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© Ulrike Fassler

Regionalität hat Priorität

Ein Artikel von DI Ulrike Fassler | 04.02.2014 - 08:02
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Langanhaltende Kundenzufriedenheit ist wesentlich für den langfristigen Unternehmenserfolg. Pflanzenware muss attraktiv sein, marktgerecht produziert und frühzeitig auf dem Markt präsentiert werden. Die Kundenwünsche sind heute vielfältig und man muss diese erfüllen können – das heißt jedoch nicht, dass man alles selbst produzieren muss, sondern dass man mit Branchenkollegen aus der Region kooperieren könnte.
Das Unternehmen „Pflanzenhof Wenzl“ aus Waldneukirchen in OÖ ist beispielgebend. „In unserer Region sind die produzierenden Gärtner gut miteinander vernetzt und unterstützen einander gegenseitig in der Marktpräsenz“, so Adi Wenzl, Geschäftsführer des Unternehmens. Er hatte den Produktionsbetrieb 1995 gemeinsam mit seiner Frau Christine auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Grundstück in Waldneukirchen/OÖ gegründet. 1998 wurden die ersten Mitarbeiter aufgenommen. Seither hat sich der Betrieb sukzessive vergrößert. Heute besitzt das Betriebsgelände eine Produktionsfläche von je 1 ha Folien- und Freilandfläche. 20 Stamm-Mitarbeiter sind mit saisonalen Schwankungen in der Firma beschäftigt.

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© Pflanzenhof Wenzl

Vielfalt ist Voraussetzung
Der Produktionsumfang umfasst Stauden, Bodendecker, Gräser und Farne sowie Erdbeeren. Besonders bei den Freilandpflanzen sind regional produzierte Pflanzen im Vorteil. Kulturen, die sich bereits als Jungpflanzen an das heimische voralpine Klima anpassen mussten, entwickeln sich auch standortgerecht und verfügen entgegen Importware über eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber den rauen örtlichen Klimagegebenheiten. Zusätzlich leiden vor allem Stauden bei langen Transportwegen und deren Vitalität wird geschwächt. Handelspartner entscheiden sich bei Freilandpflanzen daher bevorzugt für Pflanzenware aus der Region. „Wir legen darauf Wert, dem Kunden bei Stauden und Bodendeckern ein vielfältiges und regional angepasstes Sortenspektrum anzubieten“, erklärt Christine. „Unser Angebot setzt sich großteils aus den marktgängigen Arten mit jeweils 2 bis 3 bewährten Sorten pro Art zusammen. Neben einigen zusätzlichen Sortenspezialiäten bieten wir aber auch altbewährte Sorten an. Wir testen diese mehrere Saisonen hindurch auf ihre Robustheit, ihr Wachstum und ihre Kulturfähigkeit und nehmen sie bei positiven Ergebnissen in unser Sortiment auf.“
Bei der Auswahl der Arten und Sorten wird auf dem Wenzlhof besonders auch auf die Winterhärte geachtet. Aufgrund immer kleiner werdender Gartenanlagen werden auf dem Markt zunehmend kompakte und robuste Sorten nachgefragt. In der Beetgestaltung zeigt sich auch ein Trendwechsel weg vom Wechselflor hin zu dauerhaften Staudenbepflanzungen. In öffentlichen Bereichen wird heute bevorzugt mit Mischbepflanzungen gestaltet. Wenzl bietet dem Kunden selbst zusammengestellte und auf ihre Widerstandsfähigkeit erprobte Mischungen an. Die Zusammenarbeit mit dem Versuchswesen an der Gartenbauschule Ritzlhof/OÖ sowie die Beteiligung an der Landesgartenschau in Ansfelden/OÖ konnte dem Unternehmen hier wertvolle Erfahrungen bieten. „Ein Schwerpunkt in unserem Betrieb ist den Testungen von Sorten und Neueinführungen sowie deren optimaler Kulturführungsmethode gewidmet“, so Adi. „Die Pflanzen beziehen wir von Jungpflanzenproduzenten aus Holland und Deutschland. Unsere regionalen Sortenbesonderheiten vermehren wir selbst.“

