shutterstock_199165538.jpg

Nur eine der Lavendelproben im Test war pestizidfrei © MMCez/Shutterstock.com

Untersuchung

Erschreckende Ergebnisse bei Pestiziden

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 23.05.2022 - 15:26

Bereits 2021 haben Global 2000 und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bienenfreundliche Pflanzen im österreichischen und deutschen Handel auf Rückstände von Pestizide untersucht. Die Wiederholung 2022 zeigte leider keine Verbesserung, auf 42 von 44 untersuchten Pflanzen konnten Rückstände unterschiedlicher Pestizide nachgewiesen werden.

Gefährliche Doppelstandards

Im Durchschnitt fanden die Wissenschafter 7,7 Pestizide pro Probe, der Höchstwert waren 19 verschiedene Pestizide auf einer Pflanze (eine Sonnenblume bei bellaflora). Die einzigen beiden Proben ohne Pestizide fanden sich bei Blaukissen von Lagerhaus und Lavendel von Starkl (beide aus Österreich).

Insgesamt stießen die Untersucher 64 verschiedene Pestizide, darunter 11 als hoch bienengiftig geltende (Abamectin, Clothianidin, Cyantraniliprole, Fipronil, Flupyradifurone, Imidacloprid, Indoxacarb, Lambda-Cyhalothrin, Pirimiphosmethyl, Spinosad und Thiamethoxam). Diese waren auf 41 % der Proben nachweisbar und ca. ein Fünftel der Proben enthielt mehr als ein hoch bienengiftiges Insektizid. Viele der festgestellten Pestizide (auf 39 % der Proben vorhanden) hatten zum Zeitpunkt der Probennahme auch keine gültige EU-Zulassung mehr, das offenbart ein bereits bekanntes Problem: Herstellerfirmen in Europa verkaufen nicht mehr zugelassene Mittel in andere Länder. Dort gefährden sie nicht nur Mensch und Umwelt sondern kommen mit importierten Pflanzen auch wieder zurück nach Europa. Und das geschieht zum Großteil unkontrolliert.

Derzeit gibt es in Österreich – anders als in Deutschland – kein Gesetz, das Pestizidrückstände auf Zierpflanzen regelt und deshalb finden keine regelmäßigen staatlichen Kontrollen statt. In unserem Nachbarland dürfen Pflanzen nur dann importiert werden, wenn sie frei von in der EU nicht-zugelassenen Pestiziden sind. Die Einhaltung wird allerdings nicht streng kontrolliert, was auch das Ergebnis dieser Untersuchung zeigte.

Nicht nur Interesse bekunden sondern handeln

Global 2000 und BUND fordern deshalb Handlungen ein. Dazu zählt ein Verbot von hoch insektengefährdenden Pestiziden bei der Produktion bestäuberfreundlicher Pflanzen sowie ein Importverbot für Pflanzen, die Pestizide enthalten oder denen solche anhaften, die in der EU nicht zugelassen sind. Systematische staatliche Kontrollen von Pestizidrückständen auf Zierpflanzen (inklusive Jungpflanzen), v. a. von importierter Ware, sowie staatliche Aktionspläne zum Schutz von Bestäubern sollen die Einhaltung absichern. Strengere Kriterien für den europäischen Pflanzenpasse, die Reform des europäischen Zulassungsverfahrens für Pestizide und die Förderung der biologischen Zierpflanzenproduktion und heimischen Jungpflanzenzucht sind weitere Forderungen der Umweltschutzorganisationen.

Im Test stehende Händler in Österreich waren Baldur Garten, bellaflora, Blumen 2000, Dehner, Gärtnerei Schacherl, Hagebau Lieb, Hofer, Hornbach, IKEA, Lagerhaus, OBI, Praskac und Starkl. Beim Einkauf wurde darauf geachtet, v. a. Pflanzen zu kaufen, die als „bienen- oder insektenfreundlich“ ausgewiesen waren bzw. vom Personal als solche empfohlen wurden oder als attraktiv für Bienen bekannt sind. Gezielt fanden sich auch Zwiebelpflanzen wie Traubenhyazinthen, Tulpen und Narzissen in der Auswahl. Zum Kaufzeitpunkt hatten alle Pflanzen bereits geöffnete Blüten oder standen kurz vor der Blüte. Es handelte sich in Österreich um Lavendel, Schopflavendel, Sonnenblumen, Steinsamen, Salbei, Pfirsich-Salbei, Blaukissen, Wandelröschen, Sandkraut, Bergbohnenkraut, Felsen-Leimkraut, Moossteinbrech, Bienensalbei sowie unterschiedliche Phlox-Arten.

Die gesamten Ergebnisse finden Sie bei Global 2000.


Quelle: Global 2000