Chance
"Das ZIerpflanzenangebot, welches sich augrund seiner Form oder Größe schlecht transportieren lässt, ist unsere Chance“, so erklärt Karl Fürmsinn seine Entscheidung für die Produktion von Zierpflanzenstämmchen. Er hat sich dabei nach dem Rat seines Vaters orientiert . Bereits seit dem vorigen Jahrhundert ist die Generation Fürmsinn im Gartenbau verwurzelt.
Im Vorjahr hat Karl Fürmsinn, Sohn der Gärtnerei Fürmsinn Karl sen., in Erlaa/Wien, den Bau eines weiteren Zierpflanzenproduktionsbetriebes in Möllersdorf gestartet. Derzeit ist man mit den Bauabschlussarbeiten beschäftigt, um bei der Bundesgartenbautagung die neue Anlage vorstellen zu können.
Obwohl sich die Bauarbeiten mit einigen Hürden und Verzögerungen gestaltet haben, konnte Fürmsinn dennoch im Frühjahr dieses Jahres bereits mit der Produktion beginnen.
Technische Raffinessen
Der Gewächshausbetrieb in der Größenordnung von 10.000 m2 Produktionsfläche wurde für die Ermöglichung einer vielfältigen Zierpflanzenproduktion mit 5 verschiedenen Klimazonen ausgestattet.
Im mäßig temperierten Gewächshausteil wird bei 12–18 °C das Sommerblumensortiment kultiviert.
Im Warmhaus wachsen bei 18–22 °C und Assimilationsbelichtung Jungpflanzenkulturen heran. In einem minder temperierten Bereich werden Ampelkulturen für die Blüte im Frühjahr vorkultiviert.Eine eigene Lade- und Arbeitshalle, mit Verdunkelungsschirm ausgestattet, ist ebenfalls für die Kulturführung adaptiert.
Produziert werden unter anderem schwerpunktmäßig Edel-Pelargonien (Pelargonium grandiflorum) in Busch- und Hochstammform wie z. B. Pelargonium crispum, gefolgt von Solanum jasminoides, Solanum rantonnetii und Lantana camara. Aber neben den Stämmchen, die sich als Solitärware für den Markt anbieten, werden auch Multiflorachrysanthemen als Topfpflanzen herangezogen.
Auf einer Freilandfläche der Größenordnung von 3.000 m2 wird außerdem Zierkohl kultiviert. Diesen verkauft Fürmsinn im 7er-, 10er-und 14er-Topf an Gartencenter und vielleicht in Zukunft auch für öffentliche Aufträge an Gemeinden im Umkreis von Möllersdorf.
Trendgerechte Produktion
Fürmsinn, der den Betrieb gemeinsam mit seinem Neffen Markus Dorner führt und sechs Facharbeiter beschäftigt, spezialisert sich auf die Produktion von Solitärware in Form von Zierpflanzenstämmchen, -bäumchen und -säulen und hat damit für sich eine Nische auf dem Markt gefunden. Diese Kulturformen benötigen eine Kulturzeit von mehreren Monaten (bis zu 8 Monaten).
Die Vielfalt im Sortenangebot ist eine weitere Spezialität des Unternehmens.
„Heute muss man immer mit den schnelllebigen Modeströmungen des Marktes mitgehen“, erklärt Fürmsinn. Besonders bei den Farben lassen sich laufend Trendwechsel feststellen.
Fürmsinn kauft die Ware als Samen- oder Stecklingsware von internationalen Anbietern an und betreibt die Produktion fortan primär durch Stecklingsvermehrung. Laufend werden auch neue Sorten ausgetestet und zum Sortiment hinzugenommen. So betreibt Fürmsinn derzeit einen Versuch mit echtem Jasmin. Bewährt sich die Kulturführung, wird er bis zum Stämmchen hochgezogen. Tut er dies nicht, wird er als Mutterpflanze verkauft.
Marktattraktivität schaffen
Der Markt wird mit Fertig- aber auch mit Halbfertigware versorgt. Neben dem Verkauf an Gartencenter und über den Blumengroßmarkt möchte Fürmsinn besonders auch den Endverkauf beliefern und außerdem seine Produkte weiters über den Ab Hof-Verkauf absetzen. Seine Ware unterscheidet sich gegenüber Produkten aus den südlichen Nachbarländern, deren Qualität häufig durch lange Transportwege beeinträchtigt wird, durch eine höhere Vitalität und vor allem durch kurze Lieferzeiten, was dem Nachhaltigkeitswunsch der Konsumenten entgegenkommt.
Die Ware wird überwiegend in Österreich an Wiederverkäufer sowie Endverkaufsgärtnereien und weiters über die Landgard Wien und den Blumengroßmarkt Wien vertrieben.
Einen Hoffnungsmarkt für die Zukunft sieht Fürmsinn besonders in den östlichen Nachbarländern.
Technische Details zum Neubau
Die Gewächshauskonstruktion wurde von der niederländischen Firma Saarlucon, AC Westland (De Lier), nach dem Venlo-Gewächshaustyp (Stehwandhöhe 5,20 m) mit Stegfünffachplatten für bessere Isolierung im Winter durchgeführt.
Für die Verglasung wurde Einscheibensicherheitsglas verwendet.
Die Bodenflächen wurden asphaltiert, was den Vorteil der Wärmespeicherung mit sich bringt.
Die Auftragvergabe für die Koordination der Infrastruktur des Gewächshauses wurde durch Projektmanagement Mönch aus Stuttgart/D koordiniert.
Die Bewässerungssysteme mit Rolltischen und Ebbe-Flut-Bewässerung richtete die Firma Knecht GmbH, Metzingen/D, ein. Die Firma Richard Weber GmbH, Großmaischeid/D, übernahm die Ausstattung mit Energieschirmen.
Mit Stolz hebt Fürmsinn das Heizsystem hervor. „Es gibt zwar nur zwei Heizungen aber drei Heizkreisläufe, die perfekt miteinander koordiniert sind“, so Fürmsinn.
Die Beheizungskalkulation wurde von der Firma Van Bebber GmbH & Co., Rees/D, unter der Leitung von Thomas Peas bewerkstelligt.
Die Beheizung der Gewächshäuser wird mit einer Holzpellets- bzw. Industriepelletsheizung mit 840 KW Leistung in Kombination mit einem Warmwasserpuffertank der Größe von 1000 m3 Wasser geregelt.
Für Spitzenauslastungen kann eine Ölheizung (Fa. Viessmann Ges. m. b. H., Steinhaus bei Wels/OÖ) hinzugeschaltet werden, welche eine Leistung von bis zu 1100 KW/Std. erbringt.
Die Klimaregelung wird mit dem RAM-System der Fa. Blümel, Wien, kalkuliert. Die elektrische Steuerung wurde in Kooperation mit ETM Marschick, Wien, koordiniert.
Der geschlossene Wasserkreislauf des Betriebes ist mit Regenwasserzisternen mit einem Speichervermögen von 12.000 m3 ausgestattet. Bei der Bundesgartenbautagung wird Fürmsinn den Besuchern die technischen Besonderheiten seines Neubaues vorstellen.