In Betrieb genommen wurde die Gewächshausanlage Ende Januar 2010 im Unternehmen von Simon Hayler in Weinstadt nahe Stuttgart. Die wichtigste Kultur im Betrieb Hayler ist die Begonia elatior, von denen ca. 1,2 Mio. Stück im Jahr produziert werden, gefolgt von rund 100.000 Poinsettien und anderen Topfpflanzen.
Im Stammbetrieb gab es bisher bereits eine Hochglasfläche von 5.000 m², die nunmehr durch einen Erweiterungsbau mit einer Grundfläche von 4.000 m² ergänzt wurde.
Vorgesehen ist die neue Gewächshausanlage als Standort für die Elatior-Begonien-Mutterpflanzen und die Midi-Produktion von Fertigpflanzen. Sie spielt heute in der Gärtnerei Hayler eine bedeutende Rolle, denn es werden von ihr rund 420.000 Einheiten im Jahr produziert.
Neben dem Betriebsinhaber war an der Projektgestaltung in erster Linie Hans-Jochen Mönch, Stuttgart, beteiligt, der sich seit vielen Jahren auf die Planung und Ausführung von Gewächshausanlagen spezialisiert hat.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird bei dieser neuen Gewächshausanlage vom „Projekt Gold“ gesprochen, wobei sich das nicht auf die Kosten bezieht, sondern auf die Produktion der Begonien, die aufgrund der vielen Preise nun auch als „GoldBegonien“ angeboten werden.
Breite Schiffe für bessere Lüftung
Bei der neuen Gewächshausanlage handelt es sich um ein Venlohaus mit einer Kappenbreite von 4,27 m. Bisher üblich war eine Schiffbreite von 3,20 m. Durch die breiteren Schiffe soll es möglich sein, den Lüftungseffekt zu verbessern. Geliefert und erstellt wurde die Gewächshausanlage vom Unternehmen Saarlucon, Honselersdijk/NL. Eingedeckt wurde die Konstruktion mit UV-Sicherheitsglas, wobei die Scheiben in Gummi eingebettet wurden und so für eine hervorragende Isolation sorgen. Außerdem muss die stabile Konstruktion Windgeschwindigkeiten bis zu 100 bzw. 120 km/h widerstehen. Die herausragende UV-Lichtdurchlässigkeit der Glasscheiben hat den Vorteil, dass speziell die Freilandsorten der Elatior-Begonien so abgehärtet werden können, dass sie von den Kunden problemlos im Außenbereich verwendet werden können.
Die Seitenwände der Gewächshausanlage wurden mit Polycarbonat-fünffach-Stegplatten versehen. Diese sind mit einer durchgängigen Seitenlüftung ausgestattet, damit im Sommer trotz geschlossener Schattierung eine ausreichende Durchlüftung möglich ist.
Schattierung und Energieschirm kombiniert
Die Dachflächen sind mit einer modernen Kombination aus Schattier- und Energieschirmgewebe ausgestattet. Die Ausführung übernahm die Firma Fischer Wärmetechnik, Kleinmaischeid/D, die ein kombiniertes Schattier- und Energieschirmgewebe als „obere Lage“ einbaute. Darunter wurde der Wintertages- oder Verdunkelungsschirm installiert. Der Verdunkelungsschirm besteht aus einem Vierfach-Gewebe, der durch bestimmte Reflexionseigenschaften die Abstrahlung bei der Belichtung im Winter intensiviert. Das sorgt im Winter für eine optimale Energieeinsparung und durch die Reflexion der künstlichen Belichtung für eine höhere Lichtausbeute. Im Sommer können die photoperiodisch reagierenden Pflanzen mit dem gleichen Schirm nahezu 100%ig verdunkelt werden.
Auch die Stehwände sind mit Rollschirmen ausgestattet. Der Wärmegewinn soll auf dieser Fläche sogar bei 40 bis 50 % liegen, so Hans-Jochen Mönch. Die Inneneinrichtung besteht ausschließlich aus Tischen, die mit Anstaubelägen ausgestattet sind. Das Überschusswasser wird zentralen Sammelbehältern zugeführt.
Für den problemlosen Transport von Materialien und Pflanzen wurden die Seitenwege mit einem speziellen Bodenbelag ausgestattet. Während nur der jeweilige Hauptweg aus Beton hergestellt wurde, wurden für die Seitenwege Kunststoffplatten aus Recyclingmaterial verwendet, die sehr griffig und außerdem preisgünstiger als Beton sind. Sie können auch bequem mit CC-Wagen befahren werden.
