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"Bio"-geeignet

Ein Artikel von Werner Oschek | 24.08.2009 - 14:28
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Noch sind Bio-Zierpflanzen eine Rand­erscheinung. Doch werden zunehmend Mittel aus der Zulassung genommen und die Betriebe werden hell­höriger was Pflanzenstärkungsmittel betrifft. So müssen die Betriebe durch deren Einsatz nicht mehr so engmaschig spritzen. Das Thema Bio-Pflanzen ist besonders bei jungen Betriebsleitern mit Kindern ein Thema.

Pflanzenschutz
In Auweiler werden Pflanzenstärkungsmittel genutzt, wodurch sehr gute Qualitäten erzeugt und Krankheiten und Schädlingen vorgebeugt wird. In den vergangenen Jahren wurden ätherische Öle und Knoblauchpräparate nur über die Bewässerung gegeben. Es trat Blattlaus- (an Salvia mystic spires) und Minierfliegenbefall (Verbenen) auf.
In diesem Jahr wurden die Mittel Biplantol Contra X2 forte und Envirepel zusätzlich zur Bewässerung auch im Kaltnebelverfahren (Blatt-Applikation) ausgebracht, was eine Repelentwirkung, also eine abschreckende Wirkung auf die Schad­erreger hatte. Neben den genannten Mitteln kamen bei der Bewässerung und Überkopfbehandlung auch Biplantol Agrar, Bona Vita und Biplantol Mykos zum Einsatz.

Bei der Düngung wurde der biologische Dünger Organic Plant Feed eingesetzt. Im Gegensatz zu 2008, als das Substrat noch mit 700 mg N/l angereichert war, wurden in diesem Jahr nur 400 mg N/l zugegeben. Dies aus dem Grund, da sich biologische Dünger bei der Lagerung umsetzen und zu hohen Salzgehalten führen können. Es wurde daher früher nachgedüngt. Mit der Düngung wurde sechs Wochen nach dem Topfen begonnen, wobei einmal wöchentlich 0,2 % als Kopfdüngung und dies zweimal verabreicht wurden. In der Folge wurde dann regelmäßig über die Bewässerung zwei mal wöchentlich 0,2 % gedüngt.

Bei Calibrachoa trat in diesem Jahr Blattaufhellung auf, weshalb diese mit einer Blattdüngung mit Verde (0,2 %, organische Haupt- und Spurennährstoffe, unter anderem natürliches Eisenchelat aus Tannenrinde) behandelt wurden. Zur Verbesserung der Aufnahme wurde Biplantol Agrar mit verabreicht.

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Nützlingszucht
Zur Vorbeugung gegen Blattläuse erfolgte in den Gewächshäusern eine offene Nützlingszucht auf Fingerhirse. Bei dieser Hirse kommt es so gut wie nie zu einem Mehltaubefall. Sie wurde dreimal mit Getreideläusen besetzt. Wichtig bei einer offenen Nützlingszucht ist, dass diese rund sechs Wochen vor der Kultur ins Gewächshaus kommen, damit sie sich etablieren können. Aufgesetzt wurden Aphidius colemani und Aphidius ervi gegen Blattläuse und die Schlupfwespe Dacnusa gegen Minierfliegen.

Trauermücken können in biologischen Substraten mit Kompostanteil ein Prob­lem sein. Der Druck ist noch stärker, wenn Hornspäne eingesetzt werden. Daher wurde dieses Jahr anstelle von Hornspänen nur etwas Hornmehl und Phytoperls als Grunddünger im Substrat verwendet.

Zur Trauermückenkämpfung wurde Hypoaspis miles ausgebracht, die daneben ein breites Beutespektrum haben und aktiv auf die Suche nach Larven gehen. Hypoaspis können sich gut im Gewächshaus etablieren und überdauern auch Phasen ohne Nahrung. Da diese allein aber nicht ausreichen, wurden die Kulturen zweimal mit Steinernema abgegossen. Durch diese kombinierten Maßnahmen konnten die Trauermücken stark reduziert werden.

