Erde mit Torf oder doch ohne? Die Diskussion um den Rohstoff Torf hat sich zwar etwas entspannt, doch wird weiterhin intensiv an Alternativen gearbeitet. Auffällig ist heuer, dass die Profi-Substrate in ihrer Zusammensetzung und Rezeptur jenen für den Liebhabergärtner sehr ähnlich sind. Doch auch Spezialsubstrate für ganz individuelle Ansprüche haben die Hersteller heuer im Programm.
Tonhaltige Substrate erleichtern die Arbeit
Laut HAWITA Gruppe, Vechta/D, werden bei Staudenbetrieben und Baumschulen tonhaltige Substrate immer beliebter werden. Das hänge damit zusammen, dass die Mitarbeiter in diesen Betrieben an heißen Tagen weniger Arbeit mit dem Gießen haben, weil der Ton die Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum speichert.
Auf diese Weise spart der Gärtner sogar Wasser und außerdem muss weniger gedüngt werden, da der Ton auch als Puffer für Nährstoffe dient. Zudem landen weniger Auswaschungen im Grundwasser. So werden im Augenblick Frustorfer Substrate vor allem aus hochwertigem Sodenweißtorf und Dreischichtton produziert und angeboten.
Eine weitere Besonderheit ist die Veränderung bei den Torfsubstraten. Bisher standen diese absolut im Vordergrund, doch auch hier gibt es ein Umdenken. Torf wird nach wie vor aus dem Baltikum bezogen, doch die Substrate von HAWITA enthalten im Augenblick neben Torf noch 25 % Holzfaser und 25 % Kokosprodukte. Auf diese Weise sind die Profisubstrate weitgehend torfreduziert und garantieren in diesen Mischungen eine sehr gute Pflanzenentwicklung.
Spezialsubstrat für Beerenobst
Neuheiten im Zusammenhang mit der Substratproduktion gibt es bei Klasmann-Deilmann, Geeste/D. So hat das Unternehmen einige neue Spezialsubstrate zur Produktion von Beerenobst in substratgefüllten Rinnen und Containern entwickelt. Es handelt sich um verschiedene Mischungen, die sich vor allem zur Kultur von Erdbeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren eignen und sich in der Rezeptur auf eine sehr gute Jungpflanzenanzucht einstellen.
Die Substrate sind hinsichtlich ihrer pH-Werte und der Nährstoffversorgung exakt auf die Ansprüche von Beerenobst ausgelegt. So verfügen sie z. B. über chelatisierte Spurenelemente, um eine sichere Eisenversorgung zu gewährleisten. Veränderungen gibt es auch bei den Presstopferden, die bisher ausschließlich aus Schwarztorf hergestellt wurden.
Ab diesem Jahr werden diese Substratmischungen mit 10 % der selbst produzierten Holzfaser GreenFibre hergestellt. Dadurch wird die Stabilität dieser Presstöpfe noch weiter erhöht und gleichzeitig das Substratgewicht verringert.
Substrat aus Grünkompost reduziert Trauermückenbefall
Gemeinsam mit der Universität Osnabrück hat Klasmann-Deilmann ein neues Substratkonzept entwickelt, das speziell bei der Kultur von Biotopfkräutern zum Einsatz kommen soll. Bei dieser Kultur ist es bisher sehr häufig vorgekommen, dass ein Trauermückenbefall die Pflanzen stark schädigt.
Das neue Substrat garantiert jedoch eine Reduktion der Trauermückenentwicklung um bis zu 80 %. Das Forschungsprojekt fand heraus, dass dieser Erfolg durch eine Veränderung der Substratzusammensetzung erzielt werden kann. Verursacht wurde dieser Schädlingsbefall bisher durch die Zusammensetzung der Substrate aus Torfrohstoffen, Kompost, Kokos oder Holzfasern sowie festen organischen Düngern. Diese Zusammensetzung bot den Trauermückenlarven eine geeignete Lebensgrundlage.
Aufgrund des Forschungsprojektes wurde die Auswahl der Substratausgangsstoffe dahingehend verändert, dass den Larven ihre natürliche Nahrungsgrundlage entzogen wird. Als Schwerpunkt wird nun ein Substrat aus einem vollständig verrotteten und abgelagerten Grünkompost produziert sowie eine neuartige Düngerformulierung beigemischt. Auf diese Weise können Trauermückenlarven nicht mehr ausreichend Nährstoffe in diesem Substrat finden.
