Die physikalischen Vorzüge von Torf können bei Balkonkästen von großer Bedeutung sein, da die hierzu verwendeten Substrate bei Wasserüberschuss z. B. aufgrund anhaltender Niederschläge nicht „vernässen“, d. h. die Wurzeln der Balkonpflanzen weiterhin mit genügend Sauerstoff versorgt und Schäden an den Wurzeln vermieden werden. Dass dies offensichtlich auch auf torfreduzierte und torffreie Substrate zutrifft, zeigte ein Versuch mit unterschiedlichen Torfersatzstoffen im Sommer 2010, bei dem unter den gegebenen ungünstigen Witterungsbedingungen sehr ansehnliche Balkonkästen kultiviert werden konnten.
Versuch mit Torfersatzstoffen
Es wurden 8 torffreie und 4 torfreduzierte (mit 50 Vol.-% Torfanteil) geprüft, wobei Sodenweißtorf, Cocopeat (CP), Xylit, Grüngutkompost (GGK), Rindenhumus (RH), Holzfaser (HF) und Kokosfaser (KF) als Substratkomponenten verwendet wurden. Die Zusammensetzung der im Versuch geprüften Mischungen ist in der Tabelle dargestellt. Mit der Grunddüngung wurden alle Substrate auf einen Stickstoffgehalt von 250 mg N/l aufgedüngt. Für Phosphat und Kalium wurden Mindestgehalte von 75 mg P2O5/l und 250 mg K2O/l angestrebt, auf die bei Bedarf aufgedüngt wurde, Überhänge z. B. beim Kalium in den Varianten mit Grüngutkompost wurden bei der Düngung nicht berücksichtigt. Bei allen torffreien und den beiden torfreduzierten Mischungen mit Grüngutkompost lagen die pH-Werte der Substratmischungen bereits ohne Kalkung bei 6,0 bis 7,0. Die beiden torfreduzierten Mischungen ohne Kompost wurden auf vergleichbare pH-Werte aufgekalkt. Als Kontrolle diente ein entsprechend aufgedüngter und aufgekalkter Sodenweißtorf. Der Versuch wurde in 1 m Kunststoffkästen mit 30 l Volumen, bepflanzt mit je einer hängenden und einer aufrecht wachsenden Geranie (Pelargonium x peltatum und Pelargonium x hortorum), einer Fächerblume (Scaevola saligna), einem Kapkörbchen (Osteospermum ecklonis) und einer Surfinia-Petunie (Petunia x atkinsiana), durchgeführt. Versuchsdurchführung Die Kästen wurden bei Bedarf von Hand mit Freisinger Leitungswasser (LF 700 µS/cm, 16 °KH, 20 °GH) gegossen. Alle Varianten wurden gleichermaßen wöchentlich mit Ferty Mega 3 gedüngt, wobei die verabreichte Nährstoffmenge an die Pflanzenentwicklung angepasst wurde. Die Pflanzen hatten sich in allen Varianten bis Mitte Juli sehr gut entwickelt – trotz der bis zu diesem Zeitpunkt relativ ungünstigen Witterung. Bis in das zweite Junidrittel hinein lagen die Tageshöchstwerte meist nur bei 10–15 °C, gepaart mit häufigen und intensiven Niederschlägen, wohingegen im letzten Junidrittel eine Hitzeperiode mit Temperaturen über 30 °C einsetzte. Trotz der auch weiter zu kühlen und nassen Witterung entwickelten sich die Pflanzen bis zum Herbst in allen Varianten sehr gut und boten zu Versuchsende ein durchaus ansehnliches Erscheinungsbild (Siehe Abbildung).
Ergebnisse
Eindeutige Unterschiede im Pflanzenwachstum waren nicht zu erkennen, weder hinsichtlich der Frischmasse der einzelnen Pflanzen noch der Gesamtfrischmasse je Kasten. Einmal mehr (siehe Infodienst Juni 2008) erwiesen sich verschiedene qualitativ hochwertige torffreie bzw. torfreduzierte Substratmischungen einem reinen Torfsubstrat als absolut ebenbürtig. Daran änderten auch die ungünstigen Witterungsbedingungen im Sommer 2010 nichts.
RAL-Gütesicherung beachten
Da im Gegensatz zu Weißtorf die Eigenschaften der meisten Torfersatzstoffe sehr stark schwanken können (z. B. Salz- und Nährstoffgehalte bei Komposten, Natrium- und Chloridgehalte bei Kokosmaterialien) muss bei diesen Stoffen besonderes Augenmerk auf die Qualität gelegt werden. Für hochwertige Substrate sollten nur solche Rohstoffe verwendet werden, die nach der RAL-Gütesicherung zertifiziert sind oder zumindest die dort gestellten Anforderungen erfüllen.