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Asiatischer Bockkäfer

Ein Artikel von Ing. Gerald Stiptschitsch | 20.05.2005 - 10:18
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Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis) macht nicht nur Forstleuten, sondern auch Baumschulen und Gartengestaltern schwer zu schaffen. Der erste Nachweis in Europa war 2001 in Oberösterreich. Mittlerweile breitet er sich langsam, aber doch aus, so dass auch in Frankreich (2003) und aktuell auch in Deutschland (2004) dieser Schädling gesichtet wurde. Allerdings gilt hier nicht eine Verbreitung von Österreich aus, sondern durch internationalen Handel werden weitere Stämme eingeschleppt.

Verpackungsmaterial In Österreich sind bisher zahlreiche Bäume, vor allem Ahorne, gefällt und vernichtet worden.
Eingeschleppt wird der Käfer vor allem mit befallenem Verpackungsholz. Als weiterer Einschleppungsweg sind befallene Bonsaipflanzen möglich.
Viele Arten der Familie des Asiatischen Laubholz-Bockkäfers (kurz „ALB“ für Asian Longhorned Beetle) gehören zur Familie der Bockkäfer (Cerambycidae) und fallen durch ihre Körpergröße und Fühlerlänge auf. Der ALB hat einen schwarzen Körper mit bis zu 20 unregelmäßig verteilten weißen Flecken auf den Flügeldecken. Die erwachsenen Tiere werden bei einer Breite von bis zu 12 mm zwischen 2,5 und 4 cm groß. Weibchen und Männchen lassen sich gut anhand der Fühlerlänge unterscheiden, die beim Weibchen nur 1,3 mal, beim Männchen hingegen ca. 2,5 mal so lang ist wie der Körper.
Wie der Name bereits sagt, ist seine Heimat der Asiatische Raum (China, Korea, Taiwan und einigen unbestätigten Auftretensmeldungen aus Japan). Er wurde jedoch auch in andere Länder eingeschleppt.

Forstschädling für viele Klimagebiete. Sein weites Vorkommen in Asien zeigt, dass er gut an verschiedene Umweltbedingungen angepasst ist, die von tropischen, warmen bis hin zu kalt gemäßigten Klimaten reichen. In seinem Heimatgebiet ist der Käfer als schwerwiegender Forstschädling bekannt.
Die erste Einschleppung außerhalb seines natürlichen Gebietes wurde 1996 aus New York/USA gemeldet, gefolgt von Meldungen aus Illinois und Chicago 1998, Österreich 2001, New Jersey/USA 2002, Frankreich und Toronto/Kanada 2003 und im Mai 2004 in Deutschland.

Unterbrechung des Saftstromes führt zum Tod. In Österreich, wo man seit 2001 Erfahrung mit dem Käfer hat, durchläuft er einen zweijährigen Zyklus über Ei, mehrere Larvenstadien, Puppe und erwachsenem Käfer. Zur Eiablage nagen die weiblichen Käfer einen Eitrichter in die Rinde von Ästen und Stämmen mit einem Durchmesser von 5 cm, an dessen Grund ein Ei abgelegt wird. Insgesamt kann ein weiblicher Käfer 30 – 50 Eier legen. Aus dem 5 – 7 mm kleinen Ei schlüpft nach zwei Wochen die Larve und bohrt sich durch die Rinde, um zwischen Rinde und Holzkörper (im Kambialbereich) mit der Fraßtätigkeit zu beginnen. Durch die dabei gebildeten Gänge wird der Saftstrom des Baumes unterbrochen. Wenn die Larvengänge stammumfassend angelegt wurden, stirbt der Baum ab. In späteren Stadien legt die Larve einen in den Holzkörper reichenden Gang an. Im Endstadium erreichen die Larven eine Größe von 5 cm und verursachen bis zu 3 cm im Durchmesser betragende ovale Gänge. Die Verpuppung erfolgt im Holzkörper und die erwachsenen Käfer schlüpfen unter unseren Klimabedingungen nach einer insgesamt knapp zwei Jahre dauernden Entwicklungszeit ab Juni.

Augen auf zur Früherkennung. Neben der Sichtung des Käfers weisen verschiedene Symptome auf einen Befall hin: in die Rinde genagt Eiablagestellen und daraus austretender Pflanzensaft, ovales Einbohrloch der Larve in das Holz, auffallend grobe Bohrspäne am Stammfuß, große, bis zu 3 cm breite, ovale Larvengänge im Holz, kreisrunde, 1 – 1,5 cm große Ausbohrlöcher der Käfer.
Befallen wird eine Vielzahl von Laubbäumen. Zu den bevorzugten Wirtsbaumarten zählen Pappeln, Weiden, Ahorn und Rosskastanie, aber auch Birken, Erlen sowie andere Laubbäume einschließlich Obstgehölze. Bei den Wirtspflanzen ist zudem zwischen solchen zu unterscheiden, die der Käfer zur Eiablage benötigt und in denen sich die Larve auch entwickeln kann und solchen, die er zum Reifungsfraß nutzt.

Keine Bekämpfungsmöglichkeiten erfolgreich. Bisher hat es im asiatischen Raum keine erfolgreiche Bekämpfungsstrategien gegeben. Auch im Einschleppungsgebiet in New York ist trotz jährlicher Aufwändungen von 3,5 Mio. US$, incl. Öffentlichkeitsarbeit, Baumfällung und Neupflanzung, bisher keine Ausrottung des Schädlings in Sicht.
In New York hat sich gezeigt, dass ein starker Befall auch ein Verkehrssicherheitsproblem darstellt, da die Larven Äste stark aushöhlen und diese dann abbrechen können. Inwieweit auch Schäden in Waldbeständen zu erwarten sind, ist nicht absehbar. Auswirkungen wie in China, wo dem ALB innerhalb von 6 Jahren 142 Mio. Bäume zum Opfer gefallen sind, dürften jedoch in naher Zukunft nicht zu erwarten sein, da es sich in China vor allem um Anpflanzungen von Pappeln handelt.
Da die Käfer schlechte Flieger sind und sich nicht weit von ihrem Brutbaum wegbewegen, besteht noch Hoffnung, wenn man auf einen Befall regelmäßig achtet.
(Quelle: BBA)