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Spätfröste treten nun fast jährlich auf und schädigen Jungbäume © Igor Meshkov/Shutterstock.com

Erntebilanz

Extremes Wetter wird zur Regel

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 02.11.2023 - 15:42

Das Jahr 2023 war ein sehr herausforderndes für den Ackerbau. Die extreme Witterung hat massive Spuren bei wichtigen Kulturen in der Steiermark hinterlassen. Bei den wärmeliebenden Kürbiskulturen hat die Kombination „nass-kühle Witterung und fehlender Beizschutz“ die Erträge stark einbrechen lassen. Im Baumschul- und Obstbau-Bereich haben Spätfröste die Ernte reduziert. Profitieren vom vielen Regen konnte hingegen das in den vergangenen Jahren durch starke Trockenheit gestresste Grünland, allerdings waren hier Heuernte und Silage-Bereitung nur in kleinen Zeitfenstern möglich. Gut verkraftet hat die Witterung auch gentechnikfreies Soja.

Schlüsselrolle des Bodens

Im Schnitt war es im Winter um ca. 4°C zu warm und im April sowie Mai um ca. 1°C zu kalt. Die langen Niederschlagsphasen stellten die Landwirte vor weitreichende Probleme. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „In den Hauptackerbauregionen konnten folglich die Äcker vielfach nicht befahren werden, eiskalter Regen beeinträchtigte Aufgang und Wachstum der Kulturen, vielfach müsste kostenintensiv nachgesät werden oder die Kulturen wurden teuer neu angebaut.“

Bei der Verbesserung der Widerstandskraft der Böden gegen Niederschläge sind die steirischen Bauern aber auf einem guten Weg. Titschenbacher verweist dabei auf das Kompetenzzentrum für Acker, Humus und Erosionsschutz, eingerichtet von der LK in Feldbach: „Unsere Humusberater unterstützen die Ackerbauern beim Humusaufbau beispielsweise durch Begrünungen. Mehr Humus am Acker schützt Pflanzen und Böden vor Regen und Trockenheit, unterstützt die Bodenfruchtbarkeit und verhindert Abschwemmungen von wertvollsten, obersten Bodenschichten, Erosionen sowie Erdanlandungen auf Straßen.“

Ernte-Bilanzen Gemüse- und Gartenbau

Steirischen Käferbohnen: Die Anbaufläche hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen, sie beträgt 2023 ca. 580 ha. Sehr feuchtes und kühles Wetter während des Anbaus führte bei einem Teil der Betriebe zu schlechtem Aufgang und der Anbau musste wiederholt werden. Der häufige Regen und nicht so heiße Sommertemperaturen kamen der Entwicklung zugute, der Großteil der Betriebe erwartet eine gute Ernte nach den ersten Frösten im November. Ein geringer Teil der Fläche wurde durch Hagel und/oder Hochwasser geschädigt.

Salate bzw. Grazer Krauthäuptel: Die Saison 2023 war für Salat herausfordernd, meist aber zufriedenstellend. Kalte und lichtarme Bedingungen im Frühling sorgten für einen langsamen Start in die Saison, ständige Niederschläge erschwerten Pflanzung, Kultur und Pflanzenschutz sowie Ernte. Einzelne Betriebe hatten große Ausfälle durch Hagel und Regen. Der schöne Herbst verbesserte die Mengenverfügbarkeit bei guter Qualität.

Chinakohl: Da die Witterung Anfang August zu feucht war, fand der Anbau heuer sehr spät statt, z.T. mussten Flächen gewechselt werden, da das Getreide nicht wie geplant geerntet werden konnte. Beim Anbau zwischen 10. und 15. August begann bereits der trockene Herbst, der z.T. für Aufgangsprobleme sorgte und auch jetzt im Kulturverlauf für Probleme sorgt. Im wichtigen Vegetationsmonat September fiel um mehr als 60% weniger Regen und auch der Großteil des Oktobers war sehr trocken. Das könnte zu einem Minderertrag von 30% führen. Die Qualität ist durch die vielen Sonnenstunden aber sehr gut. Durch die schlechten Preise im vergangenen Jahr sowie fehlenden Zulassungen im Pflanzenschutz haben die Anbauflächen heuer wieder abgenommen.

Kren: Die Anbaufläche ist 2023 mit 281 ha gegenüber dem Vorjahr um 7% gesunken, durch zahlreiche Regentage und Arbeitskräftemangel dauerte das Krenheben statt bis maximal Mitte Juli bis zum Ende des Augustes. Standortbedingte Überschwemmungen und hohen Niederschlag hat der Kren vergleichsweise gut vertragen, der trockene Herbst stört allerdings die Einlagerung von Nährstoffen in die Wurzel und wird sich voraussichtlich negativ auf die Ertragsmenge auswirken.

Fruchtgemüse: Die kühlen Temperaturen kombiniert mit wenig Licht im Mai und Juni verzögerten die Entwicklung im Folientunnelanbau. Der Erntebeginn verzögerte sich bei fast allen Kulturen um ca. eine Woche, durch das wechselhafte Sommerwetter konnten die Erntemengen nicht mehr aufgeholt werden. Man geht von einer Verringerung der Erträge bis zu 15% aus, Absatz und Vermarktung gestalteten sich aber positiv. Besonders bei Tomaten gab es einen guten Absatz. Die Starkregenereignisse Anfang August verursachten enorme Überschwemmungen, v.a. im Bezirk Südoststeiermark. Aufgrund des von unten drückenden Grundwassers kam es z.T. zu Totalausfällen und Kulturen mussten frühzeitig abgeräumt werden. Auffallend ist ein zunehmender Befall durch die grüne Reiswanze sowie die marmorierte Baumwanze. 2024 sind kombinierte Bekämpfungsstrategien (Schlupfwespen, Pflanzenschutz, Netzeindeckung) als Versuche geplant.

Zierpflanzen: Der Verkauf des Frühlingsflors war zufriedenstellend, einige Primelbestände waren durch den milden Winter zu früh entwickelt und waren als überständige Ware nicht am Markt absetzbar. Der Violenverkauf startete aufgrund des unbeständigen Wetters langsam, Beet- und Balkonblumen starteten durch Regen und tiefe Temperaturen erst Mitte Mai in den Verkauf, dieser zog sich aber kontinuierlich bis Ende Juni hin. Einige Betriebe verzeichneten eine zufriedenstellende Saison, andere einen Rückgang des Absatzes. Die Preise wurden um 5 bis 10% angehoben, aber nicht alle Preissteigerungen wurden an die Kunden weitergegeben. Der Sommerflorverkauf war stark rückläufig, der Herbstflor zufriedenstellend. Das stetige Thema für die Betriebe ist der Mitarbeitermangel, Sorgen bezüglich zu hoher Produktionskosten kommen dazu.

Baumschule: Die heurige Frühjahrssaison verlief im normalen Bereich mit moderater Nachfrage, die Herbstsaison startete mit auffällig niedriger Frequenz. Gestiegene Kosten und zurückgehende Nachfrage nach den „Corona-Jahren“ dürften hier ihren Einfluss zeigen. Probleme bereiten nun fast jährlich auftretende Spätfröste, die besonders Pfirsich- und Marillen-Jungpflanzen zu schaffen machen.

Schnittblumen: Im Bereich von Floristik und Schnittblumen-Nachfrage zeigten sich keine gravierenden Veränderungen. Der Anstieg an Hochzeiten brachte eine steigende bzw. konstante Nachfrage mit den üblichen saisonalen Hochs und Tiefs (Valentinstag, Muttertag, Ferienzeiten).


Quelle: LK Stmk