Empfohlen wird es vom Hersteller für Betriebe, die Bio-Kräutersubstrate mit einer geringen bis mittleren Grunddüngung verwenden und mit einer betrieblichen flüssigen Nachdüngung kombinieren. Eine weitere Verwendung findet das Substrat auch für die Gemüseanzucht bei empfindliche Kulturen, z. B. Feldsalat.
In Übergröße
Zum Saisonstart 2016 hat Klasmann-Deilmann eine Produktionsstätte in Betrieb genommen, die sich ausschließlich auf die Herstellung von Big Bales konzentriert. Dort werden nun zur Steigerung der Leistungsfähigkeit Big Bales bis in einer Größe von 5,8 m³ produziert. Diese übergroßen Inhalte werden jedoch nur für den Transport von Weißtorf verwendet, weil dieser vom Gewicht her leichter ist als fertige Mischsubstrate. Es handelt sich bei diesen Big Bales um die größten ihrer Art in der gesamten Substrat-Produktionsindustrie.
Individuelle Zusammen- setzung für jeden Kunden
Die Stender AG, Schermbeck/D, wartet mit zwei Neuheiten auf. Unter der Bezeichnung „Stender add it“ wird ein Grundsortiment an bewährten Sub-stratstrukturen produziert und individuell auf den Anspruch eines jeden Gartenbaubetriebs in der Zusammensetzung ausgeführt. So können die Grundstrukturen maßgeschneidert auf die jeweilige Kultur, das Kulturverfahren oder aber auch auf jahreszeitliche und klimatische Bedingungen durch die Zugabe von gewünschten Düngern, pH-Wert usw. in Absprache mit dem Kunden eingestellt werden.
Die „add it“-Substrate werden konventionell in drei Ausführungen mit über 60 % Torfanteil, torfreduziert mit weniger als 60 % Torfanteil und torffrei angeboten. So kann jedes Substrat in seiner Grundstruktur auf die spezifischen Ansprüche der jeweiligen Kultur eingestellt werden – außerdem erfolgt die Verpackungsart nach Wunsch des jeweiligen Kunden.
Erde im Jumbo-Pack
Neu ist auch ein ökonomisch sinnvolles Großgebinde, das unter der Bezeichnung LOLLIPOP in den Handel kommt. Es handelt sich dabei um einen 4,5 m³-Jumbo-Pack, mit dem vor allem die Produkte aus dem Baltikum zu den hiesigen Kunden geliefert werden. Durch die optimierte Verpackungsgröße kann eine ökonomische Ausladung der Lkws erfolgen – natürlich auch mit Erzeugnissen aus der deutschen Produktion.
Universalsubstrat, das Pilze blockieren soll
Ein völlig neues Substrat führt Wilsaflor, Neulehe/D, im Sortiment. Es handelt sich dabei um das Produkt Fruterra Phönixx, das aus 90 % Soden-Weißtorf und 10 % Phönixx besteht. Phönixx soll vor allem bodenbürtige Pilze blockieren. Diese Neuheit ist ein Universalsubstrat zum Topfen wurzelschwacher Kulturen, speziell im Baumschulbereich. Ein Einsatz im Zierpflanzenbau, z. B. bei Poinsettien, ist ebenfalls geplant. Das Produkt wird je nach gewünschter Menge lose ausgeliefert.
Mehr Bodenbaktierien für eine bessere Pflanzenqualität
Alle Böden, die zu Verschlämmung neigen oder durch starke Belastung verdichtet wurden, können mit dem neuen, organischen Bodenverbesserungsmittel von CUXIN, Otterndorf/D, verbessert werden. Es handelt sich dabei um ein organisches Mittel, das die physikalischen und biologischen Bodeneigenschaften deutlich verbessert.
Das Substrat enthält zusätzlich Bodenbakterien, die nachweislich das Bodenleben aktivieren und so die Bodenqualität deutlich verbessern. Durch die Aktivität der Mikroorganismen wird mehr Phosphor freigesetzt, der als wichtiger Nährstoff vor allem die Wurzelentwicklung fördert. Auf diese Weise entstehen kräftigere Pflanzen mit besserem Wachstum und höherer Qualität.
DCM VIVISOL wird pelettiert oder als Mikrogranulat MINIGRAN hergestellt und zur Einmischung in Topferden bzw. zur Einarbeitung in den Oberboden empfohlen. Das Produkt enthält nur Rohstoffe gemäß den EU-Verordnungen und kann auch im kontrollierten biologischen Gartenbau eingesetzt werden. Insgesamt gesehen fördert DCM VIVISOL ein reichhaltiges und vielfältiges Bodenleben.