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Trotz hitziger Diskussionen herrschte auch bei der heurigen Delegiertenversammlung gute Stimmung © Renate Stoiber

Delegiertenversammlung

Position beziehen

Ein Artikel von Renate Stoiber | 03.11.2021 - 14:09

Das außergewöhnliche Jahr spiegelte sich im Kassabericht 2020 des Bundesverbands der Österreichischen Gärtner wider, durch fehlende Veranstaltungen sind z. B. die Reisekosten niedriger. Erstmals organisierte der Verband auch die Bundesgartenbautagung, das spiegelt sich in den Einnahmen wider, wie Geschäftsführerin DI Karin Lorenzi im Rahmen der Delegiertenversammlung anmerkte.

Sowohl Kassabericht als auch Kostenvoranschlag für 2022 konnten unter dem Vorsitz der Präsidentin Ulli Jezik-Osterbauer einstimmig beschlossen werden. Ins Gedenken an die im vergangenen Jahr Verstorbenen schloss Präsidentin Ulli Jezik-Osterbauer ganz besonders auch ÖR Gtm. Herbert Titz ein.

Traurig stimmte der dann folgende Punkt Präsidentin Jezik-Osterbauer, denn seit der Gründung des Bundesverbandes sei man mit der LGV Sonnengemüse gut verbunden gewesen, nun möchte der LGV-Vorstand die Mitgliedschaft von einem ordentlichen Mitglied zu einem fördernden Mitglied ändern. Der Hintergrund sind finanzielle Einsparungsmaßnahmen, der Mitgliedsbeitrag reduziert sich dadurch stark. Das Thema wurde im Vorfeld bereits lange diskutiert, nun kam der Antrag in der Delegiertenversammlung zur Abstimmung, die einstimmig dafür ausfiel.

Torf – ein Thema mit Diskussionsgehalt

Der Tagesordnungspunkt zum Positionspapier einer Torfstrategie des Österreichischen Gartenbaus, das am 16. Juni 2021 im Präsidium entwickelt und anschließend an alle Mitgliedsorganisationen für mögliche Rückmeldungen ausgesandt wurde, rief z. T. heftige Reaktionen im Plenum hervor und führte zu einer intensiven Diskussion. Das Thema ist auch in Gärtnerkreisen ein umstrittenes.

Während man in Vorarlberg auf die Chancen durch höhere Preise für torfreduzierte Produkte und damit einen höheren Deckungsbeitrag hinweist, sieht man in Niederösterreich und dem Burgenland weniger Kaufwillen der Konsumenten für torffreie und -reduzierte Substrate. Auch in Tirol empfindet man die Debatte um Torf als ein von wenigen Personen und Organisationen aufgespieltes Thema. In der Gärtnerei Jezik nahmen die Anfragen nach torffreien und -reduzierten Substraten in den vergangenen Jahren bereits stark zu, es ist mit mehr zu rechnen, wenn es möglich ist alle Substrate als torffrei oder –reduziert anzubieten. Diese Beobachtung konnte Albert Trinkl im Burgenland so nicht machen, wobei torfreduzierte Substrate schon auf Interesse stoßen. Er konnte aber auch über Versuche in der Produktion berichten, hier funktioniert eine Reduktion um 50 % gut. Das Positionspapier sieht er als wichtig an.

In einer Reduktion sieht Wolfgang Praskac keinen Sinn, es handle sich um einen nachwachsenden Rohstoff und der Anteil des Gartenbaus am Torfabbau sei verschwindend gering, außerdem sehe er nur „virtuellen Druck“ woher auch immer (Deutschland, Schweiz). Auch für die Ersatzprodukte würden Rohstoffe wie Holz ge- bzw. verbraucht, die ebenfalls der Natur entnommen werden müssen, die Torfgebiete erstrecken sich über riesige Flächen im Norden von Europa, wobei nur sehr kleine für den Abbau genützt werden.

Auf den Vorschlag, die in der Diskussion erwähnten Fakten zum Torfabbau in die Position einzubauen, die dem Ministerium vorgelegt werde, entgegnete Lorenzi, dass der Vorschlag schon vor längerem an die Landesverbände verschickt wurde und in der Rückmeldeperiode von drei Monaten kein einziger Änderungsvorschlag eintraf. Alle Landesverbände hätten dem Strategiepapier zugestimmt. Auch aus der Steiermark kam die Anmerkung, dass die Diskussion um eine Strategie im Bundesverband schon seit langer Zeit läuft. Man wolle ein Zeichen setzen, dass sich der Gartenbau Gedanken über das Thema macht und bereit ist auf den „Öko-Zug“ aufzuspringen, es sei sozusagen eine „Good-Will-Aktion“.

Dazu ergänzte Lorenzi, dass das Bundesministerium bereits eine Biodiversitätsstrategie entwickle und finalisiere wo die Erarbeitung eines Szenarios zum Torfausstieg festgelegt ist. Der österreichische Gartenbau braucht eine Position, eine einheitliche Branchenmeinung um in Verhandlungen einzusteigen. Nach den vielen – z. T. energischen – Wortmeldungen nahmen die Delegierten die Strategie dann mit einer Gegenstimme an. Im Anschluss unterzeichneten die Landesobleute sowie Vertreter der Interessensorganisationen das offizielle Positionspapier.

