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Glas oder Folie?

Ein Artikel von Peter Springer | 19.03.2010 - 13:28
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Generell ist zu beobachten, dass Folien im Wettlauf um die Gunst der Gärtner in den vergangenen Jahren stark aufgeholt haben. Das ist sicherlich auch auf die angespannte Kostensituation im Gartenbau zurückzuführen. Viele Betriebe überlegen sich vorab genau, ob sie Geld in ein Glasgewächshaus investieren wollen, welches sich erst nach vielen Jahren amortisiert. Oftmals erfüllt auch ein preisgünstigeres Folienhaus seinen Zweck.

Der starke Zuwachs an Foliengewächshäusern zeigt, dass viele aus den Fehlern der letzten Generation gelernt haben. Damals entstanden in Holland die preisgünstigen (aber nicht so langlebigen) Venlohäuser und bildeten eine Alternative zu den massiven Großraumhäusern. Nach 20 Jahren waren die massiven Glashäuser zwar abbezahlt und bautechnisch immer noch bestens erhalten, aber total veraltet. In der gleichen Zeit konnten holländische Kollegen ihre Venlohäuser zum zweiten Mal erneuern und waren dadurch produktionstechnisch im Vorteil.

Kapitalbindung
Der kleine Exkurs in die Vergangenheit zeigt, dass es durchaus sinnvoll ist, keine langfristige Kapitalbindung einzugehen. Das ist vor allem in der heutigen Zeit wichtig, in der sich Trends und mit ihnen Absatzsituationen sehr schnell verändern können. Somit spricht eigentlich alles für die Folie.
Aber auch hier ist der Rechenstift vorab gefragt. Folie ist nicht so langlebig wie Glas. Auch wenn preiswerte Gewächshausfolien mit einer Nutzungsgarantie von 5 Jahren in der Regel länger halten, so ist ein Austausch in den Folgejahren fällig. Folie ist darüber hi­naus empfindlich für Beschädigungen. Sie kann leicht einreißen, was dann den kompletten Austausch ganzer Bahnen verursacht. Bei Glasein­deckungen ist es dann in der Regel nur eine Scheibe.

Von Nachteil ist bei der Folie auch der starke Wärmedurchgang. Das ist vor allem derzeit im Zeichen der stark gestiegenen Energiekosten ein wichtiger Aspekt. Daher kommen Häuser mit einfacher Folienbespannung nur für Kaltkulturen oder für eine frostfreie Überwinterung in Frage. Alle anderen Kulturen benötigen eine bessere Wärme­isolierung durch Doppel- oder Luftpolsterfolie. Das verteuert unter Umständen die gesamte Anlage. Inzwischen bietet der Markt auch Folien mit einem verminderten Durchgang für die Infrarot-Strahlung. Diese halten vor allem nachts die Wärme besser in den Häusern, vermindern aber generell die IR-Strahlung, so dass es tagsüber in den Häusern kühler bleibt.

Lichtdurchgang
Ein direkter Vergleich ist sehr schwierig, denn modernste Hightech-Folien wie die Produkte aus Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) und die neuen hochtransparenten Floatgläser mit Antireflexschicht unterscheiden sich kaum in der Lichttransmission und liegen schon nahe des maximal Möglichen. Eine 100 Mikron starke ETFE-Folie soll nach Herstellerangaben sogar mindestens 15 Jahre halten und sich in der Zeit auch in der Lichtdurchlässigkeit kaum verändern. Damit reduziert sich der Kostenfaktor für den regelmäßigen Austausch der Folie. Allerdings ist die ETFE-Folie stark durchlässig für Wärme. Um Energiekosten zu sparen, ist daher eine Doppelfolie notwendig. Damit wären wir allerdings im Kostenbereich auf Höhe eines Glasgewächshauses.

Kaum Unterschiede
Das Angebot an Foliengewächshäusern hat sich in der Vergangenheit enorm ausgeweitet. Die Kultur- und Klimaführung unterscheidet sich kaum von der in modernen Glashäusern, denn auch Folienhäuser sind mit allen notwendigen technischen Ausrüstungen versehen. Das erschwert die Entscheidung. Darüber hinaus gibt es nun sogar Glasscheiben, die UV-Licht oder Bereiche davon durchlassen und somit den Pflanzen zur Verfügung stellen. Das war ja bisher immer eine Domäne der Kunststofffolien und wurde gerne als Vorteile für Ausfärbung und Abhärtung in den Vordergrund gestellt. Auf der anderen Seite gibt es Folien, die für das UV-Licht undurchlässig sind. Beide Materialien haben sich somit angeglichen und überlassen dem Betreiber die Qual der Wahl.
Dem Problem des Tropfenfalls in Folienhäusern begegnen einige Hersteller durch besondere Dachformen. Mit dem Spitzbogendach (gotische Form) soll im Gegensatz zu den herkömmlichen runden Dachformen Kondenswasser besser, insbesondere vom Firstbereich, ablaufen können. Das Gleiche gilt für das Abrutschen von Schnee. Für normale Folienhäuser stehen darüber hinaus leis­tungsfähige Antitaufolien zur Verfügung, um den Nachteil gegenüber den Glashäusern zu kompensieren.

Fazit
Inzwischen gibt es mehrere Hersteller, die einige Standardkonstruktionen anbieten und sie wahlweise mit Glas oder Folie eindecken. Die Kosten für moderne Folienhäuser haben sich inzwischen denen der Glashäuser angeglichen Somit ist die Wahl zwischen Folie oder Glas hauptsächlich von der Nutzungsart und von der beabsichtigten Kapitalbindung des Betreibers abhängig.