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Vertikaler Anbau boomt, jetzt auch in den Vereinigten Arabischen Ermiraten © Lano Lan/Shutterstock.com

Vertical farming

Weltweit größte vertikale Produktionsanlage

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 03.08.2022 - 11:05

Indoor-Farming boomt, mit der neuen Eco-1 hat Emirates Crop One (ein Gemeinschaftsunternehmen der Fluggesellschaft Emirates und dem US-Unternehmen Crop One) in der Nähe des internationalen Flughafens Al Maktoum in Dubai nun die nach Angaben des Unternehmens größte Produktionsanlage der Welt eröffnet. Man könne hier Erntemengen von 1.000 t pro Jahr (ca. 3 t pro Tag) erreichen, es handelt sich um Salat, Spinat, Rucola und anderes Gemüse. Diese sollen einerseits der Versorgung der Fluggäste zugutekommen und in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Verkauf angeboten werden.

Energieverbrauch ist Problembereich

Die Einsparungen im Wasserbedarf sollen sich bei 95 % gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft belaufen und in der Produktion kommen keine Herbizide oder Pestizide zum Einsatz. Damit reagiert man auf die Notwendigkeit der Selbstversorgung im Land, der sich dabei aber große Herausforderungen im Bezug auf Klima und Ernteland stellen. Da die Anlage derzeit mit fossiler Energie aus Gas und Öl betrieben wird, kann sie kaum als nachhaltige bezeichnet werden, man wolle aber in Zukunft auch auf Solarenergie setzen. Diesbezüglich könnte sich die vertikale Landwirtschaft in Dubai eigentlich austoben, wie Daniel Podmirseg vom Vertical Farm Institute in Wien gegenüber dem Standard betonte, denn Sonnenenergie steht in den Vereinigten Arabischen Emiraten beinahe grenzenlos zur Verfügung.

Auch in Österreich gibt es immer mehr Anstrengungen vertikale Farmen einzurichten. Die Projekte des Vertical Farm Institute sind ein Beispiel dafür, man versucht den Ausbau der vertikalen Landwirtschaft zu befördern. Im technischen Museum steht (derzeit noch) ein Simulationsprojekt, in St. Pölten plante man eine Einrichtung am Dach der polytechnischen Schule, der leider derzeit nicht verwirklicht wird. Im Testlabor in Wien arbeitet das Unternehmen an einem kleinen vertikalen Kräuterbeet für Restaurants. Von einer großflächigen Umstellung ist man aber noch entfernt in Österreich. Ein anderes Beispiel liefert der Lebensmitteleinzelhändler Billa, der vor kurzem im 10. Wiener Bezirk begann in einem Schiffscontainer Kräuter und Salate aus heimischen Setzlingen zu ziehen. Nach der Ernte kommen Petersilie, Basilikum, Koriander, Eichblatt- und Lollo-Salat mit Erdpresswürfeln in den Verkauf.

Interessant ist, dass sich bereits in den 1960er Jahren in Wien vertikale Gewächshauskultur entwickelte. Der Ingenieur Othmar Ruthner wurde durch die Erfindung des Turmglashauses bekannt, mit dem er den Gartenbau und die Ernährungssituation revolutionieren wollte. Auf einem sich ständige drehenden Paternoster hingen Hängevorrichtungen für die Befüllung mit Töpfen, an der tiefsten Stelle war eine Tauchstelle mit Wasser und Nährlösung angebracht. Allerdings machten die aufwändige Wartung und die hohen Kosten für den Strom eine effiziente Produktion unmöglich und so verschwanden die Türme im Lauf der Zeit wieder. Der hohe Energieverbrauch ist noch heute ein großer Problembereich des „vertical farming“.


Quellen: VerticalDaily, Topagrar, Standard, Wiener Zeitung, Leadersnet