Aktivitäten im vergangenen Jahr

Nach einer Pause, in der die begonnenen Diskussionen rund um das Thema Torf noch weitergeführt wurden, folgte der Bericht der Geschäftsführung zu den Aktionen im vergangenen Jahr. Die AMA-Marketing plant eine Neugestaltung des Gesamt-Systems der AMA-Marketingbeiträge inklusive verändertem Einhebungsverfahrens. Es gab mehrere Termine mit AMA und Landwirtschaftskammer Österreich zur Abstimmung, auch mit anderen Branchen.

Der Bundesverband erarbeitete eine Position, die an die Anwesenden ausgeteilt wurde. Schwierige Punkte dabei sind der Umgang mit der Erklärung über den Mehrfachantrag, der für den Gartenbau schwierig ist, da dieser von keinem gestellt wird und so Flächen nicht digital erfasst sind. Die vorhandenen Probleme wurden herausgearbeitet und der AMA präsentiert. Das Bewusstsein der AMA für den Sonderstatus der Gartenbaubetriebe steigt, da viele Kulturen unterjährig sind und oft zu klein sind, um sie zu digitalisieren. Stand der Dinge ist, dass die AMA intern noch daran arbeitet, der Bundesverband wird von seiner Position aber nicht abweichen, versprach Lorenzi.

Beim AMA-Gütesiegel nehmen derzeit neun unterschiedlich große Betriebe teil, Ansprechpartner für Informationen oder eventuelle Vorstellungen in Sitzungen der Landesverbände sind Genia Hauer und Gregor Walcher Eichinger. Neue Betriebe sind gern noch willkommen, Informationen sind auch auf der AMA-Webseite abrufbar. Die zweijährige Erfahrung in der Produktion des Betriebs von Praskac zeigte, dass es gut umsetzbar ist und von den Kunden positiv angenommen wird. Es sei marketingtechnisch momentan das beste Gütesiegel ihn.

Ein großes Thema war 2021 weiterhin der Umgang mit Covid-19. Von Seites des Verbandes gab es seit der vergangenen Bundesgartenbautagung insgesamt 28 Infoschreiben zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen und neun Infoschreiben zu Einreisebestimmungen sowie Informationen zu Veranstaltungen, Lehrlingsbonus und Investitionsprämie. Präsidentin Jezik-Osterbauer und Albert Trinkl richteten hier einen herzlichen Dank an die Geschäftsführerin, die alle Informationen zeitgerecht aufarbeitete und zusammenfasste sowie aktualisierte Checklisten für die Betriebe erstellte.

Pflanzenschutz und Versicherung

Da sie im Frühling die Information erhielt, dass beim LFI Fördergelder für eine Onlineschulung zum Pflanzenschutz bereitstehen, informierte sich Karin Lorenzi über entsprechende Schulungen in Deutschland und der Schweiz und erstellte eine Version für den Garten-, Obst- und Gemüsebau in Österreich. Die erste Testversion ist online, wird noch korrigiert und soll im November bereits fertig sein.

Die Kosten belaufen sich auf 40,- Euro pro Person, der Aufbau ist in fünf Module gegliedert (Rechtliche Grundlagen, Integrierter Pflanzenschutz, Schadursachen und Diagnose, Pflanzenschutzmittelkunde, Pflanzenschutzgerätetechnik und Anwenderschutz). Interessierte müssen sich auf der Seite des eLFI registrieren, erhalten im Anschluss Zugangsdaten und können sich dann für Kurse anmelden. Der Anwender wird dann durch die Online-Schulung geführt und kann jederzeit auch unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen. Nach erfolgreiche Absolvierung bekommt jeder Teilnehmer ein Zertifikat zugeschickt, dieses ist gesetzlich für die fünfstündige Verlängerung der Pflanzenschutzsachkunde anerkannt.

Vom Teilverbot für Glyphosat, das am 4. Mai 2021 im Parlament beschlossen wurde, ist der Gartenbau Hauptbetroffener. Die Zulassungen für Haus- und Kleingarten sind gefallen, die Aufbrauchsfrist läuft bis zum 15. Dezember 2021. Im Profibereich ist die Anwendung eingeschränkt, in der Produktion ist sie weiterhin erlaubt – Indikationen sind zu beachten. Einschränkungen sind v. a. im Gestaltungsbereich gegeben, da die Indikationen mit dem Zusatz „ausgenommen öffentlich zugängliche Sport- und Freizeitplätze, Schwimmbäder, Kinderbetreuungseinrichtungen, Bildungseinrichtungen, Kinderspielplätze, Park- und Gartenanlagen, Friedhöfe, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Einrichtungen der Altenbetreuung und Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen“ versehen sind.

