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Dürre und Verbauung gefährden den Grundwasserspiegel und die heimische Produktion © ÖHV

Wassermangel

Verbauung und Dürre gefährden Grundwasser

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 16.08.2022 - 15:19

Gleich zu Beginn des gemeinsamen Pressegesprächs mit dem Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung, Univ.Prof. DI DDr. Helmut Habersack, wies Dr. Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender Österreichischen Hagelversicherung, darauf hin, dass der Klimawandel ein Faktum sei und auch in Österreich längst spürbar.

Grundwasserspiegel, Seen, Flüsse und Agrarflächen sind in Gefahr

Die ständige Zunahme von Hitztagen – Tage mit mehr als 30°C – und dem ausbleibenden Regen haben massive Auswirkungen. Durch diese extremen Wetterbedingungen sinkt der Grundwasserspiegel ab und gefährdet damit einerseits die heimischen Seen und Flüssen und andererseits die Ernte der vielen Agrarflächen. Insbesondere im Osten und Süden Österreichs kommt es zu massiven Dürreschäden, dabei nimmt auch die zunehmende Verbauung der Äcker und Wiesen Einfluß, die dadurch als Wasserspeicher verloren gehen.

Als weiteren Einflussfaktor auf den Grundwasserspiegel hob Habersack die Regulierung der Flüsse und daraus folgende Erosion des Flussbettes hervor, was den Wasserstand der Flüsse und Seen weiter sinken lässt. So ist der Wasserstand des Bodensees nur noch 11 cm von seinem historischen Minimalwert entfernt und auch der Neusiedler See erreicht seinen Tiefststand seit 1965. Der sinkende Abfluss der Donau betrifft v. a. die Schifffahrt und Wasserkraft. Die Versiegelung von Flächen führt zur Reduktion der Grundwasserneubildung. Um der Entwicklung entgegenzuwirken brauche es einen Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie eine Reduktion des Bodenverbrauchs, damit das Wasser länger in der Landschaft gehalten wird. Gleichzeitig bleiben dadurch Überflutungsgebiete erhalten bzw. werden erneuert, die das Hochwasserrisiko verringern.

Dürreschäden zeigen Konsequenzen der Klimawandels auf

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Besonders im Osten zeigt sich das Niederschlagsdefizit enorm © ÖHV

Während die Situation in der Getreideernte durch ausreichend Niederschlag entspannter blieb, zeigt sie sich heuer bei Herbstkulturen wie Mais, Sojabohnen, Kürbis, Kartoffeln, Sonnenblumen und Grünland sehr angespannt. Besonders im Osten und Süden rechnet Weinberger mit erheblichen Ernteausfällen aufgrund des extremen Niederschlagsdefizit der vergangenen zwei Monate. Man erwarte einen Dürreschaden von ca. 100 Mio. Euro, Tendenz steigend in den vergangenen Jahren: in den 80iger Jahren trat alle 10 Jahre eine Dürre auf, nun kommt es in Österreich im Durchschnitt jedes zweite Jahr zum Auftreten von Dürreereignissen.

Neben der Dürre gefährdet auch die zunehmende Zubetonierung von Agrarflächen massiv die heimische Produktion, so Weinberger weiter. Allein in den vergangenen 25 Jahren wurden 150.000 ha verbaut, das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Der versiegelte Boden geht nicht nur als Produktionsfläche verloren, sondern auch als Wasser- und Kohlenstoffspeicher, er nimmt mehr Hitze auf und gibt diese wieder ab. Ein Kurswechsel im Umgang mit der Verbauung sei dringend notwendig.


Quelle: ÖHV