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Die Kastanien im Wiener Augarten gehören zum historischen Bild © U__Photo/Shutterstock.com

Baumschutz

Bakterium bedroht Kastanien

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 14.07.2023 - 08:09

Es scheint als ob Kastanienminiermotte, Klimawandel und Pilze noch nicht genug sind, jetzt hat sich in den österreichischen Kastanien auch das Bakterium Pseudomonas syringae breitgemacht. Ab 2002 in den Niederlanden beobachtet, breitet sich die Erkrankung, die an Baumkrebs erinnert, in Europa immer weiter aus. Einzelne Bäume bleiben verschont, bei anderen hält sich der Befall augenscheinlich in Grenzen und wieder andere müssen (wie die Kastanien im Wiener Augarten) aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Vieles ist noch unklar und die Baumpfleger stehen dem Problem praktisch machtlos gegenüber.

Pseudomonas-Kastaniensterben

Der Verursacher der Erkrankung, Pseudomonas syringae pv. aesculi, tritt ursprünglich in Indien an Aesculus indica als Blattfleckenpilz auf. Das Bakterium befällt bisher v. a. weiß- und rotblühende Kastanien (Aesculus hippocastanum, Aesculus x carnea) und weniger die anderen Arten. Anfangs wurde ein vorhergehender Befall mit der Miniermotte als Zusammenhang mit der Erkrankung gesehen, diese greift aber nur die weißblühenden Kastanien an. Deshalb ist das eher unwahrscheinlich.

Ein charakteristisches Symbol für einen Befall mit Pseudomonas ist das Absterben einzelner Äste in Verbindung mit einer schütteren Krone und Aufhellung des Laubes. Im Frühling entstehen an der Rinde im Stammbereich blutende Flecken. Der Befallsschwerpunkt liegt im Bereich Stamm und Kronenansatz, über sechs Meter Höhe treten selten Flecken auf, gleiches gilt für den Stammfuß. Der flüssige Ausfluß trocknet zu schwärzlichen, krustigen Flecken ein, die Rinde im Umkreis verfärbt sich bräunlich. Beim Freilegen der betroffenen Flecken zeigt sich im Bereich des Phloem eine intensive orange-rötliche Verfärbung (anders als beim Phytophtora-Befall), die klar zoniert und scharf zum gesunden Gewebe abgegrenzt ist.

Die Nekrosen der Rinde verlaufen axial und streifenförmig über mehrere Meter hinweg, nicht jede ist von außen erkennbar. Das macht die Abschätzung für Sachverständige schwierig. Als Sekundärschädlinge treten dann oft Pilze auf, die zu größeren Schädigungen und Astabbrüchen sorgen. Gerade in öffentlichen Bereichen müssen deshalb befallene Bäume vorsorglich aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Viele Bäume können aber jahrelang überleben, wenn die befallenen Gewebe eintrocknen und sich nicht weiter ausbreiten.

Eigentlich sollten an den Stellen der gefällten Bäume aus Sicherheitsgründen keine Kastanien nachgesetzt werden. Im Augarten stellt sich nun das Problem der Erhaltung des historischen Bildes. Dazu kommt, dass die Kastanien mit weißen und roten Blüten (die dem Originalbild entsprechen) auch anfällig für die Miniermotte sind. Eine mögliche Lösung würde sich mit der robusteren gelbblühenden Kastanie bieten, die aber einerseits viel langsamer wachsen und andererseits eben nicht dem historischen Vorbild entsprechen.


Quellen: ORF, Arbofux, Galk e.V.