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Im Vergleich zu einer dunklen Nacht waren Regenwürmer bei Lichtverschmutzung weniger aktiv an der Oberfläche. © Garna Zarina/Shutterstock.com

Forschung

Regenwürmer reagieren auf Licht

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 21.02.2024 - 08:01

Nur wenige Flächen sind in unserer Kulturlandschaft nachts völlig dunkel. Straßenbeleuchtung und vorbeifahrende Fahrzeuge beeinträchtigen unsere Ökosysteme. In der Nacht schlängeln sich Regenwürmer aus ihren Gängen um an der Bodenoberfläche nach kleinen Samen zu suchen. Regenwürmer haben keine Augen, können aber über spezielle Sinneszellen Licht wahrnehmen. Für das Forschungsprojekt wurden Tauwürmer (Lumbricus terrestris) in Pflanztöpfen gehalten, die über Nacht komplett abgedunkelt wurden oder schwacher Straßenbeleuchtung ausgesetzt waren. Auch Samen von Ragweed (Ambrosia artemisiifolia) wurden in den Töpfen ausgesät. Die Forschungsfrage war, inwieweit die Lichtverschmutzung die Interaktion zwischen Regenwürmern und Ragweed beeinflusst, da Regenwürmer auch Pflanzensamen fressen und die Keimungsbedingungen von Pflanzen verändern können.
Die Verbreitung von Ragweed nimmt aufgrund des Klimawandels enorm zu. Die Ergebnisse überraschten: Im Vergleich zu einer dunklen Nacht waren Regenwürmer bei Lichtverschmutzung um 76% weniger aktiv an der Oberfläche. Paarungsakte fanden hauptsächlich im Dunkeln statt und nicht bei Lichtverschmutzung. Auch die Keimung von Ragweed war bei Lichtverschmutzung geringer. Trotz der geringen Keimung wuchsen die Pflanzen unter Lichtverschmutzung besser. Regenwürmer verringerten die Keimung, weil sie Ragweed-Samen gefressen haben oder die Samen in tiefere Bodenschichten transportierten, wo sie nicht mehr keimen konnten.
Es war doch überraschend, dass die geringe Lichtverschmutzung (man konnte gerade mal Zeitung lesen) eine so starke Auswirkung haben würde. Interessant sind auch die langfristigen Folgen auf Regenwürmer: Fressen oder paaren sie sich bei Lichtverschmutzung weniger? Und führt das zu einem Rückgang der Population? Die Untersuchung zeigt auf jeden Fall einen weiteren Stressfaktor, der im Zusammenhang mit menschlichen Aktivitäten steht. Natürlich lautet die Schlussfolgerung nicht, auf Straßenbeleuchtung zu verzichten, aber die vielen Quellen der menschengemachten Lichtverschmutzung, auf die leicht verzichtet werden könnte, wie übermäßige Beleuchtung in Gärten oder auf Nebenstraßen, zu reduzieren wäre sinnvoll.


Quelle: OTS