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Zierpflanzenproduktion mit moderner Heizanlage

Ein Artikel von Edgar Gugenhan | 05.04.2006 - 13:39
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Die Gründung der Gärtnerei geht auf das Jahr 1932 durch Wilhelm Klein zurück, als sich der Großvater des heutigen Inhabers in Kornwestheim/D selbstständig machte. Produziert wurden Zierpflanzen verschiedener Art, die ab 1936 in einem eigenen Blumengeschäft abgesetzt wurden.

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Nach der Übernahme der Gärtnerei durch Sohn Friedrich Klein wurde auf einer Fläche von 0,45 ha ein erstes Gewächshaus erstellt und ab da der Betrieb ständig vergrößert und modernisiert. Heute wird in der dritten Generation auf einer 25.000m² großen Freilandfläche und unter 12.600 m² Hochglas ein umfassendes Zierpflanzensortiment produziert und über die verschiedensten Kanäle abgesetzt.

Großer Familienbetrieb
Friedrich Klein jun. selbst hatte sieben Geschwister, die sich ebenfalls vielseitig innerhalb des gärtnerischen Berufsstandes engagierten. Er wiederum und seine Ehefrau waren neben der ständigen Vergrößerung der Gärtnerei mit der Erziehung von acht eigenen Kindern sicher intensiv beschäftigt, von denen der jüngste Sohn Wilhelm Klein heute die Gärtnerei leitet. Gleichzeitig sind zwei weitere Brüder innerhalb der Produktionsgärtnerei tätig.

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Zwei-Etagen-Produktion
In den Gewächshäusern werden alle Kulturen auf Tischen, meistens Mobiltischen, kultiviert und mit dem bekannten Ebbe-Flut-System bewässert. In verschiedenen Häusern erfolgt die Produkti-on in zwei Etagen, zum Teil zum Antreiben bestimmter Kulturen unter den Tischen und zum Teil zur Fertigpflanzenkultur auf Hochstellagen – sozusagen im ersten Stock. Der Wasserzulauf erfolgt oberirdisch über Kunststoffschläuche, während das Rücklaufwasser wieder eingesammelt und über einen Reco-Filter in ein großzügig angelegtes Speicherbecken zurückgeführt wird.

Modernste Lüftung und Steuerung
Zu den Investitionen neueren Datums zählt ein 3.600m2 großes Cabrio-Gewächshaus von Serre Italia/I, das mit den modernsten technischen Einrichtungen bei der Steuerung der Heizung und Lüftung ausgestattet ist. Außerdem ist dieses Haus mit einflügigen Schiebetüren aus Aluminium ausgestattet, so dass die Transportarbeiten innerhalb des Betriebes wesentlich erleichtert werden.
Das Besondere ist jedoch die neue Heiz- oder Kesselanlage. Bis vor etwas mehr als einem Jahr wurde die gesamte Gewächshausfläche über Ölkessel beheizt. Durch die verschiedenen Neubaumaßnahmen wurden diese bis auf einen Ölkessel restlos abgebaut. Dieser übernahm die Beheizung der Gesamtanlage bis Ende November 2005. In der Zwischenzeit ist der Familie Klein jedoch das Risiko zu groß geworden, auf Dauer nur mit einem Ölkessel diese große Gewächshausanlage zu beheizen, so dass Überlegungen angestellt wurden, auf welche rationelle und moderne Weise in Zukunft die Beheizung der Gewächshäuser erfolgen kann. Mit Unterstützung des im süddeutschen Raum vielfach tätigen Projektmanagers Jochen Mönch, Stuttgart-Bad Cannstatt, wurde Ende des Jahres 2005 eine nach modernsten Gesichtspunkten ausgerichtete Kesselanlage mit einem so genannten Blockheizkraftwerk (BHKW) erstellt, die zusätzlich noch in Kürze durch eine Anthrazitheizung ergänzt werden soll.

Im ersten Arbeitsgang wurde also das BHKW installiert und Anfang Dezember in Betrieb genommen. Es besteht im Wesentlichen aus dem eigentlichen, mit Pflanzenöl betriebenen Energieerzeuger, einer Trafostation sowie dem groß dimensionierten Wärmepufferspeicher. Dieser hat im Betrieb Klein ein Fassungsvermögen von 210.000 l Wasser, das durch den kontinuierlichen Betrieb des BHKW ständig aufgeheizt wird. Das Wasser wird dann zur Wärmeversorgung der Gewächshausanlagen verwendet.

Brennwert etwas geringer
Das BHKW wird in Zukunft von September bis Mai kontinuierlich im Einsatz sein. Es wird augenblicklich mit Rapsöl beschickt, doch ist es auch möglich, andere Pflanzenöle einzusetzen. Der Brennwert von Rapsöl ist übrigens etwas geringer als vom üblichen Heizöl.

Die Einrichtung dieser Heizanlage erfolgte von der Würz-Energietechnik-GmbH, Driedorf-Mademühlen/D, und wird auch vom gleichen Unternehmen über eine vereinbarte Laufzeit von 20 Jahren betreut. Diese Zeitdauer hängt mit der Laufzeit der Förderung dieser Anlage eng zusammen. Wie zu erfahren war, erhält die Gärtnerei Klein aus öffentlichen Mitteln eine Förderung von 19,3 Cent je kW/h als Zuschuss zu den Betriebskosten. Da die gleichzeitig durch das BHKW erzeugte elektrische Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird, werden durch die Erlöse und die Fördermittel die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten der Anlage weitgehend abgedeckt. So kann zurzeit mit einer solchen Anlage Wärme nahezu kostendeckend erzeugt werden.

Um nun auch einen Spitzenbedarf an Heizenergie abdecken zu können, wurde noch im Dezember 2005 zusätzlich ein Goumax 750-Heizkessel installiert, der vollautomatisch gesteuert und mit Anthrazit-Kohle beheizt wird. Die Installation erfolgt durch die Firma Goumans, Straelen/D. Dieser Goumax 750 hat eine Nennwärmeleistung von 750 kW und einen Brennstoffverbrauch von 95 kg/h. In einem Vorratsbehälter können 1.065 kg Anthrazit Nuss 5 eingelagert werden. Der Ascheanfall beträgt 6,6 kg/h.

Daten & Fakten

Einrichtung
Mobiltische mit Ebbe-Flut-System, mobile Schattierung, Verdunkelung,Energieschirme, Ventilatoren,750 m² Assimilationsbeleuchtung
SteuerungHeizung, Lüftung, Energieschirme, Bewässerung u. dgl. über Klimacomputer
Produktion
Frühjahrssortiment (z. B. Viola, Bellis, Myosotis), Hortensien, Primeln, Zwiebeltreiberei, Beet und Balkon (z. B. Pelargonien, Sanvitalien, Bidens, Thunbergien), Topflilien, Topfrosen, englische Rosen im Container, blühende Stauden im 13 cm- und 3 l-Topf, Aster- und Chrysanthemen-Sorti-ment, Zierkohl, Poinsettien, Amaryllis.

Betriebs-info

Betriebsführer:Friedrich Klein, Gründung 1932 durch Wilhelm Klein
Fläche:25.000 m² Freiland12.600 m² Hochglas2.500 m² Folienhäuser
Vermarktung:Großmarkt Stuttgart, NBV-UGA an 7 Standorten, Telefon- und Fahrverkauf, Großhändler und LandschaftsgärtnerMitarbeiter:25 ständige Mitarbeiter5 Aushilfskräfte10 Saisonarbeitskräfte