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Unterschiedliche Landwirte, unterschiedliche Praxis beim Pflanzenschutz © Andrii Yalanskyi/Shutterstock.com

Schweiz

Vielfalt der Pflanzenschutz-Praxis

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 30.05.2022 - 15:09

Das Verhalten der Landwirte beeinflusst entscheidend welche Maßnahmen zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutz getroffen werden. Deshalb hat eine Agroscope-Studie dieses unter die Lupe genommen. Das Verhalten ist aber nicht nur von rationalen Entscheidungen, sondern auch durch routinierte Handlungen geprägt.

Die Wissenschafter führten auf dieser Grundlage Interviews und eine Umfrage unter den Landwirten durch. Sie konnten fünf Typen von Praktiken unterscheiden, die z. T. auch auf einem Betrieb parallel laufen können (z. B. auf unterschiedlichen Feldern oder bei Kulturen), meist ist eine der Praktiken vorherrschend. Ziel war herauszufinden welche routinierten Handlungen relevant im Pflanzenschutz sind und einen Denkanstoß für politische Maßnahmen zu liefern.

Typen von Pflanzenschutzpraktiken

Konventioneller Pflanzenschutz:
Hier verlassen sich die Landwirte auf die bereits bewährten Methoden und setzten die Mittel nach einer Behandlungsstrategie ein, die am Anfang des Anbaujahres entwickelt wird. Sie beruht auf eigener Erfahrung und Beratungen. Die Erzeugnisse sind oft für den Großhandel bestimmt und unterliegen deshalb strengen Anforderungen, auch spielt das Streben nach „sauberen Feldern“ und hohen Erträgen eine Rolle. Betrieb und Erzeugnisse bestimmen die persönliche Identität jedes Landwirts.

Low-Input-Pflanzenschutz:
Schädlinge und Krankheiten werden hier bis zu einem gewissen Grad toleriert, auch aus dem Wunsch heraus, den Pflanzenschutz in Einklang mit den eigenen und gesellschaftlichen Ansprüchen zu bringen. Im Blickpunkt steht die marktorientierte, strategische Entwicklung des Betriebs. Meist sind die Produkte für gefragte Labels wie IP-Suisse oder Bio Suisse bestimmt, die Betriebe können von Preisprämien profitieren und so „ihren ökologischen Mehrwert auf dem Markt zu Geld machen“. Direktzahlungen sichern die Risiken durch den reduzierten Mitteleinsatz ab.

Pflanzenschutz, der Kosten- und Arbeitsaufwand minimiert:
Die Basis dieser Praktik ist die Idee, dass Pflanzenschutz kosteneffizient sein muss und keinen hohen Arbeitsaufwand bedeuten darf. Die geringeren Erträge in der extensiven Produktion kompensieren die Betriebe durch eingesparte Arbeit und Direktzahlungen. Oft werden solche Betriebe im Nebenerwerb geführt und dienen v. a. dem Erhalt des Landes der Vorfahren.

Outsourcing von Pflanzenschutz an Lohnunternehmen:
Bei diesen Betrieben liegt das Hauptinteresse und die Kompetenzen der Betriebsleiter nicht im Pflanzenbau, sondern in der Viehzucht oder Milchwirtschaft. Sie beschäftigen deshalb Unternehmen, die meist auf chemisch-synthetischen Pflanzenschutz setzen. Das bedeutet allerdings hohe Fixkosten, der Versuch den Mitteleinsatz zu verändern wäre wirtschaftlich riskant.

Agrarökologischer Pflanzenschutz:
Dabei orientiert sich der Pflanzenschutz an agrarökologischen Prinzipien und der regenerativen Landwirtschaft. Sinn und Ziel des ganzheitlichen Ansatzes sind gesunde Böden, die Grundlage für die umweltschonende Landwirtschaft sind. Die Landwirte sehen sich als Verbündete der Natur – eine typische Aussage ist „Aufbauend arbeiten, nicht tötend.“


Quelle: Agroscope – Agrarforschung Schweiz