Betritt man den neuen Teil des Friedhof Südwest im 12. Wiener Bezirk (Tor 8) fällt der Blick gleich auf einen Hügel, der als Insektenwiese ausgezeichnet ist. Diese wildwachsende Naturwiese dient (wie auf einigen anderen Friedhöfen Wiens) als Lebensraum und Rückzugsort für viele Tierarten. Seit April 2023 finden diese aber auch im angrenzenden Bereich ein Angebot, denn gleich daneben befindet sich ein eingezäunter Bereich, der eher aussergewöhnlich für einen Friedhof ist: In ordentlichen Reihen tummeln sich hier Bio-Gemüsepflanze, ranken sich Tomaten und Paprikastauden und dazwischen leuchten jetzt im August orange Kürbisse hervor.
Was ist da los?
Um die wahrscheinlich häufigste Frage gleich zu beantworten: Die Gemüsebeete sind auf Bereichen angelegt, wo sich keine Grabanlagen befanden. Wer ein Grab auf einem der 46 Wiener städtischen Friedhöfe hat, kann unter Zusammenarbeit mit der Firma Ackerhelden auf dem Friedhof Südwest in Meidling oder dem Wiener Zentralfriedhof im 11. Bezirk (in der Nähe von Tor 2) eigenes Gemüse anbauen.
Nach zwei Monaten waren nur drei der mehr als 70 Parzellen (24 bzw. 40 m2) noch nicht vergeben, diese stellte man im Juni einer Schule, einem Kindergarten und einer Sozialeinrichtung kostenlos zur Verfügung. Wer ein Beet bucht, erhält neben Bio-Jungpflanzen und Leih-Gartenwerkzeug auch umfassende Beratung. Der Anbau unterliegt strengen Bio-Richtlinien.
Auch wenn es für viele skurril klingt, wie die Friedhöfe Wien vermelden ist die Reaktion der „Gartler“ durchwegs positiv. Das Gärtnern wird zur Trauerbewältigung, zur Freizeitgestaltung (oft mit Kindern oder Enkeln) sowie zum Anbau von eigenem Gemüse in Zeiten steigender Preise genutzt. Bienen und Insekten profitieren von den neu bepflanzten und blühenden Arealen. In der kommenden Saison soll das Angebot auf weitere Friedhöfe ausgeweitet werden.
Quelle: Friedhöfe Wien GmbH
