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Die Saatgutgewinnung bei Tomaten unterscheidet sich in den Aufbereitungsschritten von anderen Gemüsearten © Maria Koriakovtseva/Shutterstock.com

Biologischer Anbau

Effizient Saatgut aus Tomaten gewinnen

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 03.08.2023 - 10:22

Die Verwendung von konventionellem, unbehandeltem Saatgut ist in der EU nur noch bis 2036 erlaubt, das rückte die Verfügbarkeit biologischen Saatguts ins Blickfeld. Die Studie am Foschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Schweiz untersuchte daher den Einfluss der Erntefrequenzen, Extraktionszeitpunkten und Lagerbedingungen von Tomaten auf die Gewinnung und Qualität biologischen Tomatensaatguts. So sollten Strategien entwickelt werden, die sowohl kleinen als auch großen Saatgutproduzenten eine optimale Gewinnung biologischen Saatguts ermöglichen.

Spezielle Aufbereitung bei Tomaten

Im Vergleich mit anderen Gemüsearten unterscheidet sich die Saatgutgewinnung bei Tomaten durch spezielle Schritte, denn die Samen werden im Fruchtfleisch drei Tage fermentiert bevor sie durch mehrmaliges Spülen herausgelöst werden. Die Gewinnung erfolgt entweder wiederholt parallel zur Ernte oder man lässt die Früchte länger hängen und auf einmal aufbereitet. Ersteres bringt mehrere Extraktionen und damit einen hohen Arbeitsaufwand mit sich, zweiteres ein höheres Verlustrisiko durch Infektionsgefahr. Mit einer kühlen Lagerung kann der Produzent die Saatgutgewinnung einerseits in die regelmäßige Erntearbeit integrieren und andererseits durch kürzere Hängezeit sowohl den Ausschuss als auch die Zahl der Extraktionen reduzieren.

Regelmäßige Ernte bringt höheren Samenertrag

Die Wissenschafter verglichen nun den Samenertrag von häufig geernteten Tomaten mit dem von punktuell geernteten Tomaten mit langer Hängezeit. Daraus sollten sich Einflüsse von Fruchtreife und Erntezeitpunkt auf die Saatgutmenge und -qualität ergeben, zusätzlich überprüften sie mögliche Effekte der Kühllagerung. Im Test standen insgesamt acht Tomatengenotypen sowie drei Saatgutextraktionen im Abstand von drei Wochen.

Die unterschiedlichen Ernteverfahren zeigten keinen Effekt auf das Tausendkorngewicht (TKW) und die Keimrate. Bei den regelmäßig abgeernteten Tomaten war der Gesamtertrag der Samen höher, da sie zum einen mehr Früchte produzierten und zum anderen auch deutlich weniger Ausschuss anfiel. Die Kühllagerung von bis zu drei Wochen wie auch das TKW hatten keinen Effekt auf die Keimrate. Zu Beginn der Saison war das TKW am höchsten und nahm dann verlaufend ab. Ein umgekehrter Effekt zeigte sich bei der Samenmenge, wo am Anfang weniger Samen gewonnen wurden als bei der letzten Extraktion. In Korrelation mit dem Fruchtertrag konnte das meiste Saatgut zur Mitte der Saison produziert werden.

Zusammenfassend stellen die Forscher fest, dass die Ernte für die Saatgutproduktion entweder fortlaufend erfolgen kann und für eine gebündelte Extraktion gelagert wird oder alle drei Wochen erfolgt und nach der Entfernung der infizierten Früchte extrahiert wird.


Quelle: FiBL Schweiz