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Aktuelle Trends aufnehmen
Es ist auch empfehlenswert, aktuelle Trends in der Gartengestaltung in das Produktionsspektrum aufzunehmen. Sehr beliebt ist bereits seit einigen Jahren die Beetgestaltung mit Ziergräsern. Deshalb produziert Wenzl in Kooperation mit einem norddeutschen Betrieb winterharte Ziergräser für Kies- und Staudenbeete. Der Partnerbetrieb verfügt über Produktionsflächen in Portugal. In den kalten Monaten zu Saisonbeginn werden die nachgefragten Gräser aus Portugal importiert. Ab April nimmt Wenzl wieder selbst die Heranzucht von Gräsern auf.
Ein weiteres wirtschaftliches Standbein, welches der Betrieb als Reaktion auf die steigende Nachfrage nach Naschobst seit 1998 aufgebaut hat, ist die Produktion von Erdbeeren als Topfpflanzen. Mittlerweile stellt der Pflanzenhof 20 verschiedene Erdbeersorten von Züchtern aus Italien, Frankreich oder Kalifornien in einer Stückanzahl von insgesamt ca. 1 Million Erdbeertöpfen pro Saison her. „Naschpflanzen müssen in jedem Fall bereits im ersten Jahr Ertrag liefern, denn die Kunden wollen in kürzester Zeit ernten, dies gilt es bei der Sortenwahl zu berücksichtigen“, weist der Geschäftsführer hin. Durch die Zusammenarbeit mit einem Biopartnerbetrieb konnte er sich wertvolles Know-how aneignen, welches von der Erdbeeraufzucht auch auf die Staudenproduktion übertragbar ist.

Rationalisierungen steigern die Effizienz
Ökologisches Wirtschaften im Gartenbau ist heute eine gesellschaftliche Forderung, welcher Wenzl mit nachhaltigen Produktionsmethoden nachkommt. Durch den gezielten Einsatz von Nützlingen sind fallweise nur punktuelle Spritzungen mit Pflanzschutzmittel erforderlich. Die Behandlung der wurzelnackten Staudenpflanzen mit effektiven Mikroorganismen steigert zudem die Vitalität und Robustheit der Pflanzen, bevor diese eingetopft werden. „Bei der Düngung verwenden wir Osmocote-Langzeitdünger, der unsere Pflanzen auch für längere Vermarktungszeiträume vital und attraktiv behält“ weist Wenzl hin und erklärt somit den Einsatz von mineralischem Dünger.
Für Effizienzsteigerungen im Betrieb sind von Zeit zu Zeit auch technische Rationalisierungen bei den Produktionsabläufen erforderlich. Heuer ab Sommer wird auf dem Pflanzenhof z. B. die Automatisierung der Warenkommissionierung über QR-Codes auf Stecketiketten realisiert. Aufwändige Etikettenänderungen waren dafür notwendig, wofür man die lange Vorlaufzeit von einem Jahr in Kauf genommen hatte. Die absehbaren Einsparungen rechtfertigen jedoch den Aufwand, weiß man bereits aus Erfahrung mit Automatisierungen im Gewächshaus und in der Logistik sowie im Bestellwesen. Wenzls Kunden erhalten regelmäßig per mail das Wochenangebot. Die Bestellungen können von den Kunden ohne „Papierkram“ einfach elektronisch übermittelt werden.

Fachkompetenz lohnt sich
Gut ausgebildete Mitarbeiter können wesentlich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen, ist der Unternehmer überzeugt. Hier werde zu oft gespart. Für die fachkompetente Nachfolge im eigenen Betrieb ist bereits gesorgt. Der Sohn der Familie wird diesen zukünftig übernehmen.

Daten & Fakten

Pflanzenhof Wenzl
Wallernstraße 19
A-4595 Waldneukirchen
Tel. 07258/3159
office@pflanzenhof-wenzl.at
www.pflanzenhof-wenzl.at
 

Geschäftsführer
Adi Wenzl

Mitarbeiter
ca. 20 Mitarbeiter

Firmenentwicklung
seit 1995: Gründung auf einem landwirtschaftlichen Betrieb; heute je 1 ha Produktionsfläche unter Folie und auf dem Freiland

Produkte und Dienstleistungen
Beet- und Balkonpflanzen, Stauden, Bodendecker, Gräser und Farne, Erdbeeren; Auslieferung über eigenen Fuhrpark

Absatzmärkte
Gartencenter in Österreich, Baumschulbetriebe, Gartengestalter