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Die Art der Grabgestaltung ändert sich. Ein naturnaher Bezug wird wichtiger. (Symbolfoto) © DrehundSchnitt/Shutterstock.com

Wien

Gemüseanbau am Grab

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 15.02.2022 - 09:29

Die Art der Grabgestaltung verändert sich. Naturbestattungen nehmen immer mehr zu. Naturnahe Varianten, weg von dicken Granitplatten und hin zu üppig vielfältigem Pflanzenbewuchs sind gefragt. Der Friedhof Matzleinsdorf verfolgt seit einiger Zeit ein besonderes Konzept, um den Friedhof zukunftsfit zu machen. Da Flächen zum Gärtnern im zehnten Bezirk rar sind, beschloss man, die ungenutzten Flächen gegen ein Entgelt in Höhe einer Grabmiete für Bepflanzungen anzubieten.

Am Anfang hatte jeder Mitarbeiter des Friedhofs die Möglichkeit, auf jeweils zwei Gräbern Obst und Gemüse anzubauen – ausschließlich auf aufgelassenen. Das Angebot fand Anklang und Angehörige von Gräbern pflanzten Heidelbeeren, Radieschen, Karotten, Mangold und Kohlsprossen. Ein heikles Unterfangen, das auch Unmut hervorrief. Durch zahlreiche Gespräche konnten dieser allerdings beseitigt werden. Durch die kleine, überschaubare Größe des Friedhofes kommen die Leute leicht ins Gespräch. Nachdem die Akzeptanz für den Gemüse- und Obstanbau geschaffen war, ging der Friedhof einen Schritt weiter und vermietet nun an jede Person, die das möchte, ungenutzte Grabflächen.
Auf dem Matzleinsdorfer Friedhof ruhen auch Katholiken, Muslime, Baptisten, jüdische Verstorbene oder Menschen ohne Bekenntnis. Orthodoxe Beisetzungen nehmen zu und bringen auch neue Rituale und Bräuche mit sich. Angehörige bleiben nicht nur für ein kurzes Gebet, sondern verweilen mit Essen und Getränken mehrere Stunden.


Quelle: Der Standard