Die Prüfung des im Handel befindlichen Poinsettien-Sortiments war 2013 ein Schwerpunkt in der Versuchsanstalt Stuttgart Hohenheim. Bei diesen Sortenversuchen wurden die Pflanzen in 3 Gruppen unterteilt: in die normale Wachstumsgröße für den Verkauf der Poinsettien sowie in Midi- und Mini-Formen.
74 Sorten im Vergleich
Kultiviert wurde 2013 in Hohenheim das aktuelle Sortiment von 7 Herkünften mit besonderem Fokus auch auf die Neuheiten. Im Bereich der normalgroßen Poinsettien standen 74 Sorten im Vergleich. Geprüft wurden die Sorten hinsichtlich Pflanzenaufbau, Frühzeitigkeit der Blüte und Verkaufsqualität. Außerdem wurden auch die Kälteverträglichkeit, Robustheit sowie „Lager- und Transportfähigkeit“ kontrolliert.
Aufgefallen ist, dass die Pflanzen verhältnismäßig früh ihre Brakteen ausfärbten, was vermutlich mit der geringeren Einstrahlung während der Herbstmonate zusammenhängt. Die Pflanzen erreichten im Durchschnitt Wuchshöhen zwischen 19 und 38 cm. Sie waren deutlich weiter gespreizt als 2012.
Die Verkaufsqualität der geprüften Sorten war überwiegend gut (Boniturnote 7) bis sehr gut (Boniturnote 9). Auch die Homogenität der Bestände lag bei den meisten Sorten in diesem Bereich. Unter den gegebenen Kulturbedingungen gab es im vergangenen Jahr nur wenige negative Ausreißer. Sorten, die mit der Gesamtnote sehr gut (Boniturnote 9) ausgezeichnet wurden, waren ‘Pronto Red Pre‘ und ‘Lazz 1077 Red Pre‘ (Herkunft Lazzeri), ‘Prima Red‘ (Dümmen) und ‘Marbella‘ (Volmary). Knapp 30 Sorten konnten bei dem Versuch die Note sehr gut bis gut (Boniturnote 8) erreichen.
57 Midi-Poinsettien im Sortenvergleich
Die meisten Poinsettien werden zurzeit im Midi-Bereich produziert und abgesetzt. Das Besondere an dieser Pflanzengruppe ist, dass sie bereits früh auf dem Markt erscheinen und dann aber, so die Hinweise der Staatsschule für Gartenbau, unter einem entsprechend hohen Preisdruck zu leiden haben.
Kultiviert werden die Midi-Sorten heute noch in der Regel im 11 cm-Topf, während offensichtlich für die Zukunft die Größe 10,5 cm oder kleiner angestrebt wird. Eine wesentliche Bedingung ist, dass dieses Produkt kostengünstig produziert wird und trotzdem eine gute Qualität aufweist.
In Hohenheim wurden im Vorjahr 57 Sorten von 8 Herkünften geprüft. Auch bei diesen Sorten konnte eine frühe Farbbildung der Brakteen beobachtet werden, während die Wuchshöhen im Vergleich zu den früheren Jahren geringer ausfielen. Die Pflanzen erreichten Wuchshöhen zwischen 10 und 21 cm. Ähnlich den normal kultivierten Poinsettien war die Verkaufsqualität der geprüften Sorten überwiegend gut und die Boniturnoten lagen bei der Mehrzahl der Sorten zwischen 7 und 9, wobei die sehr gute Note 9 nur die Sorte ‘Lazz 1077 Red Pre‘ von Lazzeri erreichen konnte. Immerhin konnten aber 21 Sorten die Boniturnote 8 (gut bis sehr gut) erreichen und weitere 24 Sorten die Boniturnote 7 (gut).
