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Gurken aus geschütztem Anbau machen drei Viertel der österreichischen Gurkenernte aus © Vadym_Hunko/Shutterstock.com

Jahresbericht

Fruchtgemüseernte 2022 leicht reduziert

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 08.11.2023 - 13:01

Die Ernte an Feld- und Gartenbaugemüse belief sich 2022 bei kaum veränderter Anbaufläche auf insgesamt 674.300 t und entsprach damit der Vorjahresproduktion. Die Ausfälle durch einen verspäteten Vegetationsstart und den heißen, trockenen Sommer konnten durch optimale Wachstumsbedingungen im Frühsommer und gute Klimaverhältnisse im Spätherbst weitgehend ausgeglichen werden. Der Bewässerungsaufwand im Sommer war allerdings herausfordernd, so der Jahresbericht der Agrarmarkt Austria (AMA).

Fruchtgemüse
Die Ernte bei Fruchtgemüse lag trotz insgesamt gestiegener Anbaufläche (+6% zu 2021) mit 167.400 t um ein Prozent unter dem Vorjahr. Bei Tomaten ging die Produktionsfläche um 3% zurück und entsprechend war die Ernte mit 57.000 t um 5% geringer als 2021. Etwas stärker reduzierte sich der Ertrag bei Gurken (Salat-, Feld-) auf 44.100 t (-8%). Dabei stellten Salatgurken aus geschütztem Anbau mit 34.200 t (-8% zu 2021) ca. drei Viertel der Gesamtproduktion. Besonders durch Betriebsauflassungen kam es bei Paprika zu einer erheblichen Flächenreduktion um 19%, daher reduzierte sich auch die Ernte um 16% auf 12.600 t.

Kohl-, Blatt- und Stängelgemüse
Auch in diesem Bereich zeigte sich eine leichte Reduktion (-4%) auf 141.700 t. Besonders bei Freilandkulturen verzögerte der kühle Frühling die Entwicklung, durch die höheren Temperaturen im Sommer kam es zu schnellerem Wachstum, was zu Übermengen z.B. bei Spargel führte. Diese blieben aufgrund der fehlenden Absatzmöglichkeit am Feld. Der zu kühle September konnte dann durch eine lange Herbstsaison mit mildem Oktober-Wetter ausgeglichen werden. Der Bewässerungsaufwand war hoch.
Bei Salat konnte der Fünfjahresdurchschnitt um 11% übertroffen werden, die Ernte war 2022 bei 48.700 t, was ein Minus von 5% gegenüber 2021 bedeutet. Kraut erreichte eine Erntemenge von 45.800 t und Produktionszuwächse von 11%, dahingegen sanken die Flächen bei Chinakohl um 16% und die Erntemenge lag bei 13.900 t. Einen starken Rückgang verzeichnete die Spinaternte (-28%) durch das Rekordtief von 8.500 t (-33% zum Fünfjahresmittel). Weißer Spargel blieb auf schwachem Niveau, konnte aber mit 2.600 t eine höhere Produktion (+4%) als 2021 verzeichnen.

Hülsenfrüchte, Wurzel- und Zwiebelgemüse
Mit einer Erntemenge von 365.200 t überstieg diese Gruppe den Vorjahreswert um 2% und das Fünfjahresmittel um deutliche 14%. Die Anbaufläche bei Zwiebeln weitete sich aus, der Ertrag war vergleichbar zu 2021 bei 174.800 t (+4%) und lag um 16% über dem Fünfjahresdurchschnitt. Die Karottenernte blieb stabil (+1%) bei 118.400 t. einen Zuwachs an Fläche und Erntemenge verzeichneten rote Rüben: 9.600 t bedeuten ein Plus von 12% zu 2021 und +26% zum Fünfjahresdurchschnitt.

Obsternte überschritt Vorjahresniveau

Trotz Trockenphasen zeigte sich die heimische Obsternte weitaus zufriedenstellend für die erwerbsmäßigen Produzenten. Nach zwei kleineren Ernten konnte 2022 mit 244.300 t ein Plus von 26% gegenüber dem Vorjahr erreicht werden. Bei den Äpfeln versprach der gute Fruchtansatz eine Rekordernte, die durch fehlende Niederschläge im Sommer aber relativiert wurde und schließlich bei 190.600 t (+25% zu 2021) lag. Birnen konnten mit 11.900 t ein weit über den drei Vorjahresernten liegendes Ergebnis erzielen (+54% zu 2021).

Wieder einmal machten Spätfröste (Marillen) und Hagelschlag (Kirschen) den Produzenten zu schaffen. Die Steinobstproduktion war trotzdem zufriedenstellend und überstieg mit insgesamt 11.100 t den Vorjahreswert um 28% (Marillen 4.600 t und +5%, Kirschen und Weichseln 2.600 t und +65%, Zwetschken 2.200 t und +28%, Pfirsiche und Nektarinen 1.600 t und +67%).

Beerenobst erreichte eine Erntemenge von 23.100 t, das sind um 19% mehr als 2021. Dabei belief sich die Erdbeerproduktion (v.a. NÖ, OÖ, Stmk) auf erfreuliche 16.900 t (+19%), rote Ribisel (v.a. Stmk) konnten mit 1.900 t ebenfalls eine Rekordmenge erzielen (+20%) und auch Heidelbeeren erreichten mit 2.100 t (v.a. Stmk) die höchste Menge seit 2009 – die Fläche wurde kontinuierlich ausgeweitet auf jetzt 220 ha. Himbeeren blieben mit 700 t konstant und bei Holunder (5.600 t, +16%) verhinderten Ertragsausfälle durch Trockenheit eine höhere Ausbeute. Auch die Flächen werden seit Jahren rückgebaut.

Selbstversorgung stark saisonabhängig

Bei Obst und Gemüse ist Österreich traditionell Nettoimporteur, der Selbstversorgungsgrad schwankt saisonal stark. In den vergangenen Jahren ist der Importbedarf durch eine Änderung der Konsumgewohnheiten zu Kleinbeeren, Südfrüchten und Exoten gestiegen. Im Beobachtungszeitraum zur Versorgungslage 2021/2022 produzierte die heimischen Landwirtschaft 668.000 t Obst, 749.000 t Gemüse und 770.000 t Kartoffeln.

Der entsprechende Eigenversorgungsgrad von 41% bei Obst wird v.a. von der Kernobstgruppe getragen (Äpfel 90%), sowohl Stein- als auch Beerenobst kann den Bedarf nicht decken. Die Eigenversorgung bei Gemüse liegt bei 57% und bei Kartoffeln sind es 86%. Eine höhere Selbstversorgung ist höchst erstrebenswert, gerade vor dem Hintergrund von anhaltenden Konflikten weltweit, die gemeinsam mit der Corona-Pandemie die Versorgungssicherheit wieder ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt haben.


Quelle: AMA