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Der Bodenverbrauch gehört zu den dringlichsten Umweltkrisen © WWF/Anna Schöpfer

Naturschutz

2022 – Das Jahr für Bodenschutz

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 05.01.2022 - 14:31

Das Bewußtsein für den massiven Flächenfraß ist in der vergangenen Jahren in Österreich angestiegen, wie sich auch beim Gipfel von Bund, Ländern und Gemeinden im Oktober zeigte wo der Bodenschutz das große Thema war. Konkrete Maßnahmen setzten die Verantwortlichen aber nicht, so der WWF in seiner Meldung. Angekündigt wurde ein Bodenschutz-Vertrag für ganz Österreich für Herbst 2022, deshalb fordert die Naturschutzorganisation höchste Priorität für die Bekämpfung des massiven Verbrauchs an Boden für das heurige Jahr. 2022 soll das Jahr des Bodenschutzes werden.

Flächenfraß minimieren

„Zu lange wurde nur geredet – jetzt müssen endlich konkrete und verbindliche Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden. Der Flächenfraß treibt das Artensterben und die Klimakrise voran, schadet unserer Gesundheit und gefährdet die Ernährungssicherheit Österreichs. Die Politik muss endlich ihrer Verantwortung nachkommen und die wertvolle Ressource Boden konsequent schützen“, so Maria Schachinger, WWF-Bodenschutzsprecherin. Gesunde Böden stellen nicht nur Nahrung, Trinkwasser, saubere Luft, Nährstoffe und Lebensräume für Tiere und Pflanzen bereit, sie sorgen auch auf Abkühlung, sind CO2-Speicher und dienen als Erholungsraum für Menschen.

Die Bundesregierung habe sich schon vor ca. 20 Jahren ein Bodenverbrauchs-Ziel gesetzt, dieses aber seither um ein Vielfaches überschritten. In den vergangenen beiden Jahren ist der Bodenverbrauch ca. dreimals so schnell gewachsen wie die Bevölkerung. Daher fordert der WWF die Bundesregierung – im Besonderen Bundeskanzler Karl Nehammer und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger – auf, in der Bodenschutz-Strategie verbindliche Maßnahmen zu verankern. Das betreffe v. a. den Flächenfraß, der laut Versprechen aus dem Oktober bis 2030 um ein Minimum von 80 % reduziert werden soll. Spätestens im Herbst müssen Bund, Länder und Gemeinden den Bodenschutz-Vertrag verbindlich unterzeichnen.

Nach wie vor verliere Österreich pro Tag 11,5 ha wertvollen Grünraum und nur noch ca. 7 % der Landschaften gelten als unberührt. Laut Bericht der Europäischen Umweltagentur weisen 83 % der bewerteten Arten einen Zustand auf, der als „mangelhaft“ bis „schlecht“ zu bewerten ist – damit liegt Österreich auf dem vorletzten Platz der 28 untersuchten Länder. Auch bei der Bewertung der Lebensräume landet Österreich nur im hinteren Mittelfeld (Platz 18).

Fünf Maßnahmen gegen den Flächenfraß

1) Eine verbindliche Obergrenze gegen Flächenfraß durch die Begrenzung des Bodenverbrauchs (Verlust von biologisch produktiven Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen) auf maximal 1 ha/Tag. Das Ziel muss vertraglich in der Bodenschutz-Strategie verankert sein.

2) Schaffung einer bundesweiten Leerstandsdatenbank und einer Strategie gegen den geschätzten Leerstand von über 40.000 ha Gebäuden, Geschäften und verbauten Flächen. Dazu sollten Förderungen zur Wiederverwertung und Modernisierung bereits verbauter Flächen kommen.

3) Da die fortschreitende Zersiedelung den Bodenverbrauch zusätzlich antreibt, muss die Raumordnung in allen Bundesländern ökologisiert werden. Dafür braucht es fixe Siedlungsgrenzen ohne Schlupflöcher zur Umwidmung sowie Förderungen für grüne, belebte Ortskerne und einen ausreichenden Schutz für ökologisch wertvolle Gebiete.

4) Umweltschädliche Subventionen, die den Klima- und Biodiversitätszielen entgegen wirken, müssen abgebaut und ökologisch investiert werden. Allein in den Bereichen Energie und Verkehr ergab eine WIFO-Analyse ein Volumen von 3,8 bis 4,7 Mio Euro pro Jahr an umweltschädlichen Subventionen.

5) Zerstörte Lebensräume sollen durch den Rückbau und die Entsiegelung von überdimensionierten Straßen und ebenerdigen Parkplätzen wieder hergestellt werden. Gleichzeitig braucht es eine breite Naturschutz-Offensive und Investitionen in die Wiederherstellung von degradierten Lebensräumen. So können sich heimische Arten wieder entfalten und erholen.


Quelle: WWF