Die Freisetzungsversuche sollen klären ob sich die asiatische Schlupfwespe in der Schweiz ansiedeln kann, um die Population der Kirschessigfliege Drosophila suzukii zu regulieren und damit Produktionsverluste im Beeren-, Steinobst- und Weinbau zu reduzieren.
Erste Freisetzung eines gebietsfremden Nützlings
Die ursprünglich aus Ostasien bekannte Kirschessigfliege ist in Europa und Nordamerika seit 2008 als invasiver Schädling bekannt. In der Schweiz wurde sie erstmals 2011 nachgewiesen und hat keine natürlichen Feinde. An ausgewählten Standorten in den Kantonen Jura und Tessin setzten Anfang September 2023 Forscher von Agroscope und dem Centre for Agriculture and Bioscience International (CABI) adulte Schlupfwespen der Art Ganaspis brasiliensis aus. Die Freisetzung erfolgte in unmittelbarer Nähe zu befallenen Früchten.
Ein intensives Monitoring des Gebiets soll zeigen, ob sich die Schlupfwespe in der Schweiz ansiedeln kann und mittel- bzw. langfristig ein natürliches Gleichgewicht mit der Kirschessigfliege entsteht, so dass diese sich nicht weiter vermehren kann. Ziel ist es, die Population zu verkleinern und damit die Schäden ohne zusätzlichen Einsatz von Pflanzenschutz zu reduzieren. Das wäre gerade bei Hochstammanlagen sehr hilfreich, da diese schwierig zu schützen sind.
Das Besondere daran ist, dass dies der erste gebietsfremde Nützling in der Schweiz ist, der seit Inkrafttreten der Freisetzungsverordnung 2008 für die biologische Schädlingsbekämpfung kontrolliert freigesetzt wird. In den vergangenen drei Jahren gab es bereits in Italien und den USA entsprechende Versuche und derzeit läuft auch einer in Frankreich. Erste Resultate stimmen optimistisch.
Forschung läuft seit Jahren
Dominique Mazzi, Wissenschaftlerin bei Agroscope und ehemalige Leiterin der „Task Force Kirschessigfliege“, erklärt: „Die Kirschessigfliege befällt auch wildwachsende Früchte außerhalb der landwirtschaftlichen Produktion. Deshalb braucht es großflächige und langfristige Maßnahmen, die auch dort die ungehinderte Vermehrung des Eindringlings eindämmen.“ Ein Teil der Lösung können natürliche Gegenspieler sein.
Die Suche nach einem solchen führte die Wissenschafter 2015 nach Ostasien, wo sie auf Ganaspis brasiliensis stießen, die nun seither unter Laborbedingungen erforscht wurde. Lukas Seehausen, Wissenschaftler beim CABI und Spezialist für invasive Arten und biologische Kontrolle: „Vor einer solchen Freisetzung braucht es langjährige Untersuchungen zur Biosicherheit, die vor allem das Risiko von negativen Auswirkungen auf einheimische Arten analysieren. Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass Ganaspis brasiliensis auf die Kirschessigfliege spezialisiert ist. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie Larven von heimischen Fruchtfliegen parasitiert.“
Quelle: Agroscope