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Die Standfestigkeit und Bruchfestigkeit lässt sich an Bäumen ohne Stammbewuchs besser kontrollieren. Dass Efeu dem Licht entgegenwachsen will, verstehen Baumpfleger gut, denn in dem Baumwipfeln fühlen sie sich selbst auch wohl. © GMH/Fachverband geprüfter Baumpfleger

Baumbewuchs

Wann wird Efeu zum Problem?

Ein Artikel von Red. | 26.03.2020 - 10:18

Der professionelle Baumpfleger Frank Rheinwald ist von seinem Arbeitsplatz in luftiger Höhe begeistert und fühlt sich dort genauso wohl, wie die Bäume, die er zu begutachten hat. Schließlich lohnt sich der Energieeinsatz für Kletterpflanzen, wenn sie sich durch das dichte Geäst quälen, um an bessere Photosyntheseplätze zu gelangen.
„Denn je mehr Licht sie erhalten, desto höher ist ihre Photosyntheseleistung und desto mehr Energie können sie in Wachstum und Vermehrung stecken“, so der Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung.

Kleines Ökosystem

Ein „baumfremder Bewuchs“ stellt für gesunde, gut gewachsene Bäume kein Problem dar. Bis sich eine Kletterpflanze so ausbreitet, dass sie einem Großbaum Licht raubt, vergehen schon einige Jahren und selbst dann arrangiert sich häufig der Baum mit der Konkurrenz.
Aus ökologischer Sicht sind dicht bewachsene Bäume ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren wie Insekten, Spinnen, Vögel und Kleinsäuger - dort suchen sie nach Nahrung, Schutz und Brutplätzen. Besonders Efeu ist für die Tierwelt ein wertvolles Gehölz. Erst können Bienen und andere Insekten Nektar und Pollen genießen, später erfreuen sich Vögel über die blauschwarzen Beeren und nutzen das Dickicht auch zum Brüten.

Schäden vorbeugen

Bei Bäumen im Siedlungsbereich ist ein dichter Bewuchs problematisch, denn die vorgeschriebene „Verkehrssicherungsplicht“ muss gewahrt bleiben. Jeder Baumbesitzer (Kummune oder Privater) muss dafür sorgen, dass durch seine Gehölze niemand zu Schaden kommt. Eine wesentliche Aufgabe für Baumpfleger ist, Bäume auf ihre Standsicherheit und das Risiko für Astbruch zu beurteilen. Spannungsrisse, Rindenablösungen, Verfärbungen oder Pilzfruchtkörper können nur entdeckt werden, wenn der Stamm und die Äste gut sichtbar sind. Deshalb müssen die Mitarbeiter vom  Fachverband geprüfter Baumpfleger erstmal die Kletterpflanzen entfernen, auch wenn es schade ist, aber Sicherheit geht vor.
Efeu, Wisteria oder andere Kletterpflanzen können Einschnürungen und damit potenzielle Sollbruchstellen verursachen und somit auch direkt zum Astbruch führen. Auch ihr massives Gewicht kann im äußeren Kronenbereich, besonders im Winter, wenn die Bäume unbelaubt sind und durch starken Wind gefährdet sind, Astbrüche hervorrufen.
Regelmäßige Baumkontrollen, Efeubeseitigung im Bedarfsfall und ein fachgerechter Schnitt sind für alle Beteiligten sinnvoll. Der Baum kann sich bestmögliche entwickeln und die Baumbesitzer können entspannt sein und die Kosten gering halten, weil keine teuren massiven Eingriffe notwendig sind.  

Halbschmarotzer: Misteln

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Im Querschnitt lässt sich gut erkennen, wie massiv die Misteln mit ihren Saugwurzeln in den Ast eingedrungen sind. © GMH/Fachverband geprüfter Baumpfleger

Auch wenn Misteln zu Weihnachten sehr beliebt sind, werden die Halbschmarotzer von Baumbesitzern nicht gerne gesehen. Mit ihren Saugwurzeln zapfen die Aufsitzerpflanzen die Leitungsbahnen der Bäume an und bereichern sich am nährstoffreichen Pflanzensaft. Abhängig von der Vitalität der Bäume und der Anzahl der Misteln können Gehölze dadurch geschwächt und auch zum Absterben gebracht werden. In urbanen Gebieten stehen Bäume unter Stress, Misteln würden zusätzlich Stress bedeuten und sollten daher frühzeitig und fachgerecht entfernt werden.


Quelle:GMH