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Die vormals problembehaftete Plattenbausiedlung in Potsdam-Drewitz wurde durch ein besonderes Begrünungskonzept zu einem attraktiven Wohnort. © Stiftung "Lebendige Stadt"

Auszeichnung

Vorbildliche Straßenbegrünung

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 28.10.2020 - 15:47

Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hat den Teilbetrieb Stadtgrün und Stadtbildpflege der Technischen Betriebe der Stadtverwaltung Solingen, Berlin, Friedrichshafen, Iphofen und Potsdam für ihr vorbildliches Straßengrün mit einem Preisgeld in der Höhe von € 3.000,- ausgezeichnet.
Preiswürdig waren öffentliche Straßengrünprojekte, die den Gemeinschaftssinn und die Identitätsstiftung fördern und gleichzeitig einen ökologischen Beitrag für die Umwelt durch mehr Biodiversität und Artenvielfalt leisten. Die Grüngestaltung sollte die Bürger miteinbeziehen und eine dauerhafte Pflege muss gewährleistet sein.

Solingen

Das innovative Grünkonzept von Solingen zeigt, wie Straßengrün identitätsstiftend, zukunftsorientiert und klimagerecht sein kann. Durch die intensive Bürgerbeteiligung ist ein hohes Maß an Identifikation bei den Solinger Bürgern entstanden, die aktiv und mit Begeisterung mitgestaltet und mitgesprochen haben. Unter dem Motto „Naturnah. Grün. Bunt“ begann im Jahr 2015 die Neuausrichtung und Qualitätssicherung des Straßengrüns in Solingen. Das Konzept sieht vor, die Straßen je nach ihrer Funktion und Bedeutung unterschiedlichen Stufen zuzuordnen. Dies ist für die Art der Bepflanzung und Pflege entscheidend. Unterstützung bekamen die Solinger von der Universität Kassel. Im Zuge der Zusammenarbeit ist eine Pflanzenmischung aus Gehölzen und Stauden entwickelt worden, die den Jahreszeiten und den daraus abzuleitenden Gegebenheiten standhalten und zeitgleich den Aspekt des Klimawandels berücksichtigen. Auch eine sogenannte „Grünpatenschaft“ konnte übernommen werden und bot den Bürgern sich proaktiv an der Mitgestaltung des Stadtbildes zu beteiligen. Der Einsatz von  standortgerechte Mischpflanzungen erhöht die Biodiversität und Artenvielfalt und bei den innerstädtischen Flächen kam ein hoher Anteil an bienenfreundlichen Pflanzen zum Einsatz.  

Berlin

Mit der Straßenbegrünung in Berlin wird gezeigt, wie mit dem Erhalt und der Pflege von alten Bäumen mit einer zeitgemäßen und attraktiven Gestaltung des öffentlichen Raumes umgegangen werden kann. Die alten Bestandsbäume werden wertgeschätzt und sind die Hauptakteure eines lebenswerten Stadtraums. In der Leipziger Straße wurde den Platanen durch Entsiegelung des Straßenraums ihr Lebensraum zurückgegeben. Der Wurzelraum der Platanen war fast komplett versiegelt und das Oberflächenwasser kam aufgrund von Entwässerungsrinnen nie im Wurzelbereich an. Zwischen den Platanen wurden robuste, gebietsheimische Wildstauden gepflanzt und ein Raum zum Verweilen geschaffen. Auf die Verwendung von Splitt und Kies als Mulch wurde verzichtet, stattdessen wir der Boden offen gehalten, um Vögel bei der Futtersuche zu unterstützen.  

Friedrichshafen

Die Stadt auf die verändernden Klimaanforderungen anzupassen und Verkehr, Umwelt und Biodiversität in Einklang zu bringen wurde beim Veloring sehr gut umgesetzt. Es entstand eine Symbiose zwischen dem zukünftigen, sieben Kilometer langen Veloring und den angrenzenden Grünflächen. Der Veloring wird als attraktiver Radschnellverbindung einen Halbkreis um die innere Stadt spannen. Die breiten Rad- und Fußweg werden in üppiges Grün eingebettet. Der Gleisschotter wurde an manchen Stellen bewusst beibehalten, um wichtige Lebensräume zu erhalten. Die Grünflächen haben einen natürlichen Charakter und schaffen Aufenthaltsqualität. Die neuen Grünflächen werden in den städtischen Grünflächenkataster des Stadtbauamts aufgenommen. Eine Überprüfung der ökologischen Wertigkeit ist nach fünf Jahren in Form eines Monitorings geplant.
Die Steigerung der Biodiversität und Artenvielfalt wurde in einen landschaftspflegerischen Begleitplan eingearbeitet. Die neuen 5.200m2 großen Grünflächen wurden mit vier verschiedenen Saatarten aus gebietsheimischem, zertifiziertem Saatgut angesät und die krautigen Strukturen wurden durch 30 Bäume und zahlreiche Sträucher ergänzt.  

Iphofen

Iphofen ist ein gutes Beispiel wie identitätsstiftende Stadtbegrünung mit niedrigen Budget im ländlich geprägten Raum, die Menschen für die öffentliche Grüngestaltung und -pflege begeisterte. Ein wesentlicher Teil des Konzepts besteht in der Verzahnung von privaten und öffentlichen Grünräumen. Alle Ortsstraßen von privaten oder öffentlichen Grünstreifen wurden gesäumt und seit 2016 sind die Vorgärten Fledermaus-freundlich gestaltet. Als besonders identitätsstiftend gelten die sechs ortsbildprägenden Linden. Eine öffentliche Rasenfläche wurde mit Stauden, Krokussen und Wildtulpen von der Bevölkerung bepflanzt, die auch die zukünftige Pflege übernimmt. Das Konzept beinhaltet, dass nur eine geringe Bewässerung erforderlich ist und die Pflegekosten gering ausfallen. Sechs ortsansässige Frauen entwickelten sogar eine Pflanzfibel für eine standortgerechte Grüngestaltung des Dorfes.  

Potsdam-Drewitz

In Potsdam-Drewitz ist Stadtnatur mit gleichzeitig soziale Stadtentwicklung entstanden. Die Entsiegelung großen Straßenraums hat die Großsiedlung naturnaher und lebenswerter gemacht. Durch das Mitplanen ihrer Heimat wurde die Identität der Menschen gestärkt und ein großer Beitrag zu mehr Biodiversität und Artenschutz ist ebenfalls entstanden.
2009 hat das Konzept „Gartenstadt Drewitz – energetisch stark, energisch grün“, die vormals problembehaftete Plattenbausiedlung zu einem attraktiven Wohnort gemacht. Die Asphaltflächen der ehemals vierspurigen Durchgangsstraße Konrad-Wolf-Allee wurden aufgebrochen und ein Stadtpark mit Spiel- und Wasserflächen ist entstanden. Rund 2,5 Hektar Asphalt mussten entsiegelt werden, um den Generationenpark umzusetzen. Besonders die Kinder wurden eingebunden und machten als Kiezdetektive eigene Gestaltungsvorschläge. Das Grünflächenamt übernimmt die Grünpflege, wodurch die Begrünung nachhaltig gesichert ist. Standortentsprechende und heimische Baumarten wurden verwendet und das Grünvolumen verdreifacht. Durch die gute ÖPNV-Anbindung wird Lärm-, Staub-, und Abgasemissionen durch den Autoverkehr reduziert.



Quelle: Stiftung „Lebendige Stadt“