Produktionsschwerpunkt bilden Beet- und Balkonpflanzen wie Viola und Pelargonien, im Sommer Sommerpflanzen wie Lavandula, Helianthus, gefolgt von Chrysanthemen und Poinsettien. Von sich reden machte der Betrieb, als er 2004 eine neue Produktionsfläche in Emsbüren errichtete, wo heute auf 26 ha Hochglasfläche und 5 ha Containerstellfläche kultiviert wird. Derzeit wird die Hochglasfläche um 3,2 ha erweitert und soll Anfang 2011 in Produktion gehen. Hier zeigt sich, dass Massenkultur auch mit Klasse und hohen Qualitätsansprüchen erfolgen kann.
Unternehmen mit Sozialkomponente
Gegründet wurde der Gartenbaubetrieb 1954 von Jan Kuipers in den Niederlanden, der später von seinem Sohn Bennie Kuipers übernommen wurde. Heute produziert der Betrieb in den Niederlanden und Deutschland an drei Standorten auf insgesamt 53 ha Hochglasfläche und beschäftigt 220 Mitarbeiter. Daneben betreibt er einen Mutterpflanzenbetrieb in Tansania, wo 50 Mitarbeiter die Pelargonienstecklinge produzieren. Erwähnenswert ist die soziale Verantwortung, welcher sich der Betrieb mit einem Schulprojekt in Tansania stellt. In der Gärtnerei sind überwiegend weibliche Arbeitskräfte beschäftigt. Frauen aus der direkten Umgebung und jene, die in der Gärtnerei arbeiten, hatten fast keine Chance, ihre Ausbildung abzuschließen. Rund 54 % haben nur die Grundschule und zum Teil nicht einmal diese besuchen können. Der Anteil von Analphabeten wird auf 30 % geschätzt. Da das bisschen Schule nicht zum Lesen, Schreiben und Zählen reicht, wurden auf dem Gelände der Gärtnerei zwei Klassenräume gebaut. Zu Beginn befasst sich die Schule mit dem Unterrichten von Lesen und Schreiben. Später soll auf weitere Punkte wie Informationen über Hygiene, Nahrung und Agrargebiet eingegangen werden.
Der Gartenbaubetrieb in den Niederlanden verfügt über 17 ha Hochglas. In Fretzdorf nahe Berlin wird auf 10 ha Hochglas produziert. Der neueste Betrieb des Unternehmens Emsflower in Emsbüren verfügt über 23 ha Kulturfläche unter Glas, die derzeit um 3,2 ha erweitert werden. Geplant ist hier ein Ausbau auf 63 ha. Am Standort Emsbüren wurde zudem stark in die Automatisierung investiert.
Produktionsvolumen
Im Jahr kultiviert der Betrieb rund 300–500 Mio. Pflanzen und ist damit einer der größten Produzenten in Europa. Spezialisiert ist der Betrieb auf die Produktion von Beet- und Balkonpflanzen im Vertragsanbau und ist so organisiert, dass große Mengen schnellstens ausgeliefert werden können. Dabei ist dem Betrieb wichtig, beste Qualitäten zu produzieren und zuverlässig zu liefern. Zudem hält der Betrieb unterschiedliche Töpfe, Schalen und Trays bereit, so dass je nach Kundenwunsch geliefert werden kann. 95 % der Ware wird im Vertragsanbau produziert und der Rest im Tagesgeschäft abgesetzt. So bietet der Betrieb von Kalenderwoche 45 bis 10 Primeln im 9 cm- und 10,5 cm-Topf, von Kalenderwoche 8 bis 11 F1-Violen im 10er-Tray, von Woche 16 bis 22 Stiefmütterchen-Mix im 10er-Tray sowie von Kalenderwoche 26 bis 34 Chrysanthemen im 19er-Topf. Derzeit zählt der Betrieb rund 30 Kunden, von denen 20 % rund 80 % der Produktion abnehmen. 50 % der Kunden sind Discounter, die übrigen 50 % verteilen sich auf große Baumarkt- und Supermarktketten.
Gartenbaubetrieb als Ausflugsziel
Neben der Produktion ist der Gartenbaubetrieb mittlerweile zu einem beliebten Ausflugsziel avanciert. Dies eher aus einer Notwendigkeit heraus. So kamen nach dem Bau in Emsbüren täglich über 100 interessierte Besucher und wünschten einen Blick in die Produktion. Dadurch konnte sich das Management nicht um ihre eigentlichen Aufgaben, die Produktion, kümmern, sondern führte Besucher durch die Gärtnerei. Daher entschied Bennie Kuipers sich zur Einrichtung eines Besuchszentrums, das im März 2006 seine Pforten öffnete. Um dies dann gleich auch zu einer richtigen Attraktion und eine Erlebniswelt zu machen, welche die Produktionsabläufe nicht stört, wurde ein Tropenhaus eingerichtet, in welchem die Besucher über einen 270 langen Gang-Way Einblick in die Produktion und Logistik erhalten. Im 7.000 m2 großen Schauhaus ist ein Tropen- und Kakteengarten, durch welchen die Besucher über schlängelnde Wege vorbei an üppiger tropischer Vegetation, Teichen, Tümpeln und Wasserfällen wandeln können. Lauschige Plätze laden hier zum Verweilen ein. Koi-Karpfen, Ara-Papageien und eine Kleinvogelvoliere bilden Hingucker. Über den Tropengarten gelangen die Besucher auch zu einem Schauhaus, in dem die professionelle Schnittblumen- und Gemüseproduktion demonstriert und erklärt wird. Kultiviert werden hier Gerbera, Anthurien und Rosen sowie Tomaten, Gurken, Auberginen und Paprika, zum Teil in Steinwolle. Die Glasflächen bieten dabei auch die Möglichkeit, die reale Produktion der Gärtnerei zu sehen. Die Produktion aus dem Schaugewächshaus erfolgt zu 99 % biologisch und wird neben einem breiten Sortiment im angrenzenden, 9.000 m2 großen Gartencenter angeboten. Zum Angebot des Gartencenters zählt eine riesige Vielfalt von Saatgut, Blumenzwiebeln, Beet- und Kübelpflanzen, Stauden und Gehölze sowie frische Schnittblumen, Pflanzgefäße und Accessoires.