Minis: Table-Poinsettien im Aufschwung
Bei den Table-Poinsettien handelt es sich um eine sehr kompakt wachsende Pflanzengruppe. Sie werden gerne von Privatkunden als Mitnahme-Artikel erworben, aber auch als Tischdekoration im Gaststättengewerbe, Seniorenheimen oder Kantinen verwendet. Trotz des geringen Preises machen kurze Belegungszeiten und hohe Bestandsdichten den Artikel wirtschaftlich interessant.
Im Gegensatz zu der normalen Poinsettien-Kultur und den Midi-Poinsettien können allerdings – je nach Witterungsverlauf und Sorte – bei den Mini-Poinsettien sehr unterschiedliche Qualitäten entstehen. Das hat auch der Sortenvergleich des Vorjahres bestätigt, denn hier gab es bei den 15 geprüften Sorten von 7 Herkünften doch deutlich unterschiedliche Beurteilungen: Obwohl alle Sorten in der 38. bzw. 39. Woche als Jungpflanzen angeliefert wurden, erreichten sie unterschiedliche Wuchshöhen, die zwischen 4,6 und 12 cm lagen. Zwei Sorten lagen sogar über dieser Höhe: ‘Jester Red‘ erreichte 12,6 cm und ‘Harlequin Red‘ hatte eine Höhe von 15,3 cm.
Bei der Gesamtbeurteilung konnten 2 Sorten die Boniturnote sehr gut (9) erreichen: ‘Christmas Eve‘ und ‘Christmas Beauty‘ von Selecta. 12 Sorten konnten mit der Boniturnote 8 immer noch ein sehr gutes Ergebnis erzielen, während 19 Sorten mit der Boniturnote 7 gekennzeichnet wurden. Die weiteren Sorten lagen im Gesamteindruck etwas darunter, 7 Sorten erreichten nur die Boniturnote 5.
Hohes Niveau auf dem Markt
Entscheidend für eine erfolgreiche Vermarktung ist eine gute Qualität der Erzeugnisse und insbesonders auch eine gute und lange Haltbarkeit. Die roten Farbtöne der Brakteen standen bei der Mehrzahl der Sorten im Vordergrund, gefolgt von der weißen Farbe.
Es gab aber auch einzelne „Ausreißer“, zu denen z. B. die Sorte ‘Lipstick Pink‘ von Dümmen GmbH, Rheinberg/D gehört. Diese Sorte fiel im gesamten Sortimentsbereich durch ihre besonders geformten und auch farblich hoch interessanten Brakteen auf. Ähnlich war es bei der Sorte ‘Christmas Feelings Glitter‘ von Selecta, die durch ihre gesprenkelte Brakteenfarbe nicht zu übersehen war. Beide Sorten konnten in der Gesamtbeurteilung je nach Größe der Pflanzen die Note 6 oder 7 erreichen.
Was die neuen Sorten können
Unter der Sortennummer ‘1030‘ präsentiert Beekenkamp, Maasdijk/NL, eine Neuheit mit leuchtend roten Brakteen. Diese Züchtung ist eine sich sehr schnell entwickelnde 7-Wochen-Sorte mit außerordentlich gleichmäßiger Triebentwicklung, einer sehr guten Verzweigung und kräftig leuchtend roten Brakteen.
Die Sorte ‘Harlequin Red‘, die zur Gruppe der Winterrosen gehört, wurde gleich in mehreren Exemplaren vorgestellt . Diese Neuheit zeichnet sich durch einen kräftigen V-förmigen Wuchs, sehr gleichmäßige, stabile Triebe mit guter Verzweigung und kräftig dunkelgrüne Blätter besonders aus. Angeblich besitzt diese Sorte die beste Verzweigung der auf dem Markt befindlichen gefüllt blühenden Poinsettien. Die Blütenstände sind mit den dicht gefüllten Brakteen sehr auffallend und präsentieren sich in einem leuchtenden Rot.
