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Stauden in Sicht

Ein Artikel von DI Michaela Tebaldi | 04.02.2005 - 14:33
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Bereits im Jahr 1986 wurde an der Bundesversuchsanstalt Königshof ein Sichtungsgarten für Stauden und Gehölze eingerichtet. Seit dem Sommer 2003 erstrahlt das rund 2 ha große Areal in einem ganz neuen Licht. Die Umbau- und Renovierungsarbeiten waren abgeschlossen, die Wege und Flächen neu gestaltet, Seminar- und Büroräume eingerichtet sowie die Anzahl der Glashäuser von vier auf eines reduziert. Dieses wurde komplett saniert und mit modernster Technik ausgestattet.
Die fachliche Leitung des Königshofs obliegt DI Jürgen Knickmann, der auch für die Sichtungen der Stauden zuständig ist. Für die Gehölze zeichnet Dr. Helmut Pirc verantwortlich, für die Gestaltung DI Stefan Schmidt und DI Alexandra Königer. Gemeinsam mit 4 Mitarbeitern betreuen sie die zahlreichen Versuche.

Sichtung ohne Pflanzenschutz. Der Königshof liegt am Rande des Leithagebirges und somit im pannonischen Klima, das durch warme, trockene Sommer und schneearme Winter charakterisiert wird. Die Stauden und Gehölze werden hier auf ihre Eignung als Gartenpflanzen in diesen klimatischen Bedingungen getestet. Diese gilt es, bei der Sichtung herauszufinden, was umfangreiche Aufzeichnungen voraussetzt, da die verschiedenen Sorten sehr unterschiedliche Ansprüche haben.
Sowohl bei den Stauden als auch bei den Gehölzen verzichtet man auf chemische Pflanzenschutzmittel und beschränkt sich bei der Dickmaulrüsslerbekämpfung auf den Einsatz von Nematoden.

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Gewinner und Verlierer. Um ein Sichtungssortiment zusammenstellen zu können, sammelt Knickmann Material aus verschiedenen Ländern von privaten Gärtnereien, Verkaufsmessen, botanischen Gärten, etc. „Alles, was man bekommen kann.“
Die Sichtung dauert im Schnitt drei Jahre, dazu kommt eventuell ein Jahr Vorlauf. Die Sorten werden dabei sortenrein erhalten, wobei man berücksichtigen muss, dass sich das Sortiment weiterentwickelt und manche Sorten ausfallen.Die Pflanzen sind in strengen Reihen organisiert, die mit Nummern und Unternummern versehen sind. Jede Versuchsparzelle ist mit einem Etikett bestückt. Darauf finden sich immer der lateinisch-botanische Pflanzenname, bei manchen Sortimenten ergänzend die Parzellennnummer, Herkunft, Pflanzdatum und Stückzahl. So kann sich auch der Besucher gleich notieren, wer die Gewinner bzw. die Verlierer sind.
Bereits gesichtete Sortimente (Chinaschilf, Bergenien, Geranium, Steppeniris, etc.) werden teilweise erhalten, da sie ein wichtiger Bezugspunkt für Interessierte sind.

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Aktuelle Sichtungen
Im Bereich der Stauden laufen momentan drei Sichtungen:
Euphorbia
Gundsätzlich eignet sich die Gattung Euphorbia für den Einsatz auf Extremstandorten. In den vergangenen Jahren hat sich das Sortiment stark erweitert, wobei unterstützende Literatur weitgehend fehlt. Daher werden am Königshof seit dem Frühjahr 2000 19 Arten und 17 Sorten auf Winterhärte, Pflanzengesundheit, Standfestigkeit, Habitus etc. getestet. Der Versuch wird voraussichtlich heuer abgeschlossen.
Sedum
Sedum eignet sich besonders für trockene Standorte, wobei speziell kleinwüchsige Arten verbreitet sind. Das Sortiment der hohen Sedum hat sich jedoch stark erweitert und wird nun am Königshof gesichtet. 37 Sorten und 6 Arten werden seit Herbst 2001 bis Ende 2005 beobachtet. Das Versuchssortiment ist derzeit europaweit das Umfangreichste.Die dritte Sichtung hat Bodendecker zum Thema. Hier werden Pflanzen getestet, die sich speziell für die Bepflanzung von Gräbern eignen.

Alternativen gegen Feuerbrand. Im Bereich der Gehölze werden zur Zeit Buxus, Ilex, Mahonia, Prunus laurocerasus, Aucuba sowie diverse Kleinbäume und Sträucher gesichtet. 40 Ilex-, 75 Bux- und 20 Kirschlorbeersorten werden 5 Jahre lang getestet, wobei die verschiedensten Wuchsformen auf ihre Ansprüche untersucht werden. Dabei arbeitet man intensiv mit den österreichischen Baumschulen zusammen, um Alternativen für Feuerbrand gefährdete Arten zu finden.
Das Potenzial des Königshofes ist noch nicht zur Gänze ausgeschöpft. In dem noch nicht urbar gemachten Bereich möchte Knickmann neue Quartiere anlegen, wo Sichtungen von Schattenpflanzen, wie z. B. Hosta, durchgeführt werden sollen.