Bei der Suche nach der Ursache von auftretenden Schadsymptomen sollten erst Krankheiten und Schädlinge sowie ungünstige Kulturbedingungen wie „kalte Füße“, Nässe etc. ausgeschlossen werden können, bevor man sich den Ernährungsstörungen zuwendet. Kommen diese in Frage, ist es die Aufgabe des Beraters oder des Gärtners, aus der weiten Palette der Störungen zunächst die auszuwählen, die aufgrund der Symptome und der Kulturbedingungen wahrscheinlich sind. Einfach alle Elemente zu analysieren, bringt neben unnötigen Kosten oft auch einen schwer zu interpretierenden Berg an Zahlen, in dem das Wesentliche womöglich übersehen wird.
Um die in Betracht kommenden Störungen zu ermitteln, ist eine umfassende Kenntnis der Symptomatik, am besten an der betroffenen Kultur, erforder-lich.
Stickstoffmangel
Wachstum und Blütenbildung der Pflanzen waren beeinträchtigt, die Blätter waren klein und flächig chlorotisch. Ältere Blätter waren von den Chlorosen am stärksten betroffen. Damit war die Ausprägung der N-Mangelsymptome bei Saintpaulia ähnlich wie bei vielen anderen Kulturen. Praktisch die gleichen Schäden zeigten sich auch bei einer Unterversorgung mit allen drei Kernnährstoffen Stickstoff, Phosphat und Kalium.
Stickstoffüberschuss
Je nach Grad der Überdüngung reagierten die Pflanzen auf N-Überschuss mit üppigem oder gehemmtem Wachstum, wobei Letzteres wahrscheinlich nicht nur auf den Stickstoff an sich, sondern auch auf die Salzwirkung der hohen Gaben zurückzuführen war. Ähnliches war auch bei einer allgemeinen Überversorgung mit Kernnährstoffen zu beobachten. Der Salzgehalt im Substrat erreichte einen Wert von bis zu 4,0 g/l (Kontrollvariante: 0,9 g/l).Die kleinwüchsigen Pflanzen bildeten auch auffällig kleine Blätter aus. Die Laubfarbe war nicht immer dunkler als gewöhnlich. Bei anhaltendem Überschuss bildeten sich in der Nähe der Mittelrippe älterer Blätter hell- bis mittelbraune flächige Nekrosen.
Phosphatmangel
Die Pflanzen blieben im Wachstum zurück und bildeten kleine, dunkle Blätter. Die Blütenbildung unterblieb fast völlig. In der Blattmitte erschienen violette, über die Adern hinwegreichende Verfärbungen, die sich zu rotbraunen Nekrosen weiterentwickelten.
Kalimangel
Neben einem deutlichen Minderwuchs entstanden an älteren Blättern schwache Interkostalchlorosen und rotbraune Nekrosen, die sich von der Blattspitze aus flächig Richtung Blattbasis ausbreiteten. Das für K-Mangel sonst so typische Auftreten von Schäden in den Interkostalfeldern konnte hier nicht beobachtet werden. Auch Chlorosen traten nicht oder nur in sehr schwacher Form auf.
Bei älteren Sorten äußerte sich der Mangel auch in hellen, im Verlauf dunkel werdenden Fleckennekrosen an Blattrand und -mitte.BorüberschussDiese Ernährungsstörung produzierte die am frühesten auftretenden Schäden. Die Blattgröße war reduziert, bei älteren Blättern wölbte sich die ganze Blattfläche und zusätzlich die Interkostalfelder auf. Chlorosen traten an Blattrand, Interkostalfeldern und Blattbasis auf. Am Blattrand, häufig an der Blattspitze, entstanden rotbraune oder schmutziggrüne nekrotische Einbuchtungen. Im Übergang zum lebenden Gewebe bildete sich zum Teil eine violette Zone.
Zinküberschuss
Nach Einsetzen des Überschusses blieben die Blätter extrem klein, die Pflanzen bildeten kaum Blüten. Die Schädigungen am Laub nahmen verschiedene Formen an, wie fleckige Chlorosen auf der Blattspreite, Aufhellungen der Blattbasis, rötliche Verfärbungen und dunkle Randnekrosen.
Weniger gravierende Auswirkung
Die geprüfte Sorte 'Mojo' erwies sich im Versuch als unempfindlich gegenüber einem Mangel einzelner Mikronährstoffe. So führte das Weglassen von Mangan, Kupfer, Zink oder Bor zu keiner Beeinträchtigung. Eisenmangelsymptome traten nur schwach zum Kulturende hin auf.Bei Manganüberschuss und Molybdänmangel kam es an einigen Pflanzen zu Wuchshemmungen und Blütenschäden, die aber auch der niedrig eingestellte pH-Wert verursacht haben könnte. Die genaue Ursache blieb unklar.
Ein Mangel an Magnesium konnte nicht produziert werden, da der verwendete Torf bereits ohne Aufdüngung einen ausreichenden Gehalt an diesem Nährstoff aufwies. Mg-Mangelschäden sind in Torfsubstraten allgemein nicht zu erwarten.