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Kartoffelkäfer sind sehr anpassungsfähig und fressen auch gerne an Tomatenpflanzen © Aleksandr Rybalko/Shutterstock.com

Kulturpflanzen

Pflanzenzüchtung für den Klimawandel

Ein Artikel von Renate Stoiber (bearbeitet) | 19.12.2019 - 09:08

Der fortschreitende Klimawandel bringt neue Herausforderungen in Form von Schädlingen und Krankheiten für unsere Pflanzen. Bereits ein Temperaturanstieg um ein Grad kann zu Ernteverlusten von bis zu 20 Prozent bei wichtigen Kulturpflanzen führen. Die Frage ist: Reichen unsere konventionellen Züchtungsmethoden noch aus, oder brauchen wir neue Methoden wie Genome Editing, um neue Sorten so schnell wie möglich zu züchten?

Im Wettlauf mit der Zeit

Klimawandel und Globalisierung führen dazu, dass immer mehr Schädlinge (Insekten, Pilze, Bakterien) aus den südlichen auch in die nördlichen Regionen der Welt vordringen. Ihnen ist gemein, dass sie meist sehr anpassungsfähig sind und anstatt der ursprünglichen Wirtspflanzen auf andere – oft wichtige Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Melanzani, Paprika und Tomaten beim Kartoffelkäfer (ursprünglich aus Colorado und an Büffelkletten fressend) – ausweichen. Auch die zunehmende Trockenheit ist eine große Herausforderung.

Die Pflanzenzüchtung muss immer schneller werden, um tolerante und resistente Sorten hervorzubringen, z. B. braucht die konventionelle Apfelzüchtung mehrere Jahrzehnte für eine neue Sorte. Mit der „markergestützten Selektion“ kann der Zeitraum auf 15 Jahre verkürzt werden, Marker können nämlich bereits im Sämling nachgewiesen werden und Computer können Vorraussagen zum Phänotyp der Nachkommen treffen, so führt sie schneller zu Züchtungsergebnissen.

Wissenschaft empfiehlt neues europäisches Recht

Die neuen Züchtungstechniken wie Genome Editing (CRISP/Cas9) sind in Europa aber kaum nutzbar. Laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs gelten sie als Gentechnik und die hohen Anforderungen das anzuwendenden Rechts und die öffentliche Meinung verhindern den praktischen Einsatz.

Inzwischen ist aber eine breite Diskussion im Gange, die Chancen und Risiken bei der Züchtung im Wettlauf mit der Zeit erörtern. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) empfehlen ein neues europäisches Gentechnikrecht, das Urteil erschwere die Forschung, Entwicklung und den Anbau angepasster Nutzpflanzen.

Als kurzfristige Maßnahme solle die Definition von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) überarbeitet werden so dass genomeditierte Pflanzen nicht als GVO gelten wenn keine artfremde genetische Information enthalten ist – in Analogie mit konventionellen Züchtungsmethoden veränderter Pflanzen. Ebenso soll es sich nicht um GVO handeln, wenn eine Kombination genetischer Informationen vorliegt, die sich auch auf natürlichem Wege oder mit konventionellen Methoden ergeben könnte. Langfristig sei aber ein völlig neuer Rechtsrahmen notwendig.


Quellen: IVA-Magazin/pflanzenforschung.de, aiz.info