Mit steigenden Temperaturen könnten Baumpflanzungen auch immer weiter nördlich erfolgen. Manche Regierungen fördern deshalb Baumpflanzungsprojekte in der Arktis um die Folgen den Klimawandels entgegenzuwirken. Doch Bäume in baumlosen Tundren, Mooren oder offenen borealen Wäldern zu pflanzen, ist der falsche Weg, es kann die globale Erwärmung noch verstärken. Laut Forscher der Uni Berlin und Dänemark ist durch das fast durchgehende Tageslicht im Frühling und Frühsommer, wenn der Boden noch schneebedeckt ist, die Energiebilanz in dieser Region extrem anfällig für eine Oberflächenverdunkelung. Denn grüne und braune Bäume absorbieren deutlich mehr Wärme von der Sonne als weißer Schnee.
Arktischen Böden speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und eine Störung des Bodens durch Baumpflanzungen, aber auch durch das Wachstum der Bäume selbst, verstärkt den mikrobiellen Abbau des Bodenkohlenstoffs und trägt zur Emission von Treibhausgasen aus diesen kohlenstoffreichen Böden bei. Diese Böden sind sehr anfällig für Veränderungen, sei es durch klimatische Umweltbedingungen oder durch Baumpflanzungen. Die Regionen um den Nordpol in Nordamerika, Asien und Skandinavien sind anfällig für natürliche Waldbrände und Dürren, die die Vegetation immer wieder absterben lassen. Es ist anzunehmen, dass das durch den Klimawandel häufiger und heftiger auftritt.
Die Klimadebatte ist stark auf Kohlenstoff fixiert, da der Mensch durch Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen das Klima verändert hat. Doch entscheidend für den Klimawandel ist die Energiebilanz der Erde – wieviel Sonnenenergie in die Atmosphäre kommt und wieviel sie wieder verlässt. In hohen Breitengraden spielt der Albedo-Effekt - also welche Menge an Sonnenlicht, die ins All zurückgestrahlt wird ohne in Wärme umgewandelt zu werden eine größere Rolle für die Energiebilanz als für die Kohlenstoffspeicherung. Forscher und Wissenschafter fordern daher eine ganzheitliche Betrachtung von Ökosystemen, um sinnvolle naturbasierte Lösungen zu finden, ohne das übergeordnete Ziel zu gefährden: die Verlangsamung des Klimawandels. Wenn man Bäume in hohen Breitengraden anpflanzt z. B. für die Selbstversorgung mit Holz, sollte es keinen Bonus für den Klimaschutz geben. Die Forstwirtschaft im Norden ist dann wie jedes andere Produktionssystem klimaschutztechnisch zu bewerten und hat somit auch negative Auswirkungen auf das Klima und ihre biologische Vielfalt.
Quelle: TU Berlin