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In der Bewirtschaftung sind Dattelbäume von zentraler Bedeutung, sie liefern Früchte sowie Holz und Fasern als Baumaterial. © Imagefoto55/Shutterstock.com

GARTENBAU

Neue Gärten für die Sahara

Ein Artikel von Alexandra Pickner (bearbeitet) | 15.02.2021 - 12:12

Im Jänner hat ein ungewöhnliches Projekt im Norden des Tschads begonnen. Unter der Leitung von Dr. Tilman Musch, Ethnologe an der Universität Bayreuth werden in Kooperation mit Gärtnern aus anderen Oasenkulturen der Sahara 20 Mustergärten im Stockwerksbau angelegt. Auf drei Etagen sollen in Zukunft qualitativ hochwertige Nahrungsmittel angebaut werden.

Die neuen Saharagärten werden eine Fläche von rund 500 m2 aufweisen. In der Bewirtschaftung sind Dattelbäume von zentraler Bedeutung, sie liefern Früchte sowie Holz und Fasern als Baumaterial. In deren Schatten sollen Granatäpfel, Zitrusfrüchte, Gemüsepflanzen sowie Heil- und Gewürzkräuter wachsen. Eine lange Tradition hat der stockwerkartige Aufbau der Gärten in Nordafrika, er ähnelt dem Konzept der aktuellen Waldwirtschaft und die Versorgung der Nutzpflanzen, die einen sehr unterschiedlichen Bedarf an Nährstoffe, Wasser und Licht haben, kann gut aufeinander abgestimmt werden. Eine moderne Niederdruck-Tröpfchenanlage wird die Bewässerung unterstützen. Das dafür nötige Wasser wird mithilfe solargestützter Pumpensysteme aus oberflächennahen offenen Brunnen gewonnen. Bei der Planung und Bewirtschaftung wird auf das Wissen der Menschen aus anderen Gegenden der Sahara, die unter ähnlichen Bedingungen anbauen, gesetzt. Ihre Erfahrungen v. a. in den Bereichen der Versalzung und Erosion der Böden ist von essentieller Bedeutung.

Die Techniken des Gartenbaus, mit denen früher der tägliche Bedarf an Obst und Gemüse gestillt wurde, sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Heute wird alles Notwendige aus Libyen importiert. Das Gartenbau-Projekt möchte den Menschen vor Ort einen besseren Zugang zu frischen, qualitativ hochwertigen und preisgünstigen Lebensmitteln ermöglichen. Ergänzt wird das Projekt durch die Zusammenarbeit mit dem Centre National de Recherche pour le Développement in N’Djamena, der Hauptstadt des Tschads. Dort werden zwei Versuchsgärten angelegt sowie zwei tschadische Masterarbeiten zum Thema betreut.
Der Wunsch nach einem Gartenbauprojekt, das die nachhaltige Landwirtschaft im Tschad fördert und der gestartete Bau der Saharagärten gehen auf das Anliegen der lokalen Bevölkerung zurück.


Quelle: uni-bayreuth