Mit Beginn des 3. Jahrtausends sind auffallend viele neue Schädlinge in Mitteleuropa aufgetreten. Zudem wurden viele bekannte Schädlinge in den vergangenen Jahren durch eine enorme Verbreitung und stärkere Schädigungen von Kulturpflanzen zunehmend zu einem Problem. Die neu eingeschleppten oder eingewanderten Insekten werden als so genannte Neozoen bezeichnet, wenn sie sich im Freiland oder im Gewächshaus dauerhaft etablieren.
Baumwollkapselwurm
Seit 2003 wurde als neuer Schädling der Baumwollkapselwurm (Helicoverpa armigera) festgestellt – ein Wanderfalter, der bisher vor allem in Ungarn im Raupenstadium beachtliche Schäden verursacht hat. Während in den ersten Jahren in Süddeutschland die Raupen im Juli und August beobachtet wurden, traten sie 2007 bereits im April auf. Bevorzugte Kulturpflanzen sind bisher Tomaten, Mais und Rosen.
Grüne Reiswanze
Vermutlich aus der Schweiz zugewandert ist 2007 die Grüne Reiswanze, Nezara viridula. Sie hat bisher hauptsächlich Tomaten, Gurken und Auberginen befallen, wobei neben der ge-samten Pflanze besonders junge Sprosse und Früchte bevorzugt wurden. Da bis zu 4 Generationen im Jahr festgestellt wurden, muss in Zukunft beim Auftreten mit größeren Ertragsverlusten gerechnet werden. Ein Befall wurde festgestellt bereits ab April, der bis zum Ende des Jah-res anhielt.
Zwiebelblattlaus
Erstmalig trat 2007 auch die Zwiebelblattlaus Neotoxoptera formosana im Beratungsgebiet Baden Württemberg auf. Es handelt sich um eine aus Ostasien eingeschleppte, sehr schädliche Blattlausart, die 1984 erstmalig in Frankreich festgestellt wurde. Befallen werden alle oberirdischen Pflanzenteile sowie auch eingelagerte Zwiebeln! Nach den bisherigen Feststellungen treten unter hiesigen Klimaverhältnissen fünf Generationen im Jahr auf, wobei sich der Schädling bis zu einer Entfernung von 80 km im Jahr ausbreiten kann. Sollte diese neue Zwiebelblattlaus in einem Betrieb festgestellt werden, sollten unbedingt sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Schädlinge in Baumschulen
Der aus Asien eingeschleppte Buchsbaumzünsler, Diaphania perspectalis, erreicht bei uns mindestens zwei Generationen. Die Raupen erreichen eine Länge von 5 cm und insgesamt muss mit 6 (-7) Larvenstadien gerechnet werden. Ebenfalls 2007 erstmals festgestellt wurde die Andromeda-Netzwanze Stephanitis takeyai, die v.a. auf Rhododendron Schäden verursacht hat.
Steigende Schädlingstendenz
Zahlreiche Schädlinge haben sich in den vergangenen Jahren zunehmend vermehrt – etwa Zikaden wie Empoasca decipiens, Weichhautmilben und Schnellkäfer. Besonders hinzuweisen ist auf die Grüne Salatblattlaus, Nasonovia ribisnigri, die trotz enger Spritzfolgen bisher chemisch nicht sicher zu bekämpfen ist. Bekannt sind auch Resistenzen dieser Blattlaus gegen chemische Präparate wie Pirimor Granulat, Decis u.a. Das Besondere an dieser Blattlaus ist auch, dass sie als einzige Läuseart bis in die Salatherzen vordringen kann und dort deshalb schwer zu bekämpfen ist. Gerade aus diesem Grund waren bisher einige gegen Nasonovia resistente Salate für den Anbau von besonderer Bedeutung, wobei diese Resistenzen offensichtlich europaweit 2007 gebrochen wurden! Das hat bereits 2007 für die Produzenten zu Absatzproblemen geführt, die bisher nicht ausgeräumt werden konnten.
Auch in Baumschulen, dem öffentlichen Grün und in Hausund Kleingärten haben sich einige tierische Schädlinge weiter ausgebreitet. Hervorzuheben ist die Eschen-Weiße Fliege, Siphoninus phillyreae, die besonders in Baumschulen auf Eschen, aber auch auf Apfel-, Birnenund Quittenbäumen von April bis Dezember auftritt.
Im Obstbau wurde eine zunehmende Schädlingstendenz beim Apfelwickler, Cydia pomonella, beobachtet, ebenso ein Befall durch die Blutlaus Eriosoma lanigerum. Neuerdings wurde auch ein verstärkter Gallmilbenbefall an Obstbäumen durch Aculus fockeui beobachtet, wobei neben Pflaumenbäumen auch Pfirsichgehölze befallen werden.
Auffallend ist auch, dass die San-José-Schildlaus, Quadraspidiotus perniciosus, an Apfelbäumen jetzt auch im bisher nicht besiedelten Bodenseeraum auftritt. Es muss also bei diesem Schädling auch mit einer weiteren Ausbreitung gerechnet werden, wobei sich der Befall auch negativ auf den Export der Früchte auswirken kann! DerAufwand an eingesetzten Insektizidund Akarizidmengen in Deutschland 2007 hat im Vergleich zu 2006 um 68 % zugenommen. Verantwortlich dafür sind vor allem die globale Erwärmung und der internationale Warenaustausch.