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Strauchpfingstrosen

Ein Artikel von DI Dr. Katharina Hristoforoglu | 22.08.2005 - 11:09
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Die Echte Pfingstrose, Paeonia officinalis, auch Bauern-Pfingstrose genannt, wurde durch Benediktinermönche aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa gebracht, wurde als Heilpflanze in Klostergärten kultiviert und gelangte nach und nach in die Bauerngärten. Als Gartenpflanze hat sie zunehmend Konkurrenz durch Paeonia lactiflora, die Chinesische Pfingstrose, erhalten, die aus dem asiatischen Raum stammt und auch Edelpäonie genannt wird.
Die Strauch- oder Baumpäonien, die vor 200 Jahren nach Europa gebracht wurden, sind in Nordwestchina, in Tibet und in Bhutan beheimatet. Diese kleine Gruppe chinesischer Arten, deren 2,5 m lange Triebe verholzen, wächst in Bambusdickichten, im Unterholz der Wälder und auf Wiesen.
Paeonia suffruticosa gehört zu den wenigen holzigen Arten und zählt aufgrund ihrer prachtvollen Blüten zu den prächtigsten Blütensträuchern unserer Gärten.

Bisher keine Kultur durch In-vitro-Vermehrung. Strauchpfingstrosen werden konventionell über Teilung (Arten, Sorten), Veredelung (Sorten) oder Samen (Arten) vermehrt. Alle drei angeführten Vermehrungsmethoden sind zeit- und kostenintensiv, wobei bei der Samenvermehrung zusätzlich noch eine Selektion - da nicht sortenecht – vorgenommen werden muss. Bei der Vermehrung über Teilung muss die Pflanze mindestens 5 Jahre alt sein. Das Anwuchsrisiko ist jedoch viel geringer als bei Veredelungen.
Bei der Methoden-Entwicklung für die Strauch-Päonien gibt es sowohl in der In-vitro-Vermehrung als auch in der Bewurzelung ungelöster Fragestellungen. Nach aktuellem Wissensstand gibt es noch keine Paeonia suffruticosa–Pflanzen aus In-vitro-Vermehrung zu kaufen. Akklimatisierungs–Versuche bei Paeonia lactiflora zeigten auf, dass trotz Fungizidbehandlung ein hoher Verlust von mehr als 50% auftrat.

Gene von Wildpflanzen. An der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau, Schönbrunn in Wien gibt es eine wertvolle Paeonia suffruticosa–Sammlung, die mindestens 50 Jahre alt ist. Experten gehen davon aus, dass diese vorhandenen Sträucher Gene von Wildarten enthalten könnten, die an den Naturstandorten bereits ausgestorben sind.
1991 wurden daher unter Ing. Josef Sigmund die ersten In-vitro-Etablierungsversuche durchgeführt. Aufbauend auf zwei Schülerdiplomarbeiten (Tersek 2003, Schwarzbach 2004), bei denen die Sorten P13, P16 und P17 etabliert werden konnten, wurden 2004 und 2005 weitere Optimierungen in der In-vitro-Vermehrung und Bewurzelung durchgeführt. Im Rahmen dieser wissenschaftlichen Tätigkeit soll eine Optimierung des In-vitro-Prozesses erfolgen. Neben der geringen Sprossinduktionsrate, Neigung zur Glasigkeit (Vitrifizierung) ist die Bewurzelungsrate und Akklimatisierung zu optimieren. Für die Optimierung der In-vitro-Vermehrung, In-vitro-Bewurzelung und Akklimatisierung wurde die bereits 1991 etablierte Sorte P2 verwendet.

Verlust neuer Etablierungen. Bei den etablierten Sorten P16 (Tersek 2003) und P17 (Schwarzbach 2004) konnten die induzierten Adventivsprosse nicht weitervermehrt werden, da diese wegen Glasigkeit und Phenolbildung abstarben, woraufhin es leider im August/September 2004 zum Verlust dieser beiden neu etablierten Sorten kam. Im Vergleich dazu bildete die von Tersek (2003) etablierte Sorte P13 zu Beginn - innerhalb weniger Subkulturen – kräftige Adventivsprosse, die sich weiter entwickelten. Vergleicht man jedoch das Wuchsverhalten der Sorte P13 mit den Sorten P16 und P17 im Versuchsjahr 2004, so zeigte sich auch bei der Sorte P13 ein schlechterer Wuchs, ein größerer Anteil vitrifizierter Sprosse und eine geringere Anzahl neu induzierter Sprosse. Dies ließ darauf schließen, dass der zu diesem Zeitpunkt verwendete Nährboden geändert werden musste.
Gegen die Vitrifizierung wurde die Gelrite -Konzentration von 2,5 auf 5 g/l umgestellt, was jedoch zur Folge hatte, dass die kultivierten Mikrosprosse langsamer wuchsen. Als Alternative zur Erhöhung der Gelritemenge wurden Magenta– Belüftungsdeckel verwendet, um einen höheren Gasaustausch zu gewähren. Gleichzeitig mit der Umstellung auf Belüftungsdeckel wurde die Glucosemenge von 4 % auf 3% reduziert.
Bei der Sorte P13 konnte damit eine deutliche Verbesserung im Habitus und eine Verringerung der Glasigkeit beobachtet werden. Zur Erhöhung der Induktion von Adventivsprossen wurde die Benzylaminopurin- (BAP) und Gibberellin-Konzentration (GA3) verdoppelt.