Sortiments-Erfahrungen
Im Demonstrationsanbau sind ausschließlich Sorten von Ball, Weeze/D. 2008 waren Petunien und Verbenen mit im Anbau, die dieses Jahr nicht kultiviert wurden, da sie für einen kompakten Aufbau kühler stehen müssen als die übrigen Arten. In Auweiler müssen viele Arten auf einer relativ kleinen Fläche kultiviert werden, weshalb es wichtig ist, Arten zu wählen, die ähnlichen Wasserbedarf und gleiche Temperaturansprüche haben. Für die Kultur wurde der 12er-Topf gewählt, da die Bio-Pflanzen stärker wachsen und so größere Pflanzen produziert werden.

Bei Angelonia waren Sorten der Angel Mist Serie im Anbau, die jedoch später blühen als die meisten übrigen Arten im Demonstrationsanbau. Trotz der für sie nicht optimalen Kulturbedingungen hatten sie einen kompakten Aufbau. Die Häuser in Auweiler wurden 1985/86 gebaut und sind mit Doppelverglasung eingedeckt. Hierdurch ist weniger Licht im Haus als bei Einfachverglasung. Das bedeutet aber auch, dass wenn die Pflanzen hier kompakt sind, sie in jedem anderen Haus ebenfalls kompakt bleiben. Der Anbau ist daher gut auf andere Betriebe zu übertragen. Beim Sortiment hat sich gezeigt, dass Argyranthemum frutescens Madeira 'Pink Deep' nicht kompakt genug ist.
Zudem hatte die rosablühende Sorte im vergangenen und diesem Jahr gelbe Blattspitzen. Sie wird daher in Zukunft nicht mehr im Bio-Pflanzen Demonstrationsanbau verwendet. Sehr gut präsentierte sich dagegen Madeira 'Double White', die einen kompakten, gut verzweigten Aufbau hatte und früh blühte.

Stärken und Schwächen
Bei Calibrachoa hybrids wurden drei Sorten der Cabaret-Serie kultiviert. Einen sehr schönen, kompakten Aufbau hatte die violett blühende Cabaret ‘Purple‘, doch hatte sie zum Vermarktungszeitraum kaum Blüten angesetzt. Anders Cabaret 'Peach' (Pfirsich/Rosa) und Cabaret 'Scarlet' (Rot), die einen etwas zu lo­ckeren, aber noch guten Aufbau und ausreichend Blüten hatten.
Bei der Calibrachoa-Kultur hatte es zunächst Probleme mit Botrytis und Trauermücken gegeben. Das Substrat hatte nach den bisherigen Erfahrungen einen zu hohen Feinanteil. Besser wäre ein gröberes Substrat mit mehr Porenvolumen gewesen, das schneller ab­trock­net.

Impatiens überzeugt
Impatiens walleriana Fiesta Olé brachte beim Demonstrationsanbau eine super Qualität. Fiesta Olé ‘Frost‘ (Weiß) hatte einen gut verzweigten, kompakten, runden Aufbau und reiche Blüte. Fiesta Olé 'Cherry' (Rot) und 'Rose' (Dunkelrosa) waren ebenfalls früh, aber etwas stärker wachsend als die weiße Sorte. Insbesondere ‘Rose‘ war etwas lockerer im Aufbau, doch machten alle Sorten einen sehr guten Eindruck. Die Pflanzen waren einmal gestutzt und verzweigten gut.
Daneben wurden einige 3-l-Container mit drei Pflanzen kultiviert, die eine Superware, beispielsweise im Endverkaufsbetrieb, bringen.
Impatiens Neuguinea-Grp. Fanfare 'Blush' (Weiß) und ‘Orange‘ wurden versuchsweise in 30er-Ampeln mit drei Pflanzen kultiviert und hatten einen guten kompakten Aufbau.Sanvitalia speciosa 'Inca' mit gelben Blüten und grüner Mitte ging sehr gut zu kultivieren und brachte eine sehr gute Qualität.
Als Test wurden in diesem Jahr einige Sorten der Dahlia Dahliettas kultiviert, was sehr gut geklappt hat. Die Pflanzen waren kompakt, gut verzweigt und reichblütig. Sie können also sehr gut bei der Bio-Pflanzenproduktion verwendet werden.