für die Redaktion pro Ausgabe, die Preise für die Gärtnereien bleiben gleich. Die Sonderausgaben Küchengarten und Naschgarten sind wieder bestellbar.
Zu den Auflagezahlen ist zu sagen, dass im Frühling und Sommer mehr Heft abgesetzt werden, als im Herbst und Winter aufgrund von geschlossenen Betrieben. Die Auflagenentwicklung der Frühlingsausgabe hat sich nach Corona wieder erholt und stabilisiert. Ähnlich die Sommerausgabe. In manchen Bundesländern wäre aber noch Potenzial da, merkte die Geschäftsführerin an. Die Herbstausgabe ist konstant und auch die Winterausgabe zeigt sich relativ stabil. Lorenzi wies dabei auch wieder auf die unterschiedlichen Möglichkeiten der Individualisierung mit Mutierungen, Umschlaggestaltungen und Inhalten bei Mindestabnahme hin.

Weitere Werbemittel werden etwas eingeschränkt, da das Lager inzwischen unübersichtlich wird. Der Online-Shop ist geöffnet, es gibt Malbücher, Kressesamen, Bienenpflanzen-Broschüre, Sonderausgaben des Beetgeflüster und die Etiketten der Gemüse des Jahres der Vorjahre – online oder per Email (kein Fax mehr).

Die Aktion „Schule in der Gärtnerei“ wird wieder stattfinden. Die Abläufe sind inzwischen bewährt, allerdings in den Bundesländern unterschiedlich – Schulen machen mit den Gärtnereien selbst Termine aus oder es wird zugeteilt. So wie es eingewöhnt ist, findet die Aktion auch 2024 wieder statt. Unterlagen müssen bis Weihnachten bestellt werden und werden wieder von der AMA gedruckt.

Neues Eigenprodukt ohne Torf

Der Werberückfluss der Eigenmarken hat sich gut entwickelt und steigt, wobei die Werbeaufschläge angepasst und erhöht wurden. Die Verkaufszahlen sind z.T. steigend z.T. auch rückläufig, Detailzahlen sind auf Nachfrage bei Lorenzi erhältlich. Positiv entwickeln sich die Produkte, die der Baumschulverband hat. Das Design ist neu gestaltet und damit wurde auch gleich ein neues Produkt eingeführt. Der Fachhandel bietet nun – wie es in der Resolution des Bundesverbandes zum Thema Torf vorgesehen ist – ein torffreies Produkt an: Terra Preta Gemüseerde aus Holzfaser, Kompost, Ton und Pflanzenkohle mit organischem Dünger. Erhältlich ist die Erde seit der heurigen Saison, die Rückmeldung sind bisher gut.

Die Neugestaltung der nächsten Produkte ist in Vorbereitung und wird verlaufend durchgeführt, 2024 sind dann z.T. zwei Verpackungslinien im Umlauf. Laut GBC geht es aber schneller als gedacht und die meisten Produkte sollten mit Mai 2024 umgestellt sein. Geplant ist das für Gartenfaser, Blumenerde (10, 20, 45 und 70 l), Pflanzerde 70 l, Moorbeeterde 50 l, Bio Gemüse Hochbeeterde, Langzeitdünger 1 kg, Monatsdünger 1 kg und Nährsalz blau und violett.

Zu eventuellen Diskussion bezüglich des Verkaufspreises empfahl der Obmann, sich einmal umzuschauen, was der branchenfremde Handel inzwischen für entsprechende Produkte verlange. Dann relativiere sich auch der Preis des Gärtner Exklusiv-Produkts. Laut GBC sei man preislich durchaus marktgerecht unterwegs und für die Gärtner sind auch noch gute Aufschläge möglich. Man kalkuliere dabei grundsächlich einen Aufschlag von mehr als 100 %, das habe der branchenfremde Handel nicht.

Verabschiedung eines Unterstützers

Den Punkt Allfälliges nutzte Ulrike Jezik-Osterbauer dazu, DI Christian Jochum von der Landwirtschaftskammer Österreich, Referatsleiter Agrarvermarktung und Sonderkulturen, in den Ruhestand zu verabschieden und sich bei ihm für die Unterstützung zu bedanken.

Zum Abschied möchte Jochum der Gartenbau-Branche mitgeben, dass man sich als kleine Branche benachteiligt fühle, sei auch politisch so. Das lasse sich auch nicht wirklich ändern. Aber wenn sich die Branche – wie es im Gartenbau ist – gut selber helfen kann, dann hat das sein Gutes und verringere die Abhängigkeit. Als Beispiel brachte es die Geschäftsführerin, die zwar zu 100 % über die Landwirtschaftskammer angestellt sei, aber zu 90 % über den Sektor refinanziert werde, das gäbe es in keinem anderen Bereich.

Grundsätzlich habe die grüne Branche Rückenwind, man müsse aber auch schauen, dass man den schleichenden Veränderungen der Gesellschaft folgen kann. Im Fachhandel ist die Klientel durchschnittlich eher älter, die Veränderung geht aber auch in Richtung mehr Personen mit Migrationshintergrund. Da solle man schauen, dass man am Ball bleibt. Ansonsten dankt er für das Willkommensein in der Branche und hofft auch weiterhin teilnehmen zu können.