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Längere Kultur – bessere Ergebnisse. Auch bei der Kontrollsorte P2 konnte im Versuchsjahr 2004 eine Verringerung induzierter Sprosse/ Explantat von 1,9 auf 1,3 verzeichnet werden. Dabei zeigte sich jedoch ein geringerer Abbau als bei Sorte P13, was darauf hinweist, dass bei Paeonia suffruticosa erst nach längerer Kulturdauer eine gleichmäßige, effiziente Vermehrungsrate erzielt werden kann. Eine erfolgreiche In-vitro-Vermehrung dürfte jedoch nicht nur von der Kulturdauer, sondern auch sortenabhängig sein, wie bei P16 und P17 beobachtet werden konnte.
Bei der In-vitro-Bewurzelung im März 2004 wurde analog dem Protokoll von Schwarzbach eine IBA -Pulsbehandlung durchgeführt. Hierzu konnte bei der IBA –Konzentration von 150 mg/l die höchste Bewurzelungsrate von 43 % erzielt werden. Bei der Kontrollbehandlung mit 100 mg/l IBA bildeten 33% der IBA-gepulsten Sprosse Wurzeln. Im Vergleich dazu konnten bei 250 mg/l IBA keine Wurzeln induziert werden. An zwei darauf folgenden Bewurzelungs-Zeitpunkten konnten diese Ergebnisse jedoch nicht reproduziert werden.

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Bewurzelungsrate verschieden. Als Kontrolle kam im Februar 2005 erneut die 100 mg/l und 150mg/l IBA–Pulsbehandlung zur Anwendung. Bei den Kontrollen konnten wie 2004 keine Wurzeln induziert werden. Ein schönes Ergebnis von 100 % Wurzelinduktion konnte mit 3mg/l IBA erzielt werden, wobei jedoch bei diesem Ergebnis der geringe Stichprobenumfang zu berücksichtigen ist. Bei 3mg/l IBA plus Cyclodextrin bildeten 25 % der kultivierten Sprosse Wurzeln aus. Bei einer 7-tägigen Kultivierung auf 3mg/l IBA und 3mg/l IBA plus Cylodextrin konnten Bewurzelungsfrequenzen von 22% und 11 % erzielt werden. Die Induktion der Wurzeln erfolgte nach drei und sieben Wochen. Bei geringer Sprossentwicklung in den ersten Wochen kam es nach drei Wochen zur Ausbildung von Wurzeln. Kam es sofort zur Verlängerung der Sprosse, bildeten sich erst nach sieben Wochen die Wurzeln aus. Im Bewurzelungsversuch vom April 2005 konnte interessanterweise bei Mikrostecklingen mit einer Länge von 1cm eine höhere Bewurzelungsrate induziert werden verglichen mit Explantaten von > 1 cm. Die höchste Frequenz von 47% (> 1cm Sprosse) wurde bei einer 14-tägigen Kultivierung auf 3mg/l IBA erzielt.
Da bei Schwarzbach (2004) aufgrund von Pilz- und Bakterienbefall eine erfolgreiche Akklimatisierung im Glashaus nicht möglich war, wurde die Akklimatisierung in vitro in Magentaboxen (sterile SERAMIS-Kügelchen plus sterile MS-Makro- und Mikronährsalze) durchgeführt. Die auf diese Weise akklimatisierten Paeonia suffruticosa–Pflänzchen zeigten jedoch keinen Zuwachs und starben ab. Nach erfolgreicher In-vitro-Bewurzelung im Versuchsjahr 2005 wurden die produzierten Pflänzchen in Torf/Perlite (1:1) und Sand/Perlite (1:1) im Kulturraum akklimatisiert. Trotz 2-mal wöchentlicher Fungizidbehandlung (Previcur 0,15%, Benlate 0,05%) konnten keine Pflänzchen zum Durchtreiben gebracht werden. Das Auftreten von Pilzbefall während der Akklimatisierung von Strauch– Päonien aus In-vitro-Vermehrung wird von den verschiedenen Forschungsgruppen aus China, Deutschland und der USA berichtet.
In den nächsten Versuchsjahren wird der Einfluss, den das Alter der Ausgangspflanzen auf die In-vitro-Etablierung hat, näher bearbeitet. Hierzu wird die In-vitro-Etablierung mit Sämlingsnachkommenschaften und Veredelungen der 50 Jahre alten Paeonia suffruticosa-Sträucher durchgeführt.
Ein Quellverzeichnis kann bei der Autorin angefordert werden.