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In Österreich kommt es in absehbarer Zeit nicht zu leeren Regalen wie in britischen Geschäften © Ira Sokolovskaya/Shutterstock.com

Statusbericht

Die österreichische Obst- und Gemüseproduktion im Blick

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 06.03.2023 - 15:09

Insbesondere in den kalten Monaten steigt der Anteil der Importware sehr stark, 2021/22 war Österreich mit Obst zu 41 % und mit Gemüse zu 57 % selbstversorgend. Die Bilder von leeren Obst- und Gemüseregalen in Großbritannien machen aber vielen Kunden Sorgen und werfen die Frage auf ob wir die nächsten Betroffenen sind. Die AMA hat zu diesem Thema einen Statusbericht verfasst.

Wie präsentiert sich die Lage?

Hauptlieferant für den europäischen Markt von Obst und Gemüse ist Spanien, besonders in der vor- und nachgelagerten Saison. In den vergangenen Wochen gab es in Süd-Westeuropa nach einer warmen und wüchsigen Phase einen ausgedehnten Kaltlufteinbruch, der auch die spanischen Hauptanbaugebiete betraf und die Entwicklung der Kulturen schädigte/verzögerte. Besonders betroffen waren Salat, Tomaten, Paprika, Zucchini, Melanzani.

Das und die Zurücknahme von Produktionsflächen führte dazu, dass ca. 20 bis 30 % weniger Ware am Markt war, im Besonderen traf es Paprika und Eisbergsalat. Durch die Lücke im Angebot gingen die Produzentenpreise an die Decke, Anliefermengen wurden gekürzt. Tendenziell ist es in Europa derzeit zu kalt, die Verfügbarkeit an Frischware leidet. In Österreich wurde die verringerte Verfügbarkeit durch andere Ursprünge substituiert. Die hohen Preise konnten nicht 1:1 an die Kunden weitergegeben werden und die finanzielle Belastung wächst.

Was zeigt der Blick in die Zukunft?

Auf den europäischen Märkten kündigt sich inzwischen Entspannung an und auch in den Niederlanden dürfte die Winterstarre ein Ende haben. Die Erzeugerpreise stabilisieren sich, europaweit ist wieder mehr Menge verfügbar. Und auch der österreichischen Markt entspannt sich langsam. Die heimische Saison mit nennenswerten Mengen aus dem geschützten Anbau dürfte je nach Wetterlage ein bis zwei Wochen verspätet, ca. Anfang April, beginnen. Die Verbraucherpreise bleiben voraussichtlich hoch, es ist allerdings davon auszugehen, dass die Schmerzgrenze der Konsumenten erreicht ist. Es dürfte sich eine Sättigung bei den Preisen einstellen.

Ist die Versorgung gesichert?

Die heimische Versorgung mit Frischobst und -gemüse war und ist nicht gefährdet, so die AMA. Vermarkter und Einzelhändler haben auf Engpässe rechtzeitig reagiert, wenn auch mit erheblichen Mehrkosten. Es gibt keinen Überfluss an Ware und der Markt bleibt moderat angespannt, die Versorgung bleibt aber gewährleistet. Die leeren Regale in Großbritannien sind nicht zuletzt durch die Weigerung/Unvermögen der Ketten, das hohe europäische Preisniveau mitzugehen, verschuldet.

Durch den Brexit hat sich die Einfuhr erschwert und die Eigenproduktion erhielt nur mangelhafte Unterstützung vom Staat, das drosselte die Versorgung mit Obst und Gemüse zusätzlich. Viele europäischen Produzenten vermarkten ihre Produkte kostenbedingt vorrangig am Binnenmarkt, durch die geringe Selbstversorgung der Briten (18 % bei Obst, 55 % bei Gemüse) entstand so eine toxische Entwicklung, die in den leeren Regalen gipfelte. Diese Situation wird in Österreich auf absehbare Zeit nicht eintreten. Trotzdem sollten Konsumenten ein Auge auf die heimischen Produzenten haben und sie beim täglichen Einkauf stärken.


Quelle: AMA