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(v.l.): ÖHV-Vorstandsvorsitzender Dr. Kurt Weinberger, AGES-Studienautor Dr. Andreas Baumgarten, LKÖ-Generalsekretär Dipl.-Ing. Ferdinand Lembacher Chart: Selbstversorgung gefährdet: Beispiel Kartoffel © ÖHV

Österreich

Ernährungssouveränität durch Klimawandel und Bodenverbrauch massiv gefährdet

Ein Artikel von Red. | 15.10.2019 - 13:36

„Der Klimawandel bringt Missernten bzw. mangelnden Ertrag mit sich und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Massenmigration und globaler Instabilität. Gleichzeitig kommt es durch den Bodenverbrauch zu einem Verlust der Produktionsgrundlage. Daher muss es das oberste nationale Ziel sein, den Klimawandel zu bremsen, die Lebensgrundlage Boden zu erhalten und nicht durch Verbauung zu zerstören. Andernfalls gefährden wir massiv die Selbstversorgung Österreichs. Hier herrscht jedenfalls Handlungsbedarf!”, so der eingehende Mahnruf vom Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, DI Ferdinand Lembacher, dem Autor der AGES-Studie „Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich”, Dr. Andreas Baumgarten, und dem Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger.

Im Extremfall ist in Österreich mit einem durchschnittlichen Temperaturanstieg von bis zu 6ºC bis zum Jahr 2080 zu rechnen, prognostiziert die Studie. Dies führt zu einer Verschiebung der Regenmenge, worunter der Osten Österreichs zu leiden haben wird. Eine deutliche Unterversorgung bei fast allen landwirtschaftlichen Kulturen wird die Konsequenz sein. Österreichischen Konsumenten wird dies gar nicht bewusst sein, weil die Regale durch weltweite Produktion und Import voll sein werden - auch wenn in Österreich immer weniger produziert wird. 

Studie belegt einen massiven Ertragsrückgang durch Klimawandel und Bodenverbrauch

Das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) hat das Projekt Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich (BEAT) in Auftrag gegeben um zu untersuchen, ob durch heimische Produktion eine ausreichende Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten in Zukunft gewährleistet ist. Das alarmierende Ergebnis zeigt, dass aufgrund der Klimaänderung der Ertrag in der landwirtschaftlichen Produktion, besonders im Osten und Südosten Österreichs, zum Teil dramatisch zurückgeht. Hinzukommt das wertvolle Agrarflächen für die Produktion aufgrund des Bodenverbrauches nicht genutzt werden können.
„Es ist davon auszugehen, dass bei den meisten derzeit bedeutenden Feldfrüchten nach 2030 keine Autarkie mehr gewährleistet werden kann, selbst wenn alle derzeit verfügbaren Bodenressourcen in der Produktion verbleiben. Daher müssen wir klimafitte Böden erkennen und schützen und den Bodenverbrauch reduzieren. Denn Bodenschutz beduetet Klimaschutz und Ernährungssicherung”, so der BEAT-Studienleliter Dr. Andreas Baumgarten von der AGES.
Weiters betonte der Wissenschafter: „Für Österreich gehen wir von einem Rückgang der Erträge um bis zu 19 Prozent in den kommenden 40 Jahren aus. Im aktuell trockenen, pannonischen Klimaraum wird es die stärksten Ertragseinbußen geben. Im Marchfeld könnte sich die Ernte durch zunehmende Hitzetage und Trockenheit sogar um bis zu 50 Prozent verringern, bis 2060 droht eine Unterversorgung zum Beispiel bei Getreide, Mais oder Kartoffeln. Um die Versorgung Österreichs mit wertvollen Nahrungsmittel zu sichern, müssten die besten Böden für die landwirtschaftliche Produktion bewahrt werden.” So könnte in Österreich 75 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktionskapazität gesichert werden.

Ohne ein Einlenken werden die Probleme deutlich zu nehmen und wir machen uns abhängig von klimaschädlichen Importen. Die Importe könnten eine minderwertige Qualität aufweisen und vernichten zusätzlich heimische Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. Es müssen ertragreiche Flächen gegen Versiegelung geschützt werden, damit diese für landwirtschaftliche Produktionen genutzt werden können. Das Konzept soll landwirtschaftliche Produktionsflächen schützen und stellt somit ein wichtiges Instrument der Raumplanung dar. Eine besserer Raumordnungspolitik zwischen Bund, Länder und Gemeinden, ein verbindlicher quantitativer Bodenschutz, die Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorrangflächen sowie Bodenverbrauchsprüfungen, Anreize zur Revitalisierung von Ortskernen und Brachflächenrecycling werden gefordert.
Bodenschutz bedeutet Versorgungssicherheit, Klima-, Biodiversitäts- und Naturgefahrenschutz. Der Boden ist essentiell zur Lebensmittelproduktion und es sollte, wie schon in der Schweiz üblich, auf den produktivsten Böden ein Bauverbot auferlegen werden um die Ernährungssicherheit der Bevölkerung in Zukunft zu sichern. Ohne Kurskorrektur sind unser Kinder und Kindeskinder die Leittragenden.


Quelle: ÖHV