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Die Bekämpfung des Quarantäneschädlings erfordert ein breites Spektrum an Maßnahmen, das von einer Vielzahl an Faktoren abhängig ist. © Olena Yakobchuk/Shutterstock.com

Schweizer Gemüsebau

Quarantäneorganismen sind eine wachsende Bedrohung

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 06.03.2024 - 09:05

Quarantäneorganismen sind Pflanzenkrankheiten oder -schädlinge von potenzieller wirtschaftlicher Bedeutung, die in der Schweiz nicht oder nur lokal auftreten.

Die Schweizer Landwirtschaft steht vor einer zunehmenden Herausforderung durch Quarantäneorganismen, die die heimische Pflanzenwelt bedrohen und erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen können, auch im Gemüsebau. Im vergangenen Jahr gelangte mit dem Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum kontaminierter Ingwer in die Schweiz und wurde in 16 Betrieben nachgewiesen. Das Ereignis zeigt, dass die Vulnerabilität des Gemüsebaus gegenüber eingeschleppten Schadorganismen und die Notwendigkeit, Quarantäneorganismen und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft ernst zu nehmen sind.

Als Basis zur Bekämpfung

Es gibt eine besorgniserregende Liste von Quarantäneorganismen, die in der Schweiz bereits identifiziert wurden. Laut Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) befinden sich darunter das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum, der Japankäfer, das als Jordanvirus bekannte Tomato brown rugose fruit virus (ToBRFV), verschiedene Arten von Nematoden und der Asiatische Laubholzbockkäfer. Für den Gemüsebau stellen besonders die Nematoden, das Jordanvirus, der Japankäfer und das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum eine Gefahr dar. Im Gemüsebau richten diese Organismen unterschiedlichen Schaden an, der von der Zerstörung der Wurzeln bis hin zur Beeinträchtigung der Fruchtqualität reicht und die Lebensgrundlage vieler Gemüsebauern bedroht.

Die Identifikation der Quarantäneorganismen ist eine Herausforderung, Verdachtsfälle werden geprüft, der Nachweis erfolgt durch Laboruntersuchungen von Proben, die routinemäßig oder auf Verdacht gesammelt werden. Je nach Organismen kommen unterschiedliche Methoden und Technologien zum Einsatz – von morphologischen Untersuchungen bis hin zu modernsten molekularen Tests. Die Schweiz setzt auf neueste Technologien und Methoden. Das ist entscheidend, um Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
So wurden spezifische Fälle von Ralstonia pseudosolanacearum, Nematoden und anderen Schädlingen wie dem Maiswurzelbohrer festgestellt, aber auch Zystennematoden auf Kartoffeln wurden gefunden.

Reiseverkehr und Klimawandel

Die Wege, wie Quarantäneorganismen ins Land gelangen, sind vielfältig. Der internationale Handel trägt maßgeblich dazu bei. Aber auch der Reiseverkehr fördert das Risiko, dass neue, besonders gefährliche Schädlinge und Krankheiten von Pflanzen eingeschleppt werden. Insekten können sich via Flug auch auf natürlichen Wegen verbreiten. Der Klimawandel verschärft das Problem weiter. Die Bekämpfung eines Quarantäneschädlings erfordert ein breites Spektrum an Maßnahmen, die von der Art des Schädlings, den lokalen Gegebenheiten wie Größe und Ort des Befallherds, der Art des befallenen Ortes (Acker, Gewächshaus) und der Art der befallenen Ware abhängen. Die Bekämpfungsmaßnahmen gegen Ausbrüche des Jordanvirus sind z.B. in einem Notfallplan beschrieben. Sie sind je nach Schadorganismus und Befallssituation unterschiedlich effektiv. Häuft fehlt das Wissen, wie man bekämpfen soll oder die Mittel dazu.

Konsequenzen und Stärkung

Bei einem Befall durch das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum sind u.a. Rodungen betroffener Flächen unter strengen Hygienevorschriften notwendig. Ebenso wie eine anschließende Brachzeit von mehreren Monaten und danach Einschränkungen bei der Kulturauswahl – und das über Jahre. Diese Maßnahmen sind aber notwendig, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Die Quarantäneorganismen können sehr große wirtschaftliche, ökologische und soziale Schäden nach sich ziehen.
Je früher ein Ausbruch eines Quarantäneorganismus festgestellt wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Schadorganismus ausgemerzt werden kann. Deswegen investieren Bund viele Ressourcen in die Überwachung der Schweiz in Bezug auf Quarantäneorganismen, um deren frühzeitige Detektion zu ermöglichen und so kann jeder zweite Ausbruch wieder getilgt werden. Dennoch können sich trotz Gegenmaßnahmen Quarantäneorganismen etablieren, wie z.B. der Japankäfer. Durch internationale Abkommen wie dem Internationale Pflanzenschutzübereinkommen (IPPC) und der engen Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Pflanzenschutzorganisation für Europa und den Mittelmeerraum (EPPO) stärkt die Schweiz ihre Fähigkeit, auf Ausbrüche zu reagieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen. Die Effektivität dieser Maßnahmen hängt sehr von einer frühen Detektion und der Verfügbarkeit wirksamer Bekämpfungsstrategien ab. Die Herausforderungen bei der Bekämpfung sind nicht nur die Umsetzung notwendiger Maßnahmen, sondern auch die Sensibilisierung und die Sicherstellung der Kooperation der Landwirte sowie die effektive Nutzung von Instrumenten wie dem Pflanzenpass.

Die Schweizer Erfahrungen zeigen, dass die Stärkung der Resilienz der Gemüseproduktion gegenüber Quarantäneorganismen ein mehrschichtiger Prozess ist, in dem Bewusstsein,  Prävention und Reaktion auf Ausbrüche wichtige Säulen sind. Die Bedeutung von Bildung, Sensibilisierung und der Entwicklung effektiver Strategien zur Bekämpfung und Verhinderung der Ausbreitung von Quarantäneorganismen ist essentiell. Man geht davon aus, dass es eine Zunahme an Ausbrüchen von Quarantäneorganismen in der Schweiz in der Zukunft geben wird. Durch Notfallplänen und die Intensivierung der Überwachungs- und Sensibilisierungsbemühungen bereitet sich die Schweiz bestmöglich darauf vor.


Quelle: Fruchtportal