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Maßnahmen bei Krankheiten

Ein Artikel von Mag. Astrid Plenk | 10.02.2012 - 09:00
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Bei den bodenbürtigen Krankheiten verursachen Wurzel-, Stängelhals- und Herzfäulen, Wurzelbräunen sowie Welkekrankheiten. Wurzel-, Stängelhals- und Herzfäulen werden vielfach durch Vertreter aus der Familie der Pythiaceae ausgelöst. In dieser Familie sind vor allem die Gattungen Py­thium und Phytophthora von Bedeutung. Für ihre Entwicklung benötigen sie viel Feuchtigkeit, daher werden sie durch vernässte Substrate und hohe Luftfeuchtigkeit gefördert, aber auch kühle Temperaturen und lichtarme Zeitabschnitte begünstigen die Ausbreitung dieser Krankheiten. Meist gelangen sie über unreifen Kompost, infizierte Pflanzenreste oder verseuchtes Wasser in den Boden. Aber auch mit nicht ausreichend desinfizierten Anzuchtgefäßen, Stellflächen und sonstigen Geräten kann die Krankheit verschleppt werden. Diese Verschleppung erfolgt meist in ihrer Überdauerungsform, den dickwandigen Oosporen und Chlamydosporen, die im Boden mehrere Jahre lebensfähig bleiben. Für die Verbreitung im Bestand sorgen die beweglichen Zoosporen, die leicht mit Wasser verbreitet werden. Diese Zoosporen keimen bereits bei Temperaturen um die 10 °C, während die Dauersporen meist höhere Temperaturen benötigen. Infizierte Pflanzen wachsen schwächer, welken und vergilben. Sieht man sich die Wurzeln an, so sind sie meist weichfaul und braun verfärbt, meist löst sich auch die Wurzelrinde leicht ab. Bei Stecklingen und Sämlingen verfärbt sich die Basis beziehungsweise der Bereich „zwischen Tag und Nacht“ schwarz und beginnt zu faulen. Dadurch kommt es zu einem „Umkippen“ der Aussaaten. Werden Zwiebeln oder Knollen befallen, so werden diese weich und wässrig faul.

Schädigungen durch Pythium
Pythium-Arten, wie Pythium debaryanum, Pythium ultimum oder Pythium aphanidermatum, infizieren nicht nur Keimlinge oder sehr junge geschwächte Pflanzen, sondern können unter für sie günstigen Bedingungen auch ältere Pflanzen schwer schädigen und zum Absterben bringen.
Ähnlich verhalten sich auch die verschiedensten Phytophthora-Arten, obwohl sie – wie  schon ihr Name vermuten lässt – meist wesentlich aggressiver sind. Dieser kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus phytón, „Pflanze“ und phthorá, „Vernichtung, Zerstörung“ zusammen. Erstmals wurde die Gattung 1875 von Heinrich Anton de Bary beschrieben. Auch hier ist das Schadbild ähnlich, doch meist ist der Krankheitsverlauf sehr rasch. Auch können verschiedene Phytophthora-Arten an Baumschulkulturen schwere Schäden verursachen. Hierbei kommt es nicht nur zu Wurzelfäulen, sondern auch an den Stämmen der jungen Bäume zu nässenden, leicht eingesunkenen Stellen – sogenannten „bleeding Canker“ und/oder zu Triebsterben.

Häufige Erreger in der Anzucht
Ein weiterer wichtiger Erreger, der vor allem in der Anzucht große Probleme bereiten kann, ist Rhizoctonia solani. Typisch hierbei ist, dass in erster Linie sehr junge Sämlinge beziehungsweise Stecklinge schon in den ersten Tagen nach dem Keimen oder Stecken befallen werden. Aber auch an älteren Pflanzen kann der Erreger schädigend auftreten, doch meist nur unter ungünstigen Kulturbedingungen oder nach Verletzungen.  

Typische Zierpflanzenkrankheit Wurzelbräune
Die Wurzelbräune, verursacht durch den Pilz Thielaviopsis basicola (Chalara elegans), galt lange Zeit als typische Krankheit im Zierpflanzenbau. Poinsettien, Violen, Cyclamen,  Chrysanthemen oder Primeln gelten als besonders anfällig. Doch häuften sich in den vergangenen Jahren Fälle von Infektionen bei Gemüsekulturen, vor allem von Karotten, Bohnen und Erbsen. Das Schadbild ist typisch. Während die oberirdischen Pflanzenteile meist zu kümmern beginnen, ähnlich wie bei einem Nährstoffmangel, sind an den Wurzeln deutliche Verbräunungen zu erkennen. Die Wurzelspitzen bleiben dabei im Allgemeinen weiß. Hohe Luftfeuchtigkeit, nasse, schlecht durchlüftete Substrate, hoher Salzgehalt, niedrige Temperaturen und schlechte Lichtverhältnisse fördern die Krankheit. Der Pilz überdauert im Boden  oder an Pflanzenresten mittels Dauersporen (Chlamydosporen). Diese keimen aus, wenn sie durch Wurzelausscheidungen geeigneter Wirtspflanzen stimuliert werden. Die Übertragung bzw. Verschleppung des Pilzes erfolgt in erster Linie durch Komposterde, verseuchte Stellflächen und Kulturgefäße. Aber auch durch Ausschwemmung bei der Bewässerung kann er weiter im Bestand verbreitet werden. Der Pilz produziert massenhaft Konidien und Dauersporen, die innerhalb eines Tages auskeimen können.

