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Während Direktvermarkter im Kontakt mit den Kunden bereits versierter sind, besteht bei Erzeugern in der Urproduktion z. T. noch Potenzial. Aber gerade auch sie können der Landwirtschaft ein Gesicht und eine Stimme geben © BMLRT/Paul Gruber

Umfrage

Hohe Wertschätzung für Landwirte

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 23.04.2021 - 12:44

Im Rahmen des Projekts „Innerlandwirtschaftliche Bildungsinitiative für Agrarkommunikation“ (IBAK) fanden in Österreich erstmals zwei Umfragen statt, die zum einen das Bild der heimischen Landwirtschaft in der Bevölkerung und zum anderen die eigene Einschätzung der Landwirte über ihren Stellenwert thematisierten. Die Initiative dafür kam von der ARGE Österreichische Bäuerinnen in Kooperation mit der Nachhaltigen Tierhaltung Österreich (NTÖ). Wie die Ergebnisse des Marktforschungsinstituts KeyQUEST zeigen, ist die Arbeit der Landwirte in Österreich durchaus hoch angesehen und man ist sich der Relevanz für die künftige Lebensqualität bewußt.

Direkter Kontakt prägt positiven Eindruck

Die überwiegende Mehrheit der Befragten (94 %) gaben an, dass sie ein positives Bild von der Landwirtschaft haben, 34 % sehen die Landwirtschaft sogar sehr positiv. Auffällig ist hier aber, dass nur 51 % der Landwirte selbst den Eindruck haben, dass die Gesellschaft sie positv sieht. Wie Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bei der Präsentation der Ergebnisse feststellt, zeigen diese Daten, dass man noch stärker von der Wertschöpfung zur Wertschätzung kommen müsse. Der Trend, dass Konsumenten bereit sind mehr für höhere Tierwohlstandards zu zahlen, müsse sich in den Kaufentscheidungen niederschlagen.

Prägend für die Meinung der Österreicher ist aber nicht das Bild, das traditionelle Medien vermitteln – auch wenn 68 % der Meinung sind, dass die Darstellung der heimischen Landwirtschaft in den Medien „ausgewogen“ ist – sondern der direkte Kontakt. Mehr als die Hälfte (53 bis 55 %) gaben an, die Vorstellungen von der Landwirtschaft seien durch die direkte Kommunikation mit Bauern, Bekannten und Verwandten, bei Direkteinkauf oder Besuchen geprägt worden. Andrea Schwarzmann, Vorsitzende der ARGE Österreichische Bäuerinnen, meint dazu, dass Bauern verstärkt auf ihr Wissen, ihre Persönlichkeit und Authentizität setzen sollten. „Keiner kann über Landwirtschaft und das Leben und Wirken auf einem Bauernhof besser informieren als die Betroffenen selbst. Es gilt für sie zu lernen, der Landwirtschaft ein Gesicht und eine Stimme zu geben.“ 

Kommunikation und Dialog mit der Gesellschaft

Agrarkommunikation müsse sich aber nicht nur auf die Bauern selbst konzentrieren, die Hälfte der Befragten – und hier v. a. junge Menschen und an der Landwirtschaft interessierte – meinen, dass die Landwirtschaft zu wenig Berücksichtigung in den Lehrplänen der Schulen findet. Jeder Fünfte bezeichnet den Informationsumfang als „ausreichend“. Ausserdem sei das vermittelte Bild der heimischen Landwirtschafts unrealistisch, ein pädagogischer Schwerpunkt auf Ernährung und Konsumbildung wäre angebracht. Primäre Inhalte sollten die Herkunft von Lebensmitteln, Umweltschutz, verantwortungsvoller Konsum sowie Ernährungsgrundlagen sein. Informationen bietet z. B. die „Esserwisser“-Plattform, die von aktiven Bauern und Ernährungswissenschaftern gestaltet ist.

Auch die zunehmende Bedeutung des Tierwohl-Themas spiegelt sich in den Umfrageergebnissen wider. Konsumenten verbinden damit eine artgerechte Tierhaltung, mehr Platz für Tiere und eine bessere Produktqualität. „Für diese Ansprüche und Gegebenheiten spielen für die tierhaltende Landwirtschaft höhere Produktionskosten eine Rolle“, so Josef Fradler, Obmann der Nachhaltigen Tierhaltung Österreich. Als Lösung dieses emotional stark behafteten Themas brauche es ein Brücke zum Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. 

Positivere Sicht auf Landwirte als in Deutschland

Bei der Durchführung der Studie legten die Marktforscher großen Wert auf eine Vergleichbarkeit mit der Erhebung in Deutschland aus dem Jahr 2017. Es zeigen sich in vielen Punkten ähnliche Resultate, sowohl bei der Zustimmung zur Wichtigkeit der Landwirtschaft für Staat und Gesellschaft, als auch bei der Bedeutung des Tierwohls und der stärkeren Verankerung der Landwirtschaft im Unterricht. „In der Detailbetrachtung zeigt sich allerdings, dass die österreichische Bevölkerung der heimischen Landwirtschaft gegenüber deutlich positiver eingestellt ist. So haben in Österreich 94% der Bevölkerung ein positives Bild von den Landwirtinnen und Landwirten, während in der deutschen Studie nur ein Wert von 79% erreicht wurde“, so Johannes Mayr, Geschäftsführer KeyQUEST.


Quelle: LKÖ, BMLRT