Mit der ausreichenden Wasserversorgung hat sich Dr. Andreas Teichert von der LVG Heidelberg intensiv befasst und anlässlich des 12. Gemüsebautages Mitte Februar in Oedheim darüber berichtet. Der Wasserbedarf von Gemüse ist entsprechend der Massenbildung der verschiedenen Arten und ihrer jeweiligen Standortbedingungen und Kulturtechnik sehr variabel.
Die verschiedenen Gemüsearten benötigen während der Kulturperiode unter deutschen Klimaverhältnissen zwischen 200 und über 600 l/m². Dieser Bedarf wird allein durch die Bodenspeicherung und die Niederschläge während der Vegetationsperiode in vielen Fällen an den meisten Standorten nicht gedeckt.
Qualitätssicherheit durch Zusatzbewässerung
Weltweit wird der Wasserbedarf der Kulturpflanzen unzureichend gedeckt, aber nur ca. 17% der landwirtschaftlichen Nutzflächen werden zusätzlich bewässert. Während in ariden Gebieten der Anteil an zu bewässernden Flächen besonders groß ist, liegt der zusätzliche Wasserbedarf von Feldgemüse in Mitteleuropa zwischen Mai und August bei etwa 60 bis 140mm, in Trockenjahren bei 90 bis 240 mm. Auch in den Gemüseanbaugebieten in der Bundesrepublik ist intensiver Gemüsebau ohne Zusatzbewässerung unmöglich.
Ertragssicherheit gewährleistet
Auch über die Ergebnisse eines gezielten Wassereinsatzes berichtete Teichert. In Geisenheim wurde unter anderen Gemüsearten Brokkoli zusätzlich mit unterschiedlichen Wassergaben beregnet und die Ertragsergebnisse wurden festgehalten. Standen dem Brokkoli während seiner Kultur 183,5mm Niederschlag zur Verfügung, von denen 105mm in sechs Gaben zusätzlich verabreicht wurden, konnte ein Ertrag von 110 dz/ha erzielt werden, wobei der Brokkoli ein Gewicht von 207g je Stück erbrachte.
Wurde das Wasserangebot auf 263,5 mm mit einer Beregnungsmenge von 185 mm in zehn Wassergaben erhöht, konnte der Ertrag auf 194 dz/ha mit einem Stückgewicht von 363g erreicht werden. Ähnliche Ergebnisse wurden auch bei den anderen Gemüsearten erzielt. Es ist durch Versuche bewiesen, dass eine ausreichende zusätzliche Bewässerung eine absolute Erhöhung des Ertrags gewährleistet und somit ein sichereres Kulturergebnis erzielt werden kann.
Bewässerungsverfahren
Im Gemüsebau spielen augenblicklich die folgenden vier Freiland-Bewässerungsverfahren die wichtigste Rolle: Reihen-Regnerverfahren, insbesondere das Rohr-Beregnungsverfahren; Tropfbewässerung; mobile Beregnungsmaschinen sowie halbstationäre Beregnungsmaschinen (Kreisund Linear-Beregnungsmaschinen).
In Baden-Württemberg stehen derzeit die Rohr-Beregnungsanlagen im Vordergrund. Sie sind relativ teuer und benötigen hohen Arbeitszeitbedarf. Die Beregnungsqualität ist aber nicht besser als die von mobilen Beregnungsmaschinen und ein Einsatz ist nur für relativ kleine Betriebsflächen geeignet. Der Kapitalbedarf für dieses Verfahren ist abhängig vom jeweiligen Rohrdurchmesser. Dieser liegt je nach Rohrdurchmesser zwischen 4.500 und 7.000 €/ha, bezogen auf Flächengrößen zwischen 0,5 und 5 ha.
Punktuelle oder mobile Bewässerung
Arbeits- und kapitalintensiv sind die so genannten Tropfbewässerungsanlagen. Sie bieten jedoch eine Reihe von Vorteilen, insbesondere die der Energieeinsparung, da mit niedrigem Betriebsdruck gearbeitet werden kann. Auch die Wasserersparnis ist durch die gezielte und punktuelle Ausbringung beträchtlich. Sie werden in der Praxis überwiegend im Bereich der Einlegegurken, Stangenbohnen, Salate usw. eingesetzt.
Der Kapitalbedarf liegt je nach Kultur, Ausführung und Flächengröße bei 1.500 bis 5.500 €/ha. Stark verbreitet sind die mobilen Beregnungsmaschinen, da sie bei unterschiedlichsten Betriebsbedingungen einsetzbar sind und der Kapitalund Arbeitszeitbedarf vertretbar ist. Kleinere Maschinen sind für Bewässerungsflächen von 5–10 ha geeignet, während Maschinen mittlerer Bauart auf Flächen von 15 – 30 ha eingesetzt werden. Der Kapitalbedarf für diese mobilen Beregnungseinrichtungen liegt je nach Ausführung bei etwa 500 –1500 €/ha.
Wassersparende Beregnung
Eine weitere Möglichkeit zur Bewässerung von Gemüsekulturen sind halbstationäre, so genannte Kreisoder Linear-Beregnungsmaschinen. Sie haben bisher in Süddeutschland noch keine Bedeutung erlangt, weil für deren wirtschaftlichen Einsatz Betriebsgrößen ab 40 ha notwendig sind. Im Einsatz sind sie z. B. in Ostdeutschland. Dort haben sie aufgrund der großen Flächen den Vorteil eines geringen Arbeitszeitbedarfs, einer gleichmäßigen Wasserverteilung und eines niedrigen Betriebsdrucks.
Ca. 100 Maschinen sind dort im Gemüsebau bereits im Einsatz, wobei der Kapitalbedarf bei etwa 750 –2.000 €/ha liegt. Da in Zukunft auch der Schutz der Wasserressourcen immer mehr an Bedeutung gewinnt, könnte dieses Verfahren aufgrund einer wasserund pflanzenschonenden Funktion stärkere Verbreitung finden.
Prognosen für die Zukunft
Laut Teichert hat sich in Süddeutschland innerhalb der vergangenen 50 Jahre das Klima deutlich verändert. Die Jahresmitteltemperatur sei bis zu 1,7°C angestiegen, während bei den Frosttagen im Mittel ein Rückgang um 30 Tage/Jahr festgestellt wurde.
Die Anzahl der Sommertage hat im Mittel um 20 Tage/Jahr zugenommen. Mit einem zusätzlichen Wasserbedarf von durchschnittlich 100– 200 mm/Jahr ist zu rechnen. Auch in Süddeutschland müssen weitere Flächen für eine Zusatzbewässerung erschlossen werden. Die Rohr-Beregnung wird auf kleinen Flächen weiterhin interessant sein, während die mobile Tropfbewässerung die zukunftsorientierte Lösung darstellt. Die Kreisoder Linear-Beregnung wird sich dann bewähren, wenn einheitliche Kulturen auf zusammenhängenden, größeren Flächen kultiviert werden.