Die gesamte Gewächshausanlage wurde von der Firma Kube, Raubling/D, an die bereits vorhandene Öl- bzw. Gasheizung angeschlossen und im neuen Gewächshaustrakt Ober- und Untertischheizrohre aus Stahl installiert. Die Rohre selbst wurden beim Verlegen ineinander gepresst. Außerdem sind sie im äußeren Bereich pulverbeschichtet.
Chlordioxid-Wasseraufbereitung
Die Bewässerung der Pflanzen in den Gewächshäusern erfolgt ausschließlich über eine betriebseigene Wasserversorgung. Zu diesem Zweck wird sowohl das Niederschlags- als auch das Überschusswasser aus der Bewässerung in einem Kreislauf aufgefangen und aufgearbeitet.
Die wohl wichtigste Installation in diesem System ist eine neue Chlordioxid-Anlage zur Wasserdesinfektion, durch die das Wasser völlig sterilisiert wird. Das von der Firma Prominent-Dosiertechnik, Heidelberg/D, entworfene System, das in Zusammenarbeit mit der Firma Knecht GWH-Einrichtungen, Metzingen/D, geplant und installiert wurde, ist außerdem in der Lage, zusätzlich in die Wasserkreisläufe die notwendigen Düngemittel einzuspeisen. So können bestimmte Pflanzen mit einer üblichen Volldüngerlösung versorgt werden, während andere ein Spezialgemisch aus kali- und phosphorsäurehaltigen Nährstoffen erhalten. Dieses Bewässerungssystem ist in seiner Konfiguration für das „Projekt Gold“ einmalig und stellt für die Anzucht von Begonien ein Novum dar.
Weniger Kosten
Bei einem ersten Kulturversuch in Zusammenhang mit der Produktion von Poinsettien 2009 wurden Pflanzen produziert, die, so Hayler, die besten und gesündesten aller Zeiten waren. Außerdem muss mit dieser neuen Anlage zugleich weniger in die Schädlingsbekämpfung, in Frischwasser, Energie und Arbeitszeiten investiert werden, sodass dadurch freiwerdende Mittel für andere Ressourcen eingesetzt werden können.
Enorme Lichtausbeute
Die Beleuchtungseinrichtung wurde mit einem relativ niedrigen Stromverbrauch und einer ausnehmend hohen Lichteffizienz installiert. Beide Vorgaben erfüllt die Hochdruckleuchte SON-KE 600 von Professional Lightning, Wülfrath/D, die mit einem elektronischen Vorschaltgerät ausgestattet ist, das den Stromverbrauch um 50 Watt pro Einheit senkt. Die Lichtausbeute ist mit 88.500 Lumen enorm. Zusätzlich besitzt dieses mit dem Innovationspreis der INDEGA ausgezeichnete Gerät noch den Vorteil, dass sie einen hohen Tageslichtfaktor besitzt und durch eine Softstartfunktion über eine sehr lange, garantierte Lebensdauer verfügt.
CO2-Kanonen
Eine weitere Besonderheit ist die Installation von neuartigen „CO2 -Kanonen“. Es handelt sich dabei um Ventilatoren, die gleichzeitig mit einem Brenner ausgestattet sind, der die Gewächshäuser zusätzlich mit CO2 versorgt. Die Anreicherung der Raumluft erfolgt durch die Verbrennung von Gas, das als Abfall beim Heizen entsteht. Während im Sommer die Ventilatoren zur Luftumwälzung dienen, können die Brenner in den Wintermonaten zum Einsatz kommen. Mehr CO2 wird dann benötigt, wenn die Pflanzen durch die Zusatzbeleuchtung zu stärkerem Wachstum angeregt werden.
Rund um den Topf
Damit nun in der Zukunft auch die größere Produktion wirtschaftlich innerbetrieblich verarbeitet werden kann, wurde gleichzeitig mit dem Neubau der Gewächshausanlage eine Hochleistungs-Topfmaschine angeschafft. Es handelt sich dabei um die Doppelttopfanlage JAVO SUPER mit verlängerter Topfbahn.
Die Töpfe selbst zeigen sich im neuen Kleid. Von floramedia Deutschland KG, Fellbach/D, stammt der aktuelle potcover-Entwurf, der in Zukunft die Verkaufstöpfe schmücken soll.