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Gefäßparasitäre Welke-
und Vergilbungserreger

Zu der Gruppe der gefäßparasitären Welke- und Vergilbungserreger zählen Pilze aus den Gattungen Fusarium und Verticillium sowie Bakterien aus den Gattungen Pseudomonas, Xanthomonas, Erwinia oder Clavibacter. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in den Gefäßbündeln ihrer Wirtspflanzen leben. Dadurch werden einerseits die Wasserleitungsbahnen verstopft, sodass die Wasserversorgung der betroffenen Pflanzen eingeschränkt, wenn nicht gar unterbunden wird. Andererseits scheiden die meisten dieser Krankheitserreger auch Giftstoffe (Toxine) aus, die die Pflanzen zusätzlich schädigen. Als typisches Schadbild kommt es zu Beginn der Krankheit zu einem leichten Welken der Pflanzen während der heißesten Stunden des Tages. Mit Sinken der Temperaturen und nach dem Gießen erholen sich die Pflanzen wieder. Sind nur wenige Gefäßbündel befallen, so welken oder vergilben nur die an sie angeschlossenen Pflanzenteile. Es kann also vorkommen, dass ein Blatt nur zur Hälfte betroffen ist. Mit Fortschreiten der Krankheit kommt es aber zu massiveren Welkeerscheinungen sowie zu deutlichen Verfärbungen wie Vergilbungen oder Rotverfärbungen und Blattdürren. Am Stängelgrund und am Wurzelhals können Verbräunungen oder Faulstellen auftreten. Bei Jungpflanzen sind jedoch in vielen Fällen keine äußerlichen Symptome sichtbar. Manchmal findet man auch an den Stängeln schwarze Längsstreifen. Hebt man an diesen Stellen die Rinde ab, so kann man – vor allem bei Fusarium-Infektionen am Holzkörper deutliche braune bis grünlichbraune oder gar schwärzliche Verfärbungen erkennen. Schneidet man einen der welkenden Stängel quer, so sind die Leitbündel braun verfärbt. Bei Bakterieninfektionen tritt bei leichtem Druck häufig Bakterienschleim aus. Bei ausreichender Feuchtigkeit kann sich auf den Oberflächen der Stängel ein zartes, weiß bis rosa gefärbtes Mycel entwickeln. Verticillium albo-atrum und V. dahliae schädigen nicht nur krautige Pflanzen wie Chrysanthemen, Nelken oder Sommerastern. Durch die Bildung von Mikrosklerotien können sie lange Zeit im Boden überdauern und gelten daher als gefährliche Krankheitserreger in Baumschulen. Als besonders anfällig gelten fast alle Arten von Ahorn, die Catalpa, die Esche, die Platane, die Birke oder auch die Rosskastanie.