Zudem verfügt das Besucherzentrum von Emsflower über zwei große Restaurants mit jeweils 130 Sitzplätzen. Weiter laden große Außenterrassen zum Verweilen ein. Dabei bietet die Gastronomie die Ausrichtung individueller Feiern jeglicher Anlässe wie Hochzeiten, Jubiläen oder Geburtstage für bis zu 200 Personen an. Angeboten werden dabei neben erstklassiger Küche ein Spaziergang durch den Tropengarten, auf Wunsch DJ oder Live-Musik und hauseigene Blumenarrangements und Dekorationen. Zum Besucherzentrum gehört weiter ein Schulungs- und Tagungszentrum mit Räumen für 15 bis 150 Personen.
Ein Indoor-Spielplatz bietet Kindern von drei bis zwölf Jahren die Möglichkeit zur spannenden Freizeitgestaltung auch bei schlechtem Wetter. Eine zusätzliche Attraktion ist seit diesem Sommer der Probegarten. Auf 1,7 ha mit einem Teich bietet er Züchtern die Möglichkeit, ihre Neuheiten auszupflanzen. Hintergrund ist, dass jedes Jahr zahlreiche Neuheiten auf den Markt kommen. Der Betrieb selber, aber auch Einkäufer und Gärtnerkollegen, sollen hier die Möglichkeit bekommen, sich einen Eindruck von den neuesten Sorten zu machen und zu sehen, wie sie sich im Verlauf des Sommers entwickeln. Hier werden zudem alle 14 Tage Fotos der Sorten gemacht, so dass hier eine Datenbank entsteht. Wichtig ist Bennie Kuipers, dass der Verbraucher mit seinen Sorten zufrieden ist, da nur so erreicht werden kann, dass er im kommenden Jahr wieder Pflanzen kauft. Emsflower wird zudem jedes Jahr von rund 300.000 Touristen besucht. Hier soll auch deren Meinung über die Neuheiten eingeholt werden, um so festzustellen, was der Markt verlangt.
Biologische Beheizung
Ein Highlight ist zudem das „Emsflower BioPower“ Projekt mit einem Naturholz-Heizkraftwerk. Hier hat der Betrieb rund fünf Mio. Euro investiert. Die Anlage versorgt den Betrieb mit Wärme und speist zudem Strom ins Netz. Betrieben wird die Anlage mit Holz, welches bei der Pflege von Autobahnen und Bahnstrecken anfällt. Dadurch kann der Betrieb einen recht preisgünstigen Brennstoff verwenden, was auch bei der Kulturführung einen größeren Spielraum für die Kulturverfahren erlaubt, wie beispielsweise Cool-Morning-Strategien oder Diff-and-Drop, um kompakte Pflanzen bei geringerem Hemmstoff- und Fungizideinsatz zu erzielen. Der Kessel von Kara Energy Systems, Almelo/NL, hat eine Leistung von 10,3 MW, erzeugt 8 MW Wärme sowie 1,1 MW Strom und hat damit einen Wirkungsgrad von fast 90 %. Eingesetzt werden in der Anlage pro Jahr rund 30.000 t Naturholz.
Zudem wird die Energie CO2 neutral erzeugt. Selbstverständlich ist die Filterung der Abgase und Messung der Temperatur und NOx-Werte bei der Luft, jene, die aus dem Kamin kommt. Die Asche wird mit Wasser abtransportiert. Da die Heizkosten durch die Anlage zur Nebensache werden, sollen die Kulturen künftig nach dem Wärmebedarf ausgewählt werden. Durch höhere Temperaturen können sie zudem schneller wachsen.
Die einzelnen Einrichtungen und Attraktionen bei Emsflower ergänzen sich ideal, haben Synergien und verstärken die Magnetwirkung, wobei sich alle Abteilungen selber wirtschaftlich tragen müssen. Emsflower ist mit seinen zahlreichen Attraktionen neben der Meyer Werft in Papenburg zu einem wichtigen Ausflugsziel im Emsland geworden und wird täglich von 20 bis 25 Reisebussen angefahren, obwohl kaum Werbung gemacht wurde. Mittlerweile wurden Touristenführer angelernt, die Gruppen in Deutsch, Englisch oder Niederländisch durch den Betrieb führen können.
Sich auf dem Erreichten auszuruhen, ist aber nicht der Stil von Bennie Kuipers, der noch zahlreiche weitere Pläne hat. So denkt er daran, ein noch größeres Gartencenter zu bauen, eine Biogasanlage zu errichten, die Produktion in Emsbüren weiter auszubauen sowie neue Standorte in Europa zu erschließen, um von dort osteuropäische Märkte zu bedienen. Mit drei Söhnen und einer Tochter steht bereits die nächste Generation bereit, den Gartenbaubetrieb in die Zukunft zu begleiten.