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Neue winterharte Punica-Zierform 'Tirol'

Ein Artikel von Dr. Katharina Hristoforoglu | 03.12.2009 - 14:40
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Urform des Granatapfels
Punica protopunica ist die einzige bekannte Urform des Granatapfels. Es handelt sich dabei um ein eher unauffälliges Gewächs mit relativ kleinen Blüten und Früchten, das auf der kleinen Inselgruppe Socrota im Indischen Ozean wächst. Der zur Republik Jemen gehörende Archipel hat sich vermutlich vor über 20 Mio. Jahren vom Festland abgetrennt und verfügt über eine zum Teil recht dichtbewachsene, ursprüngliche und zu großen Anteilen endemische Flora und Fauna. Die Kulturform Punica granatum wird im Mittelmeerraum und im Nahen Osten seit Jahrhunderten zur Produktion von Granatäpeln kultiviert. Im Ziergarten hingegen werden gefüllte Formen mit weißen, orangen, roten, orange-weiß oder rot-weiß pa­naschierten Blüten, die als Zier- Granatäpfel bezeichnet werden, ausgepflanzt.
Die Zierform Punica granatum ’Flore Pleno’ heißt übersetzt „gefüllte Blüte“. Im Vergleich dazu handelt es sich bei P. granatum ’Noshi Shibari’ um eine seltene Varietät mit doppelt gefüllter Blüte. Gefüllte Formen bilden in der Regel keine Frucht aus. Eine weitere Zierform mit kleinen Früchten und einfacher Blüte ist Punica granatum 'Nana', ein Zwerggranatapfel mit einer Wuchshöhe von einem Meter, der aus der natürlichen Zwergform Punica granatum var. nana gezüchtet wurde.

Schönbrunner Granatapfel 'Tirol'
An der HBLFA für Gartenbau wurde 2004 eine rot-orange blühende Selektion, aus einem Privatgarten in Innsbruck stammend, in vitro etabliert und vermehrt. Diese rot-orange blühende Zierform mit 5 cm großen, gefüllten Blüten dürfte ihren Ursprung in Meran haben.
Nach Aufbau eines Mutterpflanzenbestandes wird der Schönbrunner Granatapfel 'Tirol' seit 2005 an der HBLFA für Gartenbau auf Winterhärte getestet. Die erste Freilandpflanzung erfolgte 2005 am Schulstandort der HBLFA für Gartenbau. Weitere Auspflanzungen wurden 2008 an folgenden Standorten durchgeführt: Staudensichtungsgarten Königshof (Wilfleinsdorf, NÖ), Breitenfurt (Nähe Wien, NÖ), Streitdorf (Nähe Stockerau, NÖ), Niederrussbach (Nähe Großweikersdorf, NÖ), Muckendorf (Nähe Tulln, NÖ), Bruck/Leitha (NÖ), Maissau (NÖ), Klagenfurt (KTN).
Betrachtet man die Witterungsverhältnisse im Winter 2008/2009 so war es von Weihnachten 2008 bis Mitte Jänner 2009 in Österreich sehr kalt und eisig. Für Jänner 2009 bedeutete dies, dass die Temperaturen im Vergleich zu langjährigen Wetterdaten um etwa zwei Grade geringer ausgefallen sind. Im Feber 2009 gab es Unmengen an Neuschnee.
Was die Temperaturen betrifft, gab es im Feber keine Abweichung von den Durchschnittswerten. Gesamt gesehen waren die Monate Jänner bis März im Vergleich zum langjährigen Beobachtungszeitraum unterdurchschnittlich. Im Monat März wurden Temperaturen gemessen, die im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt um 1 bis 1,5 Grade unter den Normalwerten lagen.

Robuste Zierform
An den 3-4 jährigen Jungpflanzen des Schönbrunner Granatapfels 'Tirol' kam es an allen Teststandorten zu keinem Zurückfrieren der Triebe. Der Austrieb erfolgt ab Mitte April. Am Teststandort Staudensichtungsgarten Königshof konnte an den im Frühjahr 2008 ausgepflanzten Jungpflanzen bereits im Juni 2009 ein Blütenansatz von bis zu 15 Blüten/Pflanze beobachtet werden.
Beim Schönbrunner Granatapfel 'Tirol' dürfte es sich aufgrund der Ergebnisse des Auspflanzversuches um eine robus­te Zierform handeln, die Temperaturen bis -20 °C verträgt.Die winterharte Selektion ’Tirol’ ist nicht über den Fachhandel beziehbar.