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In Freiburg ist jetzt die weltgrößte Sammlung entstanden. (Symbolfoto) © LanKS/Shutterstock.com

Deutschland

Kohlenstoffspeicher aus dem Labor

Ein Artikel von Red. | 14.10.2020 - 12:27

Moore binden mit ihren vielen Torfmoosarten rund 30% des weltweit im Boden gespeicherten Kohlenstoffs. Etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie in allen Wäldern der Erde steckt in unseren Mooren. Dieser Kohlenstoffspeicher wird durch Torfabbau und den Klimawandel bedroht. Für einen großflächigen Anbau von Torfmoosen fehlt derzeit das Saatgut. Prof. Dr. Ralf Reski und seinem Team gelang es gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität Greifswald, die weltweit größte Laborsammlung an Moosarten der Gattung Sphagnum zu erstellen - das schafft eine Grundlage um Torfmoose nachhaltig und wirtschaftlich zu vermehren. Die Fachzeitschrift New Phytologist veröffentlichte die Ergebnisse.

Die Forscher sammelten Sporophyten, die Sporen bildende Generation von Moosen, von 19 Sphagnum-Arten aus Österreich, Deutschland, Lettland, Russland, Schweden und den Niederlanden. Im Ressourcenzentrum „International Moos Stock“ (IMSC) lagert damit die weltgrößte Sammlung von Sphagnum-Kulturen. Aus den Sporen der Torfmoose wurden im Labor Reinkulturen erstellt, die durch kleine Pilze, Bakterien und Algen verunreinigt sind. Im Labor vermehren sich einige der Arten 50- bis 100-mal schneller als im Moor, dazu maßen die Forscher das Wachstum in flüssigen Nährmedien (Suspensionskulturen). Die Wissenschafter bestimmten, wie viele Chromosomensätze die Zellkerne der Kulturen aufwiesen und verglichen sie mit der Genomgröße des etablierten Modellmooses Physcomitrella patens. Dabei identifizierten die Wisschenschafter haploide und diploide Sphagnum-Arten, also mit einfachen und doppelten Chromosomensatz.

Torf wird in der Gemüse- und Zierpflanzenproduktion verwendet. Der Klimawandel mit seinen vielen Dürreperioden und hohen Temperaturen lässt die Torfmoose schlechter wachsen, schneller zerfallen und weniger Kohlenstoff binden. Die Forscher wollen den Torf durch erneuerbare Biomasse ersetzen. Die großen Mengen des benötigten Saatguts konnten die Wissenschafter nur in Bioreaktoren erzeugen. Die Laborstämme werden von Reski und seinem Team vom IMSC an Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Bereich der biologischen Grundlagenforschung, der Biotechnologie und der nachhaltigen Torfwirtschaft abgegeben.


Quelle: Uni Freiburg