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Nährstoffbedürftige Pelargonien

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 03.08.2006 - 14:13
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Als direkte Folge einer Fehlernährung ist zeit- und kostenintensives Ausputzen bzw. Sortieren notwendig, das besonders unangenehm ist, weil es in der Regel in die umsatzstärkste und arbeitsreichste Zeit des Gärtners fällt. Besser ist es, beim ersten Sichtbarwerden ernährungsbedingter Symptome gleich zu reagieren. Hierzu ist eine umfassende Kenntnis kulturspezifischer Schadbilder erforderlich.

Stickstoffmangel
Das Wachstum der Pflanzen war eingeschränkt, ihr Laub war flächig aufgehellt und blieb teilweise klein. An älteren Blättern erschienen im späteren Stadium Nekrosen und / oder gelb-rötliche Verfärbungen.
Ähnliche Verfärbungen können auch durch niedrige Temperaturen hervorgerufen werden, sind also allein noch kein eindeutiges Anzeichen für N-Mangel. Problematisch kann die Stickstoffversorgung beispielsweise werden, wenn dem Substrat Langzeitdünger beigemischt wird. Die Freisetzung der Nährstoffe kann dann nicht gesteuert werden und findet womöglich nicht zum Zeitpunkt des Bedarfs statt. Dies kann insbesondere nach einer kühlen Periode der Fall sein, wenn das Pflanzenwachstum sprunghaft zunimmt, die Nährstoffnachlieferung aus dem Depotdünger aber zeitverzögert ansteigt.

Stickstoffüberschuss
Stickstoffüberschuss bewirkte bei Pelargonien eine dunkle Laubfarbe. Im Versuch rief er bei jungen Pflanzen einen gedrungenen Wuchs hervor, was wahrscheinlich auf den durch die hohe N-Düngung verursachten Salzgehalt im Substrat zurückzuführen ist. Mit dem Übergang der Pelargonien in die Hauptwachstumsphase kehrte sich der Effekt jedoch um, die Pflanzen wuchsen üppig und ausladend.
Bei dieser salztoleranten, nährstoffbedürftigen Kultur stellt ein mäßiger Überschuss an N ein geringeres Problem dar als ein Mangel, solange sich nicht auf Grund des verstärkten vegetativen Wachstums eine Blühunwilligkeit einstellt. Dennoch sollten die ökologischen Aspekte einer Überdüngung Berücksichtigung finden.

Phosphatmangel
Die Wuchs- und Blühleistung der Pflanzen war eingeschränkt, ihr Laub war klein und dunkel. Am Blattrand älterer Blätter erschienen Chlorosen, die relativ bald in Nekrosen übergingen. Für diese war charakteristisch, dass sie relativ großflächig waren, buchtenartig aussahen und über Blattadern hinweg reichten.

Kalimangel
Einige Symptome waren typisch für diese Ernährungsstörung: An älteren Blättern traten Randchlorosen auf, die in den Interkostalfeldern nach innen verliefen. Am Blattrand wurden sie zu unregelmäßig verteilten, fleckigen Nekrosen. Die Wuchsleistung der Pflanzen war leicht beeinträchtigt.
Kalium spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts, so dass die Zellen bei K-Mangel durch Vertrocknen absterben und die charakteristischen Nekrosen entstehen. Da Kalium im Normalfall innerhalb der Pflanze leicht verlagert werden kann, betreffen die Nekrosen meist zuerst die älteren Blätter.
Im Versuch trat jedoch vorher ein ganz anderes, für Kalimangel ungewöhnliches Symptom auf, nämlich Interkostalchlorosen an jungen Blättern. Der Zonalring verblasste und verschwand schließlich völlig. Bei dieser Erscheinung würde die visuelle Diagnose kaum auf Kalimangel hinauslaufen, sondern wahrscheinlich auf Eisen- oder Spurenelementmangel.

Kernnährstoffmangel
Das Pflanzenwachstum, insbesondere die Seitentriebbildung, war stark vermindert, das Laub war heller. An älteren Blättern entwickelten sich saumartige Randchlorosen ohne scharfe Abgrenzung zum gesunden Gewebe. Im weiteren Verlauf verbreiterten sie sich, wobei ihre Farbe teilweise ins Rötliche ging. Aus den Chlorosen entstanden, beginnend am Blattrand, erst fleckige, dann großflächige Nekrosen.

Kernnährstoffüberschuss
Überschuss an Kernnährstoffen bewirkte einen üppigen, ausladenden Pflanzenaufbau, konnte jedoch aufgrund seiner Salzwirkung bei noch höheren Nährstoffmengen auch zum Gegenteil, nämlich zu gedrungenem Wachstum, führen. Randchlorosen und -nekrosen an älteren Blättern traten bei Pelargonien als salzverträgliche Kultur erst bei lang anhaltender, starker Überdüngung auf. Es kam jedoch schon vorher zu verminderter Blühwilligkeit und allgemein abnehmender Pflanzenqualität.

Eisenmangel
Eisenmangel äußerte sich in nicht besonders starken, aber für die Ernährungsstörung chrakteristischen Symptomen. An jungen Blättern kam es zur Bildung von Interkostalchlorosen mit deutlich grün bleibenden Adern. Bei der Erstellung der Diagnose sollte unbedingt auch ein möglicher Kalimangel einbezogen werden, der ja teils identische Schadsymptome hervorrufen kann.

Borüberschuss
Am Rand älterer Blätter bildeten sich relativ schwache, saumartige Chlorosen, die schnell in Nekrosen übergingen. Diese Symptome traten im Versuch erst sehr spät auf, obwohl die Borgabe auf die 15-fache Menge erhöht war und sowohl im Substrat als auch in der Blattmasse eine starke Anreicherung des Mikronährstoffs nachgewiesen wurde. Im Vergleich zu anderen Topfpflanzen sind Pelargonien als wenig bor-empfindlich einzustufen.

Zinküberschuss
Schadsymptome traten im Versuch erst spät und recht schwach in Form von vereinzelten Nekrosen und leichten Aufhellungen an älteren Blättern auf. Die Pelargonien besitzen demnach eine große Toleranz gegenüber im Substrat enthaltenen hohen Zinkmengen.

Natriumchloridbelastung
Hohe NaCl-Mengen führten zu kleinen, kompakten und dunkellaubigen Pflanzen. Später entstanden unregelmäßige chlorotische Aufhellungen und Nekrosen an älteren Blättern.

DI Katharina Anneser, Dr. Annette Bucher
FH Weihenstephan, Forschungsanstalt für Gartenbau