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Bakterielle Tomatenwelke

Ein Artikel von Univ.-Doz. Dr. Gerhard Bedlan Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit | 31.07.2006 - 09:24
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Gerade die Bakterienwelke der Tomaten führt weltweit zu erheblichen Ertragsverlusten, so dass in der EU und in vielen anderen Staaten Quarantänebestimmungen gelten, die eine Verbreitung der Erkrankung verhindern soll, da eine Bekämpfung bisher nicht möglich ist und auch keine resistenten Tomatensorten verfügbar sind.
 
Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis ist in Österreich ein Quarantäneschadorganismus und der Pflanzenbefall meldepflichtig. Neben der Tomate, Lycopersicon esculentum, werden auch andere Arten der Gattung Lycopersicon befallen sowie einige Wildpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse wie zum Beispiel Solanum nigrum, Solanum triflorum und Solanum douglasii. Die Bakterien können auch epiphytisch auf Unkräutern und Pflanzen, die nicht zu den Nachtschattengewächsen gehören, überleben.

Verbreitung

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Die Krankheit wurde von E. F. Smith im Jahre 1909 in Michigan entdeckt, sie hieß zunächst Grand Rapids disease. Von dort dürfte sie auch verbreitet worden sein. Außer in Österreich kommt die Krankheit in Europa zum Beispiel noch in Belgien, den Niederlanden, in Frankreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn, Italien, Spanien, Portugal, der Schweiz, in Polen und in Griechenland vor. Darüber hinaus z. B. in Israel, Indien, Türkei, Ägypten, Tunesien, Südafrika, Kanada, USA, Mexiko, Kuba, Argentinien, Australien, Neuseeland und vielen anderen Ländern.
 
Das Bakterium ist ein nicht frei bewegliches, gebogenes Stäbchen, das keine Sporen bildet. Die Bakterien können mit dem Saatgut übertragen werden, dem sie vornehmlich äußerlich anhaften. Untersuchungen ergaben, dass die Übertragung mit dem Saatgut nicht mehr als 1 % beträgt. Verseuchte Samen haben jedoch als primäre Infektionsquellen die größte Bedeutung. Die Bakterien dringen über die Spaltöffnungen oder sonstige natürliche Öffnungen (Hydathoden) der Pflanzen, aber auch über Haarfollikel, Wunden und Wurzeln ein. Die Tomatenpflanzen sind während ihrer gesamten Lebensdauer hoch anfällig gegenüber dieser Krankheit. In der Regel sind Jungpflanzen anfälliger als ältere Pflanzen.

Makroskopische Diagnose und Schadbild

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Bevor noch irgendeine Welke an den Pflanzen bemerkt wird, sind auf den Blättern zwischen den Blattadern braune Nekrosen zu sehen. Diese braunen Flecken sehen aus, als wären auf den Blättern Wassertropfen verblieben und bei Sonneneinstrahlung durch die Brennglaswirkung der Wassertropfen das darunter liegende Blattgewebe verbrannt. Diese Nekrosen sind jedoch die ersten Anzeichen auf einen Befall durch die Bakterienwelke. Oft werden sie auch als Toxinflecken bezeichnet. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kommt es schließlich zu einer irreversiblen Welke und die Pflanzen verdorren. Die Krankheit breitet sich bei Temperaturen zwischen 26 und 28 °C am stärksten aus. Geringfügige Sortenunterschiede in der Anfälligkeit sind bekannt. Wachsen Pflanzen aus infizierten Samen heran, so sind an ihnen sehr lange keine Symptome zu sehen, erst bei der Bildung der ersten Früchte wird dies meistens der Fall sein.
Da die Bakterienwelke eine gefäßparasitäre Welkekrankheit ist, welkt oft nur eine Hälfte des Blattes oder der Pflanze. Die Gefäße kranker Pflanzen sind gelbbraun verfärbt. Aus ihnen lässt sich Bakterienschleim drücken.
 
Da Clavibacter michiganensis ssp. michiganensis, wie eingangs erwähnt, zu den Quarantäneschaderregern zählt, ist ein Befall meldepflichtig. Ein sicherer Nachweis sollte in einem Labor erbracht werden. Am besten eignet sich bei Tomaten hierzu der Stängel der Pflanze und zwar das Stück zwischen 70 und 170 cm vom Wurzelansatz aus gemessen. Ist in einem Bestand an einer Pflanze ein Krankheitsbefall durch diesen Erreger nachgewiesen worden, so ist diese Pflanze zu entsorgen und zwar an Ort und Stelle aus dem Bestand zu entnehmen und in einen ausreichend großen Plastiksack zu verpacken und aus dem Gewächshaus zu bringen. Die Reihe, aus der die kranke Pflanze entnommen wurde, sollte gekennzeichnet werden. Darüber hinaus sollten 10 Pflanzen vor und 20 Pflanzen nach der erkrankten Pflanze in der Reihe sicherheitshalber ebenfalls entfernt werden. Erntemaßnahmen sollten nur in einer Richtung durchgeführt werden.