Cylindrocladium buxicola

Krankheitserreger aus der Gattung Cylindrocladium sind im Gartenbau vor allem an Ericaceae seit langem bekannt. Doch in den vergangenen Jahren macht ein Vertreter – Cylindrocladium buxicola – Schlagzeilen. Zwar infiziert Cylindrocladium buxicola seine Wirtspflanze – den Buchsbaum – über die Blätter und hierbei kann er selbst die gesunde Kutikula überwinden, das heißt, Verletzungen sind für eine erfolgreiche Infektion nicht notwendig, doch überdauert er mit Hilfe von Chlamydosporen in abgestorbenem Pflanzenmaterial oder im Boden mindestens vier Jahre. An Feuchtigkeit sind 5 bis 7 Stunden Blattnässe ausreichend und bereits nach 3 Stunden mit hoher Luftfeuchte keimen die Sporen aus. Auch an die Temperatur stellt er keine hohen Ansprüche, bereits ab 5 °C beginnt der Pilz zu wachsen. Sein Temperaturoptimum liegt bei 25 °C. Große Hitze verträgt Cylindrocladium buxicola nicht. Ab 30 °C stellt er sein Wachstum ein und bei Temperaturen über 33 °C wird der Pilz abgetötet. Die Konidien weisen die für die Pilze der Gattung Cylindrocladium typische Form auf. Sie sind einfach septiert, an beiden Enden abgerundet und zylindrisch. Ihre Länge beträgt 42–68 µm und ihre Breite etwa 4–6 µm. Die sterilen Fortsätze der Konidienträger sind 95–155 ?m lang. Auf Nährmedium (PDA, MA) beträgt sein Wachstum ca. 2 cm pro Woche. Zu Beginn sind die Kolonien im Zentrum braun gefärbt und werden zum Rand hin immer heller. Die Konidienbildung beginnt etwa nach 7 Tagen. Die Symptome sind markant. Zunächst findet man auf den jüngeren Blättern kleine bräunliche Flecken, die einen dunklen Rand aufweisen. Mit Fortschreiten der Krankheit verfärbt sich das ganze Blatt braun, es kommt zu einem Blattfall und ganze Triebe sterben ab. Bei ausreichender Feuchtigkeit bildet sich ein weißer Sporenbelag auf den Blattunterseiten. An den Trieben bilden sich sehr dunkle, ja fast schwarz gefärbte, strichförmige Läsionen. Befallen werden nur Arten der Gattung Buxus. Untersuchungen haben gezeigt, dass es bei verschiedenen Arten und Sorten Unterschiede in der Anfälligkeit gibt. So gilt beispielsweise Buxus sempervirens ´Suffruticosa´ als hoch anfällig, Buxus sempervirens ´Blauer Heinz´ als anfällig. Besonders gefährdet sind dicht gepflanzte Beeteinfassungen sowie zu Kugeln oder Figuren geschnittene Pflanzen, da sich hier die Blattnässe besonders gut und lange halten kann.

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Allgemeine Gegenmaßnahmen –
• bei Jungpflanzen

Bei der Anzucht von Jungpflanzen und der Vermehrung von Stecklingen ist bei allen Arbeiten unbedingt auf Sauberkeit zu achten. Es sollte nur einwandfreie, nicht zu schwere Erde verwendet werden. Dabei ist darauf zu achten, dass diese keine ungenügend verrotteten Pflanzenteile enthält, da mit diesen eine Vielzahl von Krankheitserregern eingeschleppt werden kann. Ferner sollten die verwendeten Töpfe, Schalen, Kistchen und sonstige Geräte unbedingt desinfiziert werden. Hierfür kann beispielsweise eine 5%ige Lysol- oder eine 10%ige heiße Sodalösung verwendet werden. Auch sollte man darauf achten, dass die Pflanzen in den Kistchen nicht zu dicht stehen, sodass weder Staunässe entsteht, noch die Keimlinge austrocknen und dass die Kulturen mit ausreichend Licht, Luft und Wärme versorgt werden. Nicht zuletzt müssen auch die unterschiedlichen Ansprüche der einzelnen Samen beachtet werden. Ebenso wichtig ist auch das Einhalten der empfohlenen Bodentemperatur, da bei zu niederen Temperaturen die Keimung verzögert wird und die Pflanzen dadurch leichter erkranken können.
Um die Bewurzelung von Stecklingen zu erleichtern und zu beschleunigen, kann man sie in sogenannte Bewurzelungshormone tauchen. Dadurch kann auch die Krankheitsanfälligkeit verringert werden. Bei großblättrigen Stecklingen empfiehlt es sich, die Verdunstungsfläche zu reduzieren (Blätter quer halbieren). Die Samen können, wo dies zugelassen ist, gegen anhaftende Pilze gebeizt werden. Auf die unterschiedliche Verträglichkeit der Sämereien auf die verschiedenen Beizpräparate ist zu achten.

• während der Kulturführung
Eine chemische, kurative Behandlung ist bei all diesen Krankheitserregern schwierig bis gänzlich unmöglich und setzt eine mikroskopische Bestimmung des oder der Krankheitserreger voraus. Sichtbar befallene Pflanzen sollten immer sofort aus dem Bestand entfernt und vernichtet werden. Nach Möglichkeit mit dem gesamten Wurzelballen und der umgebenden Erde, sofern es sich nicht um getopfte Ware handelt. Bei der Kulturführung sollte man immer darauf achten, dass hohe Feuchtigkeit im Bestand vermieden wird. Im geschützten Bereich sollte unbedingt die Taupunkttabelle beachtet werden. Bei Schnittmaßnahmen sollten die Werkzeuge unbedingt desinfiziert werden. Die entfernten Pflanzen, das Schnittgut und das Falllaub von erkrankten Pflanzen müssen vernichtet und dürfen nicht kompostiert werden.
Die aktuelle Übersicht über die in Österreich zugelassenen chemischen Präparate finden Sie auf der Homepage der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGES). Das Deutsche Pflanzenschutzmittelverzeichnis ist auf der Homepage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) abrufbar und die Pflanzenschutzmittellisten für die integrierte Produktion können auf der Homepage des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eingesehen werden.