Die Zeiten starrer Tischeinheiten und der Transportvorgänge mit der guten alten Karre sind nun endgültig vorbei. Jede auch nur kleinste Strecke und jede Verlagerung der Pflanzen zum Rücken, zur Bearbeitung oder für kulturtechnische Maßnahmen verursacht Kosten. Daher sollte vorab gründlich überlegt werden, ob der Transport wirklich nötig ist und wie er rationell vorgenommen werden kann.
Wie in vielen Beispielen ersichtlich, hat sich eine Mobiltischanlage als günstiges innerbetriebliches Transportmittel inzwischen in vielen Betrieben durchsetzen können. Doch was ist mit älteren Einrichtungen, wie beispielsweise den Rolltischen, die in vielen Unternehmen noch vorhanden sind? Ein kompletter Austausch ist mit hohen Investitionen verbunden und nicht von jedem Betrieb zu leisten.
Ein Betrieb - drei Systeme
Vor dieser Entscheidung stand auch der Orchideengärtner Matthias Bremkens aus dem niederrheinischen Geldern-Walbeck. Sein Betrieb ist 1956 von Johannes Bremkens gegründet worden und hat sich seit 1970 zum Spezialisten für Topforchideen entwickelt. Heute beherrschen die Phalaenopsis das Bild, von den Jungpflanzen über die Topf- bis hin zur Schnittkultur. Rund 23.000 m² der insgesamt etwa 3 ha großen Unterglasanlage sind mit modernen Mobiltischen ausgestattet. Über sie laufen im Wesentlichen die innerbetrieblichen Transportvorgänge. Das System ist mit Portalkran und Stapler ausgerüstet und läuft vollautomatisch.
Darüber hinaus sind bei Bremkens auf einer Fläche von rund 7.000 m² Rolltische installiert. Hier stehen hauptsächlich Testpflanzen und Kundenauftragspflanzen, an denen immer wieder Kulturmaßnahmen und Kontrollen vorgenommen werden müssen. Rolltische besitzen den Vorteil, dass Mitarbeiter problemlos und ohne Aufwand in den Bestand gelangen können. Das wäre bei Mobiltischen aufgrund der querlaufenden Rohrkonstruktionen nicht möglich. Dafür sind Rolltische aber nicht mobil und daher für Transportvorgänge ungeeignet.
Um beide Systeme möglichst effizient zu verbinden, ist bei Bremkens eine Hängebahn vom niederländischen Hersteller Lukassen en Zn. (Gendt) installiert. Als Transportsystem ist die Bahn im Orchideenbetrieb bereits ein alter Bekannter, denn vor einigen Jahren noch konzentrierte sich Matthias Bremkens auch auf die Schnittkultur von Cymbidium. Damals suchte er nach einer Möglichkeit, den Transport der geschnittenen Orchideen-Rispen wie auch der schweren Kultureimer schonend und rationell zu realisieren. Fündig wurde er im „Luuk-Systeem“, einer Monorail-Bahn, die den gesamten Betrieb erfasst und sich unabhängig von anderen Transportsystemen über die Kulturflächen verlegen lässt.
Heizungsrohr als Schiene
Als Grundgerüst und Schiene dient diesem System im Prinzip ein 51 mm-Stahlrohr, welches auch als Heizrohr Verwendung findet. Das Rohr ist elektrolytisch verzinkt und kann praktisch in jeden Winkel eines Gartenbaubetriebes verlegt werden. Heute tendiert man jedoch zu einem 63er-Rohr, um nicht nur mehr Stabilität und somit mehr Sicherheit zu garantieren. An den stärkeren Rohren lassen sich auch wesentlich besser Verstrebungen (Flacheisen) anschweißen. Gegenüber früher hat sich zudem die Aufhängung der Transportwagen (Racks) verändert. Sie verfügt inzwischen aus Sicherheitsgründen über zwei Doppelrollen.
Ansonsten ist das System im Wesentlichen unverändert. Abzweigungen oder Ausweichstellen besitzen Weichen mit einem Radius von 750 mm. Damit lassen sich die auf leichtgängigen Hartkunststoffrollen gelagerten Hängewagen einfach von einer Schiene auf die andere befördern. Mittels Seilzug und Gegenfeder sind die Weichen entweder manuell oder über Druckluft automatisch zu bedienen. Das Schienensystem beansprucht keinen zusätzlichen Platz, weil es gleichzeitig als Rohrsystem für die Oberheizung ausgelegt ist. Das Monorail-System ist vor allem bei den Gärtnerkollegen in den Niederlanden verbreitet. Bei Neuanlagen ist die Schwebebahn von Beginn an in die Gewächshauskonstruktion integriert und erfasst alle Bereiche. Im Betrieb Bremkens sind die Schienen nur in die Hauptwege verlegt worden.
Um die geforderte Schienen-Höhe von 2 m im gesamten Betrieb einhalten zu können, waren umfangreiche Anpassungen an betriebliche Strukturen notwendig (Durchfahrten, Türen, Verlegung von Heizrohren und Versorgungsleitungen). Wichtig war auch, dass die Wege unter dem Schienensystem weiterhin mit den CC-Karren befahren werden konnten. Um quer vom Hauptweg in die Häuser zu gelangen, wurde das System modifiziert. Die Racks gelangen dabei auf spezielle Transportrahmen, welche wiederum ihrerseits mit Rollen auf Rohrschienen in das Haus geschoben werden können. So ist ein Transport in Längs- und Querrichtung gewährleistet.
Kostengünstiges Transportsystem
Durch die Verzahnung mehrerer Transportsysteme (Mobiltische, Hängebahnsystem, CC-Karren) hat es Matthias Bremkens trotz der gewachsenen und dadurch nicht optimalen Betriebsstrukturen geschafft, die innerbetrieblichen Transportvorgänge zu verbessern. Manuelle Transporte gibt es nur noch im minimalem Umfang (vom Pikiertisch auf die Mobiltische, vom Rolltisch auf die CC-Karren oder der Wechsel auf und von den Racks).
Das Hängebahnsystem ist zwar nützlich, aber nicht unbedingt notwendig. Wer im gesamten Betrieb mit Mobiltischen arbeitet, benötigt kein weiteres Transportsystem. Allerdings ist ein Monorailsystem eine interessante, weil gegenüber den Mobiltischen kostengünstigere Variante (etwa 10,- Euro pro Quadratmeter) für jene Betriebe, die nicht unbedingt auf Kulturtische angewiesen sind (beispielsweise Betonflächen, Schnittkulturen in Beeten).
Vorteil der Einschienenbahn ist, dass sie überallhin verlegt werden kann und auch sehr verwinkelte Betriebsteile gut erreicht. Da sie über dem Boden schwebt, reduziert sie in nur sehr geringem Maße die kostbare Kultur- und Verkehrsfläche in den Gewächshäusern, was den Nutzungsgrad gegenüber anderen Systemen deutlich erhöht. Peter Springer