Auch für die Schnittblumengewinnung wird dieser Sorte eine gute Eignung prognostiziert. Die Sorte ‘RED FOX Prima‘ mit einer speziellen roten Farbe der Brakteen von Dümmen, die bereits seit dem Vorjahr auf dem Markt ist, wird durch 2 Sorten erweitert: ‘Prima Donna‘ und ‘Prima Vera‘. Beide Sorten waren bisher unter den Nummern 1301 und 1302 geführt worden und sind durch ihre guten Eigenschaften mit den angeführten Sortennamen versehen worden.
Alle Prima-Poinsettien sind laut Hersteller relativ einfach zu produzieren, sie besitzen einen kompakten, sehr ausgeglichenen Wuchs und einen relativ reichen Brakteenbesatz.
Eine aufmerksamkeitserregende Neuheit ist die Sorte ‘Glace Early‘, die im dunkellaubigen Bereich mit zu den Sorten zählen soll, welche die reinste weiße Farbe der Brakteen ausbildet. ‘Glace Early‘ ist eine relativ rasch wachsende 7-Wochen-Sorte.
Als 8-Wochen-Sorte und ebenfalls mit weißen Brakteen kommt die Neuheit ‘Champion White‘ in den Handel, die sich von den anderen Sorten durch ihre eichenlaubförmigen Brakteen unterscheidet. Bei der Syngenta Seeds GmbH, Kleve/D, steht die Sorte ‘Sigma‘als Neuheit im Vordergrund. Die Sorte zeigt einen kompakten Wuchs, sehr gute Verzweigung, stabile Triebe und einen reichen Brakteenansatz. Diese Neuheit ist besonders für kleinere Töpfe sehr gut geeeignet. Auffallend und sortentypisch ist der straff aufrechte Wuchs.
Die Sorte ‘Neva‘ war bereits als beste Neuheit Sieger beim LTO-Award. Die Pflanze besitzt einen extrem V-förmigen Wuchs und ist somit für eine hohe Flächenbelegung besonders gut geeignet. Die Pflanzen selbst lassen sich durch diese positiven Wuchseigenschaften leicht eintüten und eignen sich laut Züchter für eine Massenanzucht.
Auffallend bei der Neuheit ‘Love You Pink‘ von Volmary GmbH, MünsterD, ist der kräftige rosa Farbton der Brakteen. Die Sorte wird als sehr stabil bezeichnet, deren Triebe – so die Firmenvertreter – sehr stabil sind und nicht brechen.
In Kombination: Poinsettien und Chamaesyce
Die Pflanzengattung Chamaesyce ist ein Wolfsmilchgewächs, das gerne in gemischten Pflanzungen für Balkonkistchen verwendet wird. Durch eine Kombination von Poinsettien mit Chamaesyce soll laut Versuchsleiter Rudolf Feldmann die Möglichkeit geschaffen werden, dem Kunden ein höherpreisiges Produkt anzubieten.
Bisher hat man festgestellt, dass sich einfach blühende Sorten der Chamaesyce weniger gut für diese Kombination eignen. Deshalb wurde 2013 ein Versuch mit der gefüllt blühenden Sorte ‘Diamond Star‘ (Kientzler Gartenbau GmbH & Co. KG, Gensingen/D) durchgeführt. Die Versuchsauswertungen führten zu der Schlussfolgerung, dass Poinsettien und Chamaesyce zunächst getrennt kultiviert werden sollten.
Nach den Erfahrungen in Hohenheim reicht es vollkommen aus, wenn beide Gattungen 2 Wochen vor dem Verkaufstermin zusammengepflanzt werden. Rund eine Woche vorher können die Chamaesyce zurechtgestutzt werden. Bei diesem Formstutzen darf nicht stark, sondern nur schwach gestutzt werden. Auf diese Weise ist es möglich, dass sich die Pflanzen bis zum vorgesehenen Verkaufstermin wieder optimal entwickelt haben und in diesem Zeitraum außerdem auch einen reichen und attraktiven Blütenflor ausbilden können.