Das bedeutet, dass in privaten Gärten der Einsatz durch Profis nach wie vor möglich ist. Auch ein in Bau befindlicher Spielplatz sollte nach Ansicht der Geschäftsführung als Baustelle gelten und nicht als öffentlich zugänglicher Bereich. In der Öffentlichkeit sei es allerdings eine schwierige Diskussion. Sobald der Bereich freigegeben und eröffnet ist, gilt er natürlich als öffentlich zugänglicher Spielplatz. Das Thema nahm Lorenzi auch als Anhaltspunkt, die nähere Beschäftigung mit dem Pflanzenschutzmittelregister anzuregen, Landesverbände könnten dazu in ihren Sitzungen auch kurze Schulungen anbieten.

Gegen den Jordanvirus ist nun eine Versicherung möglich, die allerdings nur Entsorgung, Reinigung und Desinfektion betrifft, der Ernteausfall ist nicht versicherbar. In den Landesgesetzen gibt es zwar die Möglichkeit zur Entschädigung, sie ist aber sehr unterschiedlich gestaltet.

Zahlreiche Tätigkeitsfelder und Themen im Bundesverband

Der Bundesverband hat im vergangenen Jahr einige Stellungnahmen und Informationen abgegeben sowie diverse Termine wahrgenommen wozu Lorenzi einen Überblick präsentierte. Dazu zählen die Information zur Explosivstoff-Verordnung, die Stellungnahme an Bundesministerin Elisabeth Köstinger bezüglich der Öffnung von gewerblichen Betrieben am Valentinstag, die Stellungnahme bezüglich GAP-Interventionen (z. B. ÖPUL Nützlingseinsatz und Torfreduktion, Investitionsprämien) an das Landwirtschaftsministerium, die Fachinformation zum Listungsvorschlag für invasive Arten in der EU, die intensive Bearbeitung der Stellungnahme bezüglich Pflanzenpass an die Europäische Kommission und die Information zur Änderung der Investitionsförderungen.

Im Juli folgten die Stellungnahmen an Bundesministerin Leonore Gewessler zur Biodiversitätsstrategie sowie an Bundesministerin Köstinger zum Thema Torf und im September formulierte der Bundesverband noch eine Stellungnahme an die Europäische Kommission zu Saatgut und Vermehrungsmaterial in der Änderung der Bioverordnung. Die entsprechenden Texte der Stellungnahmen wurden den Teilnehmern zur Verfügung gestellt. Außerdem hat sich der Bundesverband an der Erstellung einer Beratungsunterlage zum Einstieg in den Garten- und Gemüsebau beteiligt. Aktuelle laufende Themen sind die Bildungsbedarfserhebung, die Auswertung der Marktanalyse Beet- und Balkon 2021 (hier rief Jezik-Osterbauer zur Beteiligung bzw. Motivierung der Betriebe auf, um aussagekräftige Daten zu erhalten), die technische Erneuerung der Verbandswebseite und die vorübergehende Bearbeitung von Horti IV aufgrund von personellen Ausfällen.

Rene Pollroß bedankte sich im Tagesordnungenpunkt Allfälliges im Namen der Junggärtner bei Ing. Mario Almesberger sowie Karin Lorenzi und Bianka Hofmüller für die gute Organisation und den reibungslosen Ablauf der Staatsmeisterschaften. Was ihm besonders gefiel war, dass der Zugang von der Bundesgartenbautagung zu den Werken der Junggärtner barrierefrei möglich war, so konnten sie der Branche ihre Leistungen uneingeschränkt zeigen. Die Arbeitsgemeinschaft Österreichische Junggärtner kämpfe aber mit dem Nachwuchs im Verein, er bat um eine bessere Zusammenarbeit in und mit den Landesverbänden und sprach auch einzelne Bundesländer direkt an, wo Probleme auftreten. Die Jugend sollte mehr eingebunden werden und der Zugang zu den Vereinen solle angeregt werden. Die Teilnahme an Bewerben bringe oft den Zugang zum Vereinswesen, deshalb folgte ein Dank und Aufruf an die Betriebe, ihre Lehrlinge dafür freizustellen.

Die Gartenbauschule Langenlois freut sich heuer über ein Plus von 20 % an Schülern, das laut Fachschuldirektor Ing. Franz Fuger auch der neuen Ausbildung „Öko-Gartenbau“ zu verdanken ist. An der Berufsschule sind die Lehrlingzahlen rückläufig, es ist aber eindeutig ein Trend zu Quereinsteigern wie z. B. Maturanten erkennbar. Die Möglichkeit der Lehre mit verlängerter Lehrzeit ist eine gute aber sehr zeitaufwändige Einrichtung, da diese Lehrlinge sehr viel an Beratung und Energie benötigen. Oft wäre hier vielleicht die Teilqualifizierung ein rettender Anker für Jugendliche, die in der Branche bleiben wollen, die Facharbeiterprüfung aber nicht schaffen. Die Einstufung könnte zwischen Hilfsarbeiter und Facharbeiter erfolgen.

Zum Abschluss lud der Obmann der Kärntner Gärtner Bernhard Wastl herzlich in das südlichste Bundesland nach St. Georgen zur kommenden Bundesgartenbautagung vom 8. bis 9. September 2022 ein.