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Gewählt wurde die amerikanische Roteiche und mit ihr eine Baumart, die im 17. Jh. als Zierbaum nach Europa kam. © Pawel Horazy/Shutterstock.com

Baum des Jahres

Knallbuntes Laub

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 12.12.2024 - 08:37

Besonders im Herbst präsentiert sich die Roteiche (Quercus rubra) in voller Pracht, wenn sich ihre großen, spitzen Blätter tiefrot färben. Dabei unterscheiden sie sich in Form und Farbe von ihren weit verbreiteten Verwandten, der Stieleiche und der Traubeneiche. Deren Blätter sind rund gebuchtet und grüngelb bis goldgelb im Herbst. Ihr deutscher Name lautet Amerikanische Rot-Eiche, daran kann man schon ihre Herkunft ableiten – die Nadel- und Laubmischwälder des östlichen Nordamerikas. Ihre auffälligen Blätter in allen möglichen Rottönen machen sie zu einem spannenden Gehölz und holen die beindruckende Farbenpracht des berühmten Indian Summer in unsere Gestaltung. Bei alten Bäumen oder Bäumen auf Standorten mit schlechter Wasserversorgung fällt die intensive Färbung schwächer bis ganz aus. Die Rot-Eiche gelangte vor etwa 300 Jahren über Frankreich nach Europa. Anfangs wurde sie hauptsächlich in Parks, Botanischen Gärten und prächtigen Alleen angepflanzt. Ihr Nutzen für die Holz- und Forstwirtschaft blieb zunächst gering, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. nahm allmählich ihre Bedeutung zu. Heute ist die Rot-Eiche in vielen Regionen Europas als Kulturforstpflanze etabliert. Sie findet sich in den holzwirtschaftlich genutzten Wäldern von Südskandinavien bis Nordspanien, Norditalien und dem Balkan, ebenso wie von Südengland bis zur Ukraine und Russland.
Ihr auffälligstes Erkennungsmerkmal sind auf jeden Fall ihre langstieligen, recht großen, spitz gelappten Blätter. Die Blattformen sind durchaus variabel, denn die Blätter in der Lichtkrone sind tiefer eingebuchtet und lassen mehr Licht zu den flacher geformten Blättern der Innenkrone durch.

Eine invasive Art?

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Ihre auffälligen Blätter in allen möglichen Rottönen machen sie zu einem spannenden Gehölz . © Catherine_P/Shutterstock.com

Das Ziel der Auszeichnung des „Baum des Jahres“ ist es, eine Baumart bekannter zu machen. Dafür gibt es verschiedene Auswahlkriterien wie Gefährdung, Seltenheit, Baumkrankheiten, der Klimawandel oder seine Bedeutung für den Menschen. Die Roteiche wurde vom Bundesamt für Naturschutz als invasiv eingestuft. Anlass ist ein einziger Fall im Elbsandsteingebirge: Dort verdrängt sie auf lichten Felswäldern der Sächsischen Schweiz heimische Trauben-Eichen. Eingeschleppt von Eichelhähern, die die Eicheln aus bis zu 1,5 Kilometer entfernten Beständen verschleppen. Die Vögel bevorzugen allerdings die heimischen Eichen und sind die einzigen Tiere, die sie über so große Distanzen verteilen können. Dabei verankert sich die Rot-Eiche besser in Felsritzen, erschließt Nährstoffe effektiver und überwächst die Trauben-Eichen, was deren Absterben zur Folge hat. Kritik kommt vom Verband der Forstlichen Forschungsanstalten, die die Einstufung als überzogen halten. Außerhalb dieses Einzelfalls gibt es keine Hinweise auf eine unkontrollierte Ausbreitung in Deutschland. In den Nachbarländern Belgien, Niederlande, Polen und Tschechien wird die Rot-Eiche hingegen als (potenziell) invasiv eingestuft, insbesondere in lichten Kiefernforsten, wo sie im Zuge natürlicher Sukzession neben heimischen Eichen auftritt.


Quelle: Dr. Silvius Wodarzs Stiftung