Gärtner+Florist: Sie besitzen einen Gewächshausbetrieb in Lebeny/Ungarn. Welcher Beweggrund hat Sie dort zur Nutzung von Geothermie veranlasst?
Ziel war es Erdöl zu finden, jedoch kam „leider nur“ heißes Wasser
Zeiler: Der Betrieb wurde 2010 errichtet und hat eine Größe von 6,3 ha unter Glas. Es werden Cherryrispen- und Cocktailtomaten produziert. Der Grund für diesen Standort ergab sich durch die dort befindliche Geothermieanlage. Diese wurde in den 80er-Jahren durch die ungarische MOL errichtet und gebohrt. Ziel war es Erdöl zu finden, jedoch kam „leider nur“ heißes Wasser. Wir haben in Lebeny ein Grundstück in der Größe von 36 ha und haben zu Beginn die Geothermieanlage zusammen mit österreichischen Geologen geprüft. Nach einigen Wochen und Monaten dimensionierten wir die Glashausgröße aufgrund der Ergebnisse der Geothermieanlage. Wir haben zwei Geothermiebrunnen als Energielieferanten angelegt. Als Redundanz haben wir auch einen Gaskessel mit einer Leistung von 8MW thermisch errichtet.
Die Wärmeleistung beträgt ca. 6,5 MW, abhängig, wie kalt man das Wasser abkühlen kann
Gärtner+Florist: Aus welcher Tiefe wird die Erdwärme gewonnen, welches Leistungspotenzial hat die Anlage und wie lange dauert es voraussichtlich, bis sich die Anlage amortisiert hat?
Zeiler: Die Bohrungen sind 2400 m tief und athesisch: das heißt, dass das warme Wasser von selbst bis an die Erdoberfläche kommt. Die Wassertemperatur beträgt 84 °C und die Energie wird mittels Wärmetauscher aus diesem Wasser entzogen. Die Wärmeleistung beträgt ca. 6,5 MW, abhängig, wie kalt man das Wasser abkühlen kann. Wir haben, um die Leistungsspitzen im Gewächshaus abfedern zu können, einen Warmwasserspeicher installiert, welcher 3000 m³ Wasser beinhaltet. Was das Heizsystem anbelangt, so konnte im Glashaus eine ganz normale Rohrschienenheizung installiert werden, welche in der Tomatenproduktion üblich ist. Die Investitionskosten für Bohrungen von bis zu 3.000 m Tiefe sind sehr hoch, jedoch gibt es nur geringe Wartungs- bzw. Betriebskosten. Die Amortisationszeit der Anlage beträgt in Abhängigkeit zu Alternativenergiepreisen ca. 7 Jahre. Das ist ziemlich gut und vor allem unabhängig von Öl-, Gas- und Holzpreisen!
Gärtner+Florist: Für welche Kulturen eignet sich die Geothermienutzung?
Zeiler: Für alle Kulturen, die viel Wärme brauchen, eignet sich diese Heizform. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Vorteil ist die Nachhaltigkeit von Wärmegewinnung aus Geothermie. Bei dieser Energieform wird kein CO2 ausgestoßen.
Die Vorteile sind in der Unabhängigkeit von den Welt-Energiepreisen und in den geringen laufenden Kosten zu sehen
Gärtner+Florist: Wie zufrieden sind Sie mit der Anlage und mit welchen Vorteilen aber auch mit welchen Nachteilen ist bei Nutzung von Geothermie zu rechnen?
Zeiler: Wir sind sehr zufrieden mit dieser Anlage. Die Vorteile sind in der Unabhängigkeit von den Welt-Energiepreisen und in den geringen laufenden Kosten zu sehen.
Die Nachteile finden wir in der hohen Investition und dem Fündigkeitsrisiko. Nicht jeder Standort kann Warmwasser im Untergrund vorweisen. Ein einfacher Umstieg ist in 98 % der Fälle am bestehenden Standort nicht möglich. Man muss sich folglich mit der Standortwahl an die Geologie halten.
Man kann auch keine Mindestgrößen bei den Gewächshäusern angeben, ab wann sich die Investition rentiert, denn niemand kann heute vorhersehen, wie sich die Rohstoffpreise in den nächsten Jahren entwickeln werden. Somit fehlt der Vergleich.