Biologische Schädlingsbekämpfung bei Schnittrosen unter Glas

Ein Artikel von Edgar Gugenhan | 26.02.2007 - 10:09

Die bedeutendste Schnittblume ist die Rose. Sie steht in Angebot und Absatz mit 34% an erster Stelle, gefolgt von der Tulpe mit 10%. Entsprechend dem Bedarf nimmt die Schnittrosenproduktion in Erwerbsgartenbaubetrieben eine herausragende Stellung ein.

Schädlingsmagnet
Als Nachteil zeigt sich aber immer wieder, dass die Rosenkulturen unter Glas von zahlreichen Schädlingen heimgesucht werden. Laut Dr. Reinhard Albert, Landwirtschaftliches Technologiezentrum, Augustenberg/D, steht der Kalifornische Blütenthrips (Frankliniella occidentalis) an erster Stelle, gefolgt von anderen Thripsarten sowie verschiedenen Blattläusen und Spinnmilben. Außerdem treten Weiße Fliege und verschiedene Schadschmetterlinge sowie Wanzen, Zikaden, Schmierläuse und Weichhautmilben auf.

Hygiene und Unkrautbekämpfung
Um einen Befall durch diese Schädlinge von vornherein möglichst zu reduzieren, sollten alle möglichen Hygienemaßnahmen beachtet werden. Besonders wichtig ist eine kontinuierlich durchzuführende Unkrautbekämpfung. Diese reduziert den Befall durch Weiße Fliege und Spinnmilbe. Von großer Bedeutung ist auch das Rosenpflanzgut selbst. Es sollte vor dem Auspflanzen grundsätzlich auf einen Befall durch Schädlinge untersucht werden, um eine Einschleppung von Schädlingen zu vermeiden. Zur Überwachung der Bestände nach dem Pflanzen sollten beleimte Farbtafeln selbstverständlich sein.
Auch die Durchführung der jeweiligen Rosenkultur kann sich auf den Schädlingsbefall positiv oder negativ auswirken.
Gezeigt hat sich in den vergangenen Jahren, dass sich in Rosenbeständen, die nach dem „Japanischen System" kultiviert werden, Schädlinge sehr gerne in den niederliegenden Blattmatratzen ansiedeln. Auch die jeweiligen Kulturbedingungen spielen im Zusammenhang mit dem Schädlingsbefall eine bedeutende Rolle. So kann eine Unterversorgung mit Wasser und Nährstoffen den Spinnmilbenbefall deutlich fördern. Andererseits wirkt sich eine Überversorgung an Stickstoff positiv auf die Vermehrung von Blattläusen und Weißen Fliegen aus.

Biologische Bekämpfung am Vormarsch
Die biologische Schädlingsbekämpfung in Rosenkulturen nimmt deutlich zu, so Albert. Zudem ist die Zulassung von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln deutlich rückläufig, sodass in diesem Bereich in den vergangenen Jahren Lücken aufgetreten sind. Der Schwerpunkt des Einsatzes biologischer Mittel liegt bei der Bekämpfung des Kalifornischen Blütenthripses und der Spinnmilbe. Diese sind in vielen Betrieben chemisch nur schwer zu bekämpfen. Doch ist es möglich, durch den regelmäßigen Einsatz der Raubmilbe Amblyseius cucumeris den Schädlingsbefall deutlich zu reduzieren.
Wichtig ist, dass der Einsatz bereits kurze Zeit nach dem Austrieb der Rosen im Frühjahr beginnt und die „Ware" alle 2 bis 4 Wochen gleichmäßig im Bestand verteilt wird. Dabei ist darauf zu achten, so der Referent, dass die Tüten stets Kontakt zu den Pflanzen haben. Im weiteren Verlauf der Kultur sollte mehrmals die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis als Blattware sowie die Raubmilbe Amblyseius calfornicus und die räuberische Gallmücke Feltiella acarisuga in den Schnittrosenkulturen etabliert werden.

Anfänglich höhere Kosten
Albert machte aber darauf aufmerksam, dass bei einer Umstellung auf die biologische Schädlingsbekämpfung in den Sommermonaten der Kalifornische Blütenthrips trotz des Nützlingseinsatzes eine Massenentwicklung durchlaufen kann und durch den Einsatz der Nützlinge nicht restlos erfasst wird. In diesem Fall kann der weiteren Ausbreitung des Schädlings durch den Einsatz nützlingsverträglicher Insektizide wie „Conserve“ entgegengeweirkt werden.
Nach einer längeren Übergangszeit durch die Kombination von regelmäßigem Nützlingseinsatz und der gezielten Anwendung von integrierbaren Pflanzenschutzmitteln können Insektizide und Akarizide um ca. 80 bis 90% reduziert werden. Anfänglich ist mit einem Aufwand von 1,50 bis 1,75E/m€ Gewächshausfläche im Jahr zu rechnen. Nach einer gewissen Zeit stabilisiert sich dieser jedoch auf etwa 0,75E/m€ Glasfläche.