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Aufspritzbarer Mulch – hier in Salat – baut sich im Boden schneller ab, ohne Plastikfetzen zu hinterlassen © TFZ Dr. Edgar Remmele

Kampf gegen Plastik

Flüssig mulchen statt Folie

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 25.05.2022 - 09:34

Für den Gemüsebau sind Mulchfolien ein fixer und wichtiger Inventarbestandteil. Sie spielen eine Schlüsselrolle zur Unkrautunterdrückung und erhöhen die Bodentemperatur sowie Feuchtigkeit. Allerdings sind sie ein finanzieller Aufwand, das Verlegen und Einrollen ist aufwändig und auch bei biologisch abbaubaren Folien bleiben Reste auf den Feldern, die zu Diskussionen in der Bevölkerung führen können.

Kampf den Plastikfolien und -fetzen

Wie der landwirtschaftliche Informationsdienst LID berichtet, entwickelte ein Projekt der australischen Forschungsbehörde CSIRO mit „TranspiratiONal“ eine aufspritzbare, biologisch abbaubare Lösung für den Plastikmulch. Entstanden ist diese angeregt durch die Erfahrungen eines australischen Bodenwissenschaftlers in China, wo er sich entsetzt über die „Müllhalden“ äusserte, die dort im Zuge der Verwendung von Mulchfolien entstanden.

In Praxisversuchen hat sich die Polymerlösung als zuverlässiger Schutz gegen Unkraut, Erosion und Wasserverlust erwiesen. Sie ist vollständig biologisch abbaubar und in den Versuchen mit u. a. Melonen und Tomaten waren keine Rückstände in den Endprodukten nachweisbar. Auch ein Vorteil ist, dass die Ausbringung mit bestehenden Geräten möglich ist. Es fehlen noch Erfahrungen aus anderen Regionen mit verschiedenen Umweltbedingungen, ein Verfrühungseffekt in der Kultur sei möglich.

In die Mulchschicht pflanzen?

Die Forschungen zu spritzbarem Mulch finden aber nicht nur im weit entfernten Australien statt, am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Bayern entwickeln Wissenschafter im Forschungs- und Innovationsprojekt MuNaRo ein spritzbares Mulchmaterial als Zwei-Komponenten-System, das u. a. aus Wasser, Stärke und Rapsöl besteht. Erste Anwendungsversuche in Praxisbetrieben an Kopfsalat, Kohlrabi, Einlegegurken und Karotten fanden bereits statt, dabei ging es v. a. um die Unkrautunterdrückung. Langfristig soll die Einsparung von Herbiziden und die Vermeidung von Folienmüll gelingen.

Die Unkrautunterdrückung funktioniere bereits gut, die Anwendung erfolgte zwischen den Reihen nach der Pflanzung der Setzlinge. In den kommenden Versuchen – vermutlich mit Salaten – sollen die Jungpflanzen nach dem Aufspritzen direkt in die Schicht gesetzt werden, da gerade die Wirkung in den Reihen interessant ist. Um die Wirkung bezüglich Erosion zu testen spritzten die Wissenschafter den Mulch bei Karotten an den Seiten der Dämme auf. In weiteren Versuchen soll es auch um die endgültige Rezeptur und die richtige Applikationstechnik gehen bzw. die Orientierung an einer praxistauglichen Kostenlösung. Man stehe hier am Anfang der Entwicklung weg von der Folienlösung